Der Animations-Film „Wie der Wind sich hebt“ von Studio Ghibli ist bereits seit 01. April 2020 auf Netflix zu sehen.
So langsam nähern wir uns dem Ende unserer großen Ghibli Review Reihe. Wir sind nun im Jahr 2013 und damit beim vorletzten Ghibli Film angelangt. „Wie der Wind sich hebt“ gehört aktuell zu dem letzten Film von Meisterregisseur Hayao Miyazaki. „Wie der Wind sich hebt“ war nicht nur der erfolgreichste japanische Film 2013, sondern schaffte es auch, für einen Oscar nominiert zu werden. Doch wird der Film uns in unserem Ghibli Endspurt auch begeistern? Wir haben diesen stellenweise etwas kontrovers aufgenommen Ghibli Film für euch getestet und können ganz genau berichten.
Story:
Seitdem Jiro ein kleiner Junge ist, träumt er davon, Flugzeuge zu bauen. Nach seinem Studium bekommt er sogar eine Stelle als Ingenieur. Auf dem Weg zur neuen Stelle überlebt er mit Mühe ein folgenschweres Erdbeben und trifft dabei Noako. Jahre später treffen sich beide wieder und kommen schließlich zusammen. Doch das Schicksal schlägt brachial zu.
Eindruck:
Also ich persönlich empfinde die Sache, dass der Hauptcharakter ein Flugzeug Ingenieur ist und im Verlauf auch Kriegsflugzeuge baut, nicht so kontrovers. Aber ich muss auch sagen, ich finde den Film etwas überhypt. „Wie der Wind sich hebt“ ist ohne Frage sehr faszinierend und auch Jiro als Hauptcharakter mit seiner Leidenschaft ist wirklich toll, jedoch dadurch, dass man hier eine Story von mehreren Jahrzehnten mal eben in etwas mehr als zwei Stunden Laufzeit packt, wirkt der Film in Sachen Storytelling nicht gerade flüssig.
Zumindest in der ersten Hälfte springt man regelrecht von einer Szene in die Nächste und auch noch von einem Jahr ins andere. Kaum ist man in der Story drin, gibt es einen Sprung und man ist direkt erst mal wieder draußen. Was man aber sagen kann, der junge Jiro hatte ein sehr ereignisreiches, aber auch sehr dramatisches Leben. Auch wenn die erste Hälfte ohne Frage holprig ist, man erkennt in Sachen Animationen den gewohnt hohen Ghibli Stil. Nicht nur die Träume von Jiro werden klasse in Szene gesetzt, auch die Flugzeugdesigns sind ganz großes Kino. Die Macher ließen hier ihrer Fantasie gewohnt freien Lauf, sodass man wie schon in diversen Ghibli Filmen zuvor, klar Miyazaki Faszination für Flugzeuge erkennt.
Ab der zweiten Hälfte wird der Film nicht mehr so sprunghaft, was „Wie der Wind sich hebt“ auch merklich guttut. Nicht nur, dass es flüssiger ist, man kann nun auch deutlich besser mit den Charakteren mitfühlen.
Der Weg, wie Jiro die Flugzeuge für den Krieg verbessert, ist schon klasse und faszinierend gemacht, auch wenn er stellenweise schon etwas nerdig rüberkommt. Im Gegenzug dazu steht seine Liebesgeschichte mit Noako, die anfangs etwas sehr schnell verläuft. Sie ist im Verlauf so dramatisch und es wird gewaltig auf die Tränendrüse gedrückt, wobei die Dialoge stellenweise auch schon etwas in Schmalz abdriften.
Ebenfalls kommt sehr gut rüber, dass man zu spüren bekommt, wie sich der Zweite Weltkrieg nähert und man weiß, die Sache wird noch groß außer Kontrolle geraten und sehr intensiv werden, wodurch die Spannung während der zweiten Hälfte des Films sich schon enorm steigert, auch wenn man den eigentlichen Krieg am Ende nicht mehr sieht, die Bedrohung ist klar spürbar.
Das Ende des Films ist dann sehr rührend, aber auch sehr traurig gemacht, spätestens hier sollte man die Taschentücher bereithalten.
Fazit:
„Wie der Wind sich hebt“ ist nicht der große Überfilm, dafür hat „Wie der Wind sich hebt“ schon deutliche Schwächen im Storytelling und auch bei den Dialogen. Die Bilder und die Charaktere sind aber ohne Frage gewohnt klasse, wie man es nicht anders bei den Studio Ghibli kennt, sodass der Film auch sehr ans Herz geht. Es ist jetzt keine Gurke, der Film ist immer noch ganz gelungen, aber an die großen Ghibli Titel wie „Prinzessin Monoke“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“ reicht „Wie der Wind sich hebt“ nicht mal annähernd ran.
(Pierre Schulte)
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