Anfang der 70er hatte das japanische Filmstudio Nakkatsu stark zu kämpfen und begann darauf ihre Philosophie umzuändern und setzte darauf auf sogenannte „Roman Pornos“ sprich Erotik-Filme mit Romantik. Ein Schritt, der das Studio rettete, denn die Filme waren bei den Zuschauern und bei den Kritikern ein voller Erfolg.
Nun wollte man die guten, alten Zeiten wieder aufleben lassen und verpasste dem „Roman Porno“ Genre einen Reboot. Als 5. Film des Reboots erschien 2016 der Film „White Lily“ unter Meister Regisseur Hideo Nakata, der jedoch in erster Linie durch Horrorfilme wie „The Ring“ bekannt wurde. Die Bedingungen für die Entstehung des Films sollten identisch sein wie damals in den 70ern. Hideo Nakata hat komplett freie Hand, einzige Voraussetzungen sind: Der Film darf nicht länger als 80 Minuten dauern und alle 10 Minuten soll eine Sexszene drin sein.
Kann der Film unter diesen verrückten Bedingungen was werden? Wir haben den Film für euch getestet und können berichten.
Story:
Story:Bildhauerin Tokiko lebt mit ihrer besten Schülerin Haruaka zusammen. Haruka kümmert sich nicht nur total unterwürfig um ihre Lehrerin, sie dient ihr ebenfalls auch als Liebesgespielin. Doch Tokikos Alkoholexzesse und One-Night-Stands mit fremden Männern machen das Leben für Haruaka nicht einfach. Sie Sache wird kompliziert, als Tokiko einen weiteren Schüler bei sich zu Hause aufnimmt. Schnell wird aus Eifersucht eine wilde Dreiecksbeziehung.
Eindruck:
Ich habe jetzt nicht die Stoppuhr dabei gehalten, ob es wirklich alle 10 Minuten eine Sexszene gibt, aber ich kann sagen, Sex und nackte Haut gibt es reichlich. Der Sex wird hier teilweise recht kunstvoll dargestellt, aber auch gleichsam recht wild und animalisch. Stellenweise ist man auch nicht weit vom Hardcorebereich weg.
Der Cast ist in erster Linie in Japan aus dem Fernsehen bekannt und machte seine Sache ganz ordentlich. Vor allem Rin Asuka als Schülerin Haruka machte ihre Sache sehr gut und verleiht ihrem Charakter auch ordentlich an Gefühl. Man spürt es regelrecht, wie es ständig in ihr brodelt. Kaori Yamaguchi als Lehrerin ist dagegen mit ihrer Art eher anstrengend. Shôma Machii als dritter im Bunde spielt mehr den typischen Schönling, ohne sich jetzt groß zu beweisen. Wobei in der Summe macht es jeder Einzelne von ihnen schauspielerisch besser, als 99 % der Darsteller aus dem Hardcorebereich – okay und vermutlich auch besser, als die meisten aus dem Softcorebereich. Optisch sind die Personen, egal ob mit oder ohne Kleidung, recht hübsch anzuschauen.
Die Story ist jetzt alles andere als komplex und im Grunde dient es als Aufhänger, damit Rin Asuka zum einen glänzen kann und natürlich, um die Bedingungen der Sexszenen erfüllen zu können, wobei tatsächlich weniger mehr gewesen wäre, da so manche Sexszenen recht erzwungen überflüssig wirkt, da diese zu 75 % einfach null beitragen.
Die Kulissen sind recht minimalistisch gehalten, da ca. 80 % innerhalb einer Wohnung spielt. Immerhin sorgt es für ein nettes kleines Kammerspiel zwischen den drei Hauptcharakteren. Die Dramatik, die sich im Verlauf zwischen den dreien abspielt, lässt sich ganz gut anschauen, wobei ich sagen muss, stellenweise erinnert es auch arg eine Soap-Opera, wo man verzweifelt auf die Tränendrüse drücken will und die Dramatik stellenweise sehr überspitzt und so manche Charakterentscheidungen auch sehr an den Haaren herbeigezogen sind, „Shades of Grey“ lässt grüßen.
Im Verlauf des Filmes artet es auch immer mehr und mehr aus, sodass ich starke Schwierigkeiten hatte, den Film auch nur irgendwie ernst zu nehmen.
Bild:
Das Bild ist frei von Rauschen, Artefaktbildung und Grieseln und entsprechend sauber. Farblich ist das Bild aber eher dunkel geraten, nicht immer stimmt der Schwarzwert. Teilweise in den dunkleren Szenen verliert das Bild schon etwas an Schärfe. Bei den Tagesszenen ist die Schärfe aber sehr gut, so des Details wie einzelne Haare und Poren ganz ordentlich sichtbar sind. Immerhin spürt man aber durchgehend, dass man eine Blu-ray schaut.
Ton:
Ton:Der deutsche Ton und der japanische Ton liegen in DTS HD 5.1 vor. Beide Tonspuren brauchen sich weniger beweisen, da es eher ruhig gehalten wird. Der japanische Ton bietet aber deutlich mehr Raumklang und mehr Details, während der deutsche Ton eher frontlastig ist. Rauschen war nicht zu hören.
Die deutsche Synchro war recht schwach. Stellenweise wirkt es wie aus einem Hörbuch, was die Betonung angeht. Dazu passen die Stimmfarben nicht zu den Originalsprechern. Alles in allem ist der japanische Ton klar die bessere Atmosphäre.
Extras:
- Trailer
- Wendecover
Als Extra gibt es nur diverse Trailer und ein Wendecover. Etwas was aus heutiger Sicht natürlich viel zu wenig ist.
Fazit:
Wäre der Film ein Porno würde ich sagen, tolle Story und toller Cast, aber als ernstzunehmender Film, auch wenn es mehr ein Erotik-Film ist, funktioniert der Film nur bedingt. Da macht es ein „Basic Instinkt“ zum Beispiel viel, viel besser. Immerhin der Cast ist optisch ganz nett anzuschauen und nackte Haut gibt es auch reichlich, auch wenn die Charaktere stellenweise arg bräsig sind. So ist der Film aber auch irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Am Ende ist es zu viel Story für ein Porno, aber zu wenig für einen erstzunehmenden Film. Vielleicht sollte der Regisseur beim Horror-Genre bleiben, weil das kann er zumindest.
(Pierre Schulte)
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