Der Chef über das eigene Krankenhaus zu sein hat so seine Tücken – die Apparaturen der Entleuchtungsklinik müssen gewartet werden, die Warteschlange vor den Ärztezimmern wird immer länger, die Pflanzen verdorren vor sich hin, die ersten Ärzte drohen bereits wegen fehlender Über- oder Unterbeschäftigung mit Kündigung und zu allem Überfluss hat sich der Krankenhausinspektor von der Gesundheitsbehörde angekündigt, das klingt doch irgendwie nach bekanntem Chaos – Richtig! „Two Point Hospital“ ist der verspätete Nachfolger von „Theme Hospital“ aus dem Hause Bullfrog von 1997. Die damaligen Entwickler Mark Webley und Gary Carr gründeten nach dem unerwarteten Erfolg von „Theme Hospital“ ihr eigenes Studio und reanimieren den Coup von damals, einfach nochmal für die heutige Zeit.
Als Krankenhaus Manager ist es eure Aufgabe, in Two Point ein erfolgreiches Netzwerk von Privatkliniken zu gründen und erfolgreich zu managen. Dabei stellt euch im Verlauf der Simulation jede Region vor eigene neue Herausforderungen. Beispielsweise zieht das Bergsteiger Mekka Tumble jede Menge potentielle Patienten mit Knochenbrüchen an und zusätzlich erschweren auftretende Erdbeben die tägliche Arbeit. In der Mitton University zieht ihr ein Ausbildungskrankenhaus hoch, könnt aber nur Medizin-Studenten einstellen, die ihr besser schnell ausbildet, bevor es zu viele Fehlbehandlungen bzw. Sterbefälle am Standort gibt.
Bevor es jedoch an weiterführende Aufgaben geht, gilt es die Grundelemente der Steuerung und des Aufbaus kennenzulernen. Dabei kommen die Techniken und Elemente Theme Hospital- Kennern sehr vertraut vor. In den vorgegebenen Grundrissen baut ihr wahlweise im Livespielablauf oder Pause-Menü, Arztpraxen, Apotheken, Diagnose- und Behandlungszimmer, Apparaturen zur Behandlung der abstrusen Krankheiten und baut weitere Deko-Elemente ein. Den Humor hat der Krankenhaus-Simulator über die Jahre jedenfalls nicht eingebüßt – das Team um Webley und Carr zeigt britischen Humor in bester Manier. Beispielsweise wird ein Patient, im Clown Kostüm, der unter Narzissmus leidet, kurzerhand in den Deprimator gepackt und gesund getrauert. Ein anderer Patient, der unter Topfschmerzen leidet, wird mit einem überdimensionierten Magneten einfach das Kochutensil von der Rübe gerupft. Dabei wird die Entdeckung jeder neuen Krankheit mit witzigen Texteinblendungen unterstützt, die auch in der deutschen Übersetzung nichts von ihrem Witz einbüßen. Bei den nachfolgenden Behandlungen müssen die liebevoll animierten Figuren Torturen über sich ergehen lassen, die jeden Mittelalter-Quacksalber vor Neid erblassen lassen würden. Das ständige Gewusel der Aardman-mäßigen Knet-Figuren auf den Fluren, zusammen mit den lustigen Animationen, versprüht einen tollen Comic-Charme. Leider nervt die dudelnde Musikuntermalung auf Dauer, dafür sind die verschiedenen Krankenhaus-Durchsagen wirklich witzig und charmant.
Um das Tagesgeschäft im eigenen Krankenhaus am Laufen zu halten, stellen wir Hausmeister ein, die Flure pflegen, Toiletten und Mülleimer reinigen und manchmal Geister fangen, wenn mal wieder ein unzufriedener Patient das zeitliche gesegnet hat. Krankenpfleger sind für die Pflege der Patienten geplant und Ärzte für die diversen Behandlungen und das Wohlergehen der Patientenschar. Als guter Manager schauen wir dabei natürlich nicht nur auf die beruflichen Qualifikationen und Gehaltsvorstellungen der Bewerber, sondern auch auf deren Charaktereigenschaften. „Two Point Hospital“ bietet einen sehr einfachen, intuitiven Einstieg und das Spiel ist leicht zu erlernen. Wer sich jedoch tiefer in die einzelnen Untermenüs einarbeitet wird schnell herausfinden, dass es dort noch viel mehr zu entdecken gibt, um die Arbeitsabläufe zu optimieren.
Im Normalfall stellt euch „Two Point Hospital“ aber nicht vor allzu schwere Aufgaben. Meistens ist das Konto gut gefüllt und die Missionsziele, um die benötigten Sterne für einen Level zu erreichen, relativ leicht zu erfüllen. Als Belohnung für das Erreichen bestimmter Ziele wirken Kudosh eine Extra-Währung, mit der man neue Gegenstände freischalten kann, die entweder zur Deko dienen, oder die wartenden Patienten unterhalten. Über einen Umstand können aber alle diese Spielmechaniken nicht hinwegtäuschen, „Two Point Hospital“ ist auf Dauer zu repetitiv. Viele Spielabläufe wiederholen sich zu schnell und die relativ kurze Spielzeit der einzelnen Abschnitte macht dies leider nicht besser. Zudem wünscht man sich eine Copy-Funktion, um bereits kreierte Räume nochmals direkt im Spiel zu verwenden.
Fazit:
„Two Point Hospital“ feiert ein tolles Revival der humorvollen Krankenhaussimulation auf der PS4. Die Entwickler haben es geschafft, den Charme und den Esprit des 1997- Bullfrog-Originals gekonnt zu transportieren und weiterzuentwickeln. Praktische Funktionen wie eine regelbare Spielgeschwindigkeit samt Pausenfunktion, eine gute Übersicht, tolle, liebevolle Animationen der Figuren, eine gute deutsche Synchro, sowie toller britischer Humor machen den Titel wieder zum Hit. Zudem ist die Gamepad-Steuerung gelungen und intuitiv gestaltet. Etwas nervig wirken die dudelnde Fahrstuhlmusik und die fehlende Möglichkeit die bereits erstellten Räume zu kopieren – aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Vom Spielspaß kann ich allen nur dringend einen Krankenhausaufenthalt in „Two Point Hospital“ empfehlen.
Pro:
- Toller britischer Humor
- Liebevoll animierter Knetfiguren-Look
- Witzige Krankheiten und Behandlungsmethoden
- Gute Gamepad-Steuerung
- Charme des Originals „Theme Hospital“ von 1997
Contra:
- Dudelnde Fahrstuhlmusik
- Repetitiver Spielablauf
(Michael Schröder)
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Theme Hospital fand ich ja damals schon großartig, also ein Pflichtkauf für mich. Danke für den Test liebes Filme.de Team!