Sexueller Missbrauch ist ein Etikett, das der Katholischen Kirche seit Jahrzehnten anhaftet und das sie wohl auch in Zukunft nicht ablegen kann – zumal die Eigeninitiative zur Aufklärung
verschwindend gering ist. Dieser Problematik nimmt sich der französische Film „Gelobt sei Gott“ an, der am 26. September in die deutschen Kinos kommt.
Es ist ein Widerspruch, der größer nicht sein könnte: Auf der einen Seite der Glaube, der zum Leben im Sinne Christi aufruft – Missbrauchsfälle auf der anderen Seite. Die Opfer, zumeist Minderjährige, werden hilflos mit ihrem Schicksal allein gelassen. Das mag daran liegen, dass sie aus Scham schweigen und viel zu oft stoßen ihre Worte auf taube Ohren. Und immer wieder stecken private Schicksale dahinter, die ein ganzes Leben lang belasten. Eben jene Skandale, denen sich die Katholische Kirche nicht entziehen kann, hat sich Regisseur François Ozon zum Anlass für sein Werk „Gelobt sei Gott“ genommen und dabei tatsachengetreue Ereignisse in einem fiktionalen Film verarbeitet.
Zugrunde liegt der Handlung der reale Fall des Priesters Bernard Preynat. Er wurde schon 2016 in Lyon wegen sexuellem Missbrauch an rund 80 Jungen angeklagt. Der Prozess hat noch nicht begonnen und einige Fälle sind inzwischen verjährt. Auch die in „Gelobt sei Gott“ von den Protagonisten gegründete Selbsthilfegruppe existiert tatsächlich. In Frankreich startete der Film bereits in den Kinos. Zur etwa gleichen Zeit kam es zum Ende eines Prozesses, der mit dem Preynat-Fall in Zusammenhang steht: Erzbischof Philippe Barbarin und andere Mitglieder seines Bistums wurden angeklagt, da sie die Missbrauchsfälle vertuscht haben sollen. Barbarin erhielt eine Bewährungsstrafe, Papst Franziskus nahm seinen Rücktritt nicht an.
Nach Deutschland kommt „Gelobt sei Gott“ Ende September. Eine besondere Ehrung erlebte der Spielfilm schon im Vorfeld: Bei der diesjährigen Berlinale wurde er mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.
Inhalt: Alexandre ist Familienvater und lebt mit seiner Frau in Lyon. In seiner Kindheit wurde er als Pfadfinder von einem Priester missbraucht. Durch Zufall erfährt er jetzt im Erwachsenenalter, dass genau dieser Priester noch immer mit Kindern arbeitet. Er fasst den Entschluss, etwas dagegen zu tun. Bald finden sich mit Emmanuel und François zwei weitere Opfer aus der Vergangenheit, die Alexandre unterstützen. Obwohl die beiden auch jeweils private Konflikte haben, kämpfen sie gemeinsam gegen das Schweigen. Aus ihrem Widerstand entwickelt sich eine Welle, die kaum noch aufzuhalten ist.
Ab 26. September im Kino.