Seit 28. August 2020 ist das Spiel „Wasteland 3“ für die PS4 erhältlich und hier gibt es das Review:
„Wasteland“ aus dem Jahre 1988 ist quasi die Mutter der postapokalyptischen Rollenspiele. Nachdem das Spiel zuerst auf dem Apple II veröffentlicht wurde, folgten PC und Commodore 64 Portierungen. Ohne Wasteland, dass seinerzeit unheimlich einflussreich war, hätte es die Fallout-Serie wohl nie gegeben. Nur 26 Jahre später erschien 2014, dank einer Crowdfunding-Kampagne, der Nachfolger „Wasteland 2“. Verantwortlich dafür war der gute Brian Fargo und sein Entwicklungsstudio InXile Entertainment. Da der Nachfolger sehr erfolgreich war, ließ eine Fortsetzung zum Glück nicht wieder so lange auf sich warten. „Wasteland 3“ ist da und knüpft, ein paar Jahre entfernt, quasi direkt an das Ende vom zweiten Teil an.
Nachdem die Cochise KI des Hauptquartiers durchgedreht ist, befinden sich die Arizona Rangers in einer Notlage. Alles was sie sich mühsam aufgebaut haben, scheint verloren, doch da erhalten sie einen Funkspruch aus Colorado. Ein Mann, der sich selbst „Patriarch“, nennt bietet der Gruppe Ressourcen für den Wiederaufbau ihrer Truppen an, natürlich nur gegen einen Gefallen. Die Rangers machen sich also auf den Weg, doch der Treck nach Colorado wird von den Dorseys, einer Bande mörderischer Hinterwäldler, überfallen und nahezu komplett ausgelöscht.
Nur zwei der Ranger überleben und das Spiel startet damit, dass wir neben einer der vier Schwierigkeitsstufen auch festlegen, wie diese beiden Überlebenden denn aussehen sollen. Hierzu stehen fünf vorgefertigte Duos oder ein wirklich umfangreicher Charaktereditor zur Verfügung. Erstellt man sein Duo komplett neu bleiben, was Individualisierung angeht, kaum Wünsche offen. Wasteland/Fallout typisch können neben zugehörigen Charakterhintergrundstories auch massenhaft Attribute und spezifische Fähigkeiten selektiert werden. Da die ausgewählten Skills und die damit verbundenen Punkte im weiteren Spielverlauf eine große Rolle spielen, sollte man hier gut überlegen, wie man den Charakter spezialisieren möchte. Daher kann man bereits im Charaktereditor einige Zeit verbringen.
Tipp: Achtet hier mal auf die gelungenen, humorvollen Beschreibungen der einzelnen Skills.
Kommen wir noch mal zur Story – Wie oben bereits erwähnt, bittet uns der Patriarch um einen Gefallen, im Klartext heißt das, wir sollen uns um seine drei abtrünnigen Kinder mitsamt ihren Armeen kümmern und als Ranger für Recht und Ordnung sorgen. Nebenher sind da natürlich auch noch die Dorseys mit denen wir noch eine Rechnung offen haben und natürlich der Aufbau eines neuen Stützpunktes.
Dialoge spielen in „Wasteland 3“ wieder eine große Rolle. Jede von uns getroffene Entscheidung kann andere Lösungswege eröffnen oder unsere Beziehungen zu bestimmten Fraktionen entweder verbessern oder verschlechtern. An dieser Stelle also besser gut nachdenken, bevor man einfach mal irgendeine Antwort anklickt.
Im Verlauf der Geschichte kommt es immer wieder zu kurzen humorvollen Einlagen, die dem Spiel seine typisch satirische Note geben und Leben einhauchen. Neben der finsteren Postapokalypse eine schöne und passende Abwechslung. Wer mit schwarzem Humor etwas anfangen kann, der wir sich so manches Mal das Lachen nicht verkneifen können.
Sobald wir uns an Gegner heranschleichen, diese angreifen oder wir angegriffen werden, wechselt das Spiel in den Kampfmodus. Das Kampfsystem erinnert an moderne Rundentaktik Titel wie X-COM oder Mutant Year Zero und legt, sobald der Kampf beginnt, ein Raster über die aktuelle Spielwelt. Bewegen, angreifen, verteidigen, überwachen, alles kostet nun Aktionspunkte. Das Ganze im Wechsel zwischen den Rangern und dem jeweiligen Gegner. Falls wir, entsprechende Skills vorausgesetzt, im Vorfeld tierische Begleiter oder Roboter rekrutiert haben, teilen diese direkt nach der Ranger Kampfphase selbstständig aus.
Gewalt und Brutalität sind in der Postapokalypse quasi Tagesgeschäft. Da wundert es wenig, dass „Wasteland 3“ in diesem Punkt absolut unzensiert daher kommt und die 18er Freigabe mehr als rechtfertigt. Das in Sachen Splatter ganz bewusst übertrieben wird, passt hervorragend zum satirischen Unterton des Spiels.
Um auf der riesigen Oberwelt von A nach B zu kommen, steht uns ein geländegängiger, voll gepanzerter Truck zur Verfügung. Praktischerweise kann uns dieses Biest sogar bei Zufallskämpfen mit seinem Maschinengewehr unterstützen.
Die isometrische Präsentation ist sehr gut und lässt uns in der abwechslungsreichen Spielwelt haufenweise Details bewundern. Auch die Charaktere sind gut animiert und tragen stets die aktuell ausgerüsteten Waffen und Rüstungen. Wer seinen Charakter stets gleich aussehen lassen möchte, kann auf Wunsch Rüstungsteile oder Kopfbedeckungen ausblenden. Getestet wurde auf einer PS4 Pro in 4K und hier lief das Spiel dauerhaft flüssig.
Was die musikalische Untermalung und die Soundeffekte angeht, kann man „Wasteland 3“ nur ein Lob aussprechen. Von spannender Musik bis zu ruhigen Western-Klängen ist alles dabei. Auch die (leider nur englischen) Dialoge sind hervorragend gelungen. Was die Synchronsprecher hier abliefern sucht wirklich seinesgleichen. All das sorgt für die typische Wasteland Stimmung.
Kommen wir zu guter Letzt noch zu ein paar negativen Punkten:
- NPCs neigen dazu, sich zu wiederholen.
- Das Spiel besitzt leider keine Pausenfunktion.
- Man bekommt manchmal nicht mit, wenn ein Charakter gelevelt hat und Skillpunkte vergeben kann.
Fazit:
Mit „Wasteland 3“ bekommt man erneut genau das, was man von der Serie erwartet hat, ein erstklassiges, modernes Endzeit-Rollenspiel. Und da es im Direktvergleich mit dem Vorgänger noch reichlich Feinschliff erhalten hat, ist „Wasteland 3“ aktuell eins der besten Rollenspiele in diesem Genre. Die Spieldauer beträgt gut 100 Stunden und der Wiederspielwert ist, aufgrund der vielen Entscheidungsmöglichkeiten sowie der verschiedenen Enden, sehr hoch.
Schade nur, dass auch Teil 3 nicht frei von fiesen Bugs ist. So ist es mir zum Beispiel passiert, dass ich nach dem Verkaufen von Gegenständen nicht mehr aus dem Menü heraus konnte oder das Spiel sporadisch abgestürzt ist. Achtet also unbedingt auf regelmäßiges Speichern bzw. stellt den Autosave auf alle fünf min ein! Hier kann man nur hoffen, dass InXile schnell nachgebessert.
Pro:
- gute Story
- detaillierte, lebendige Spielwelt
- spannende Taktikämpfe
- Entscheidungen haben stets Konsequenzen
- toll geschriebene Dialoge
- viel schwarzer Humor
- hervorragender Soundtrack
Contra:
- deutsche Übersetzung manchmal fehlerhaft
- lange Ladezeiten
- technische Probleme / Bugs
(Björn Cuber)
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