Die Zeichentrickserie für Erwachsene „BoJack Horseman“ läuft seit Jahren sehr erfolgreich auf Netflix und bisher ist noch kein Ende in Sicht. Nun hat sich der Macher Raphael Bob-Waksberg ein weiteres Standbeinb geschaffen und das direkt bei der Konkurrenz Amazon Prime. „Undone“ ist, ähnlich wie BoJack Horseman, klar für das erwachsene Publikum ausgelegt, aber animationstechnisch und inhaltlich komplett was anderes. Doch wird „Undone“ die Streamingwelt genauso überzeugen wie „BoJackHorseman“?
Wir haben die erste Staffel von „Undone“ für euch getestet.
Story:
Die junge Alma ist mit ihrem eintönigen Leben alles andere als zufrieden. Als sie dann in einem schweren Autounfall verwickelt wird und nach dem Koma aufwacht, verändert sich ihr Leben total. Sie hat Visionen von ihrem längst verstorbenen Vater, hängt teilweise in Zeitschleifen fest und reist durch die Zeit. Bald fängt sie sich nicht nur an zu fragen, wie ihr Vater damals wirklich gestorben ist, sie fragt sich auch, ob sie selbst bereits Tod, noch im Koma liegt oder einfach nur durchdreht.
Eindruck:
Also optisch ist die Serie erst mal gewöhnungsbedürftig, weil hier die Cel Shading Variante angewendet wird. Im Videospielbereich sah man dieseArt von Animierung schon öfters, wie z. B. in der 2008er Version von „Prince of Persia“ oder in „Mirrors Edge“.
Im TV-Bereich hatte man das zuletzt bei „Star Wars Resistance“ angewendet und erlebte so eine ziemliche Bruchlandung. Aber hat man sich hier bei „Undone“ erst mal daran gewöhnt, was wirklich sehr schnell passiert, muss ich sagen, dass das schon was hat, zumal die Starbesetzung rund um Rosa Salazar (Alita) und Bob Odenkirk (Better Call Saul) sehr gut gemacht wurde. Dadurch hat es eine Wirkung wie ein Kunstwerk.
Die Staffel selbst besteht aus acht Folgen zwischen 22 und 24 Minuten Laufzeit pro Folge und ist durchgängig erzählt. Inhaltlich ist die Staffel alles andere als einfach Kost und definitiv nichts für Kinder. Nicht nur durch die vielen Zeitsprünge muss man ganz genau aufpassen, was wie wann passiert, auch die Charaktere sind allesamt sehr komplex und dazu geht man auch in der Wortwahl alles andere als zimperlich zur Sache.
Von der Atmosphäre her wirkt es ein bisschen, als wenn „Frequenzy“ auf die „Matrix“ trifft, und auch wenn die Serie an sich recht ruhig erzählt ist, fiebert man nach kurzer Eingewöhnungsphase recht schnell mit und ist gespannt, was da passiert. Zumal das Rätselraten um das Schicksal des Vaters, ebenfalls einen wie gebannt vor den Fernseher hält. Nach und nach erfährt man mehr und es tuen sich wirklich spannende Abgründe auf. Dazu ist das Ganze optisch schlichtweg wirklich klasse präsentiert und definitiv mal was anderes. Die Spannung und das Mysteriöse wird durchgängig sehr hochgehalten, sodass das Abschalten alles andere als einfach fällt.
Vom Cast her spielen Rosa Salazar und Bob Odenkirk ihre Rollen wirklich hervorragend. Man hört zu jeder Sekunde, dass sie mit viel Spaß dabei sind und klasse zusammen harmonieren. Auch der Rest des Casts kommt richtig gut rüber und das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere ist hervorragend.
Das Ende der Staffel ist relativ offen, mit vielen Interpretationsmöglichkeiten, wobei zum jetzigen Stand nicht klar ist, ob die Serie als Miniserie geplant war oder noch eine zweite Staffel kommen wird. Ich persönlich hoffe natürlich auf mehr.
Fazit:
Eine vom Style her sehr untypische Serie und optisch erst mal gewöhnungsbedürftig, sodass man Zeit braucht, bis man drin ist, aber sobald man sich daran gewöhnt hat, fiebert man mit dieser Mystery Story wunderbar mit und die Atmosphäre ist richtig klasse. Dadurch, dass es nur acht Folgen mit recht kurzer Laufzeit sind, eignet sich die Serie auch hervorragend, um mal eben durchgebingt zu werden, zumal man beim mehrmaligen Schauen auch immer wieder neue Fassetten erkennt. Definitiv eine kleine Perle in der Streaminglandschaft.
(Pierre Schulte)
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