Film: Regisseur und Drehbuchautor Tom Holland präsentiert uns mit „Twisted Tales“ neun unglaubliche Geschichten voller Wendungen. Ein rachsüchtiges GPS-System, eine Droge, die ihre Konsumenten in Werwölfe verwandelt, ein eifersüchtiger Bombenentschärfer und die Vorwehen einer globalen Katastrophe – das sind nur wenige der Zutaten, aus denen Holland sein Potpourri zusammenbraut.
Bei „Twisted Tales“ handelt es sich nicht um einen Film, sondern um eine neunteilige Serie der Internetseite Fearnet. Wie einst Rod Serling seine „Twilight Zone“ ansagte, sagt auch Tom Holland die einzelnen Geschichten an, und versucht dabei ein wenig Witz in die Sache zu bringen, womit er – aufgrund des Alters auch äußerlich – ein wenig an den Crypt-Keeper der „Geschichten aus der Gruft“ erinnert.
Neun Geschichten, geschrieben von Tom Holland, der auch gleichzeitig die Regie übernahm. Besetzt mit mehr oder wenigen namhaften B-Movie Stars wie Danielle Harris, William Forsythe, Ray Wise, Sarah Butler und ähnlichem – eigentlich hätte das Ganze wirklich gut werden können.
„Hätte“ und „Eigentlich“!
Das Problem dabei ist, dass „Twisted Tales“ unter einem viel zu geringen Budget leidet, was dem Endprodukt auch jederzeit anzusehen ist. Die Episoden sind leider ebenfalls nicht halb so cool, wie sie sich in der Beschreibung anhören. In der ersten Episode bekommt ein Mörder es mit dem Geist seiner Frau zu tun, die offenbar von seinem GPS-Navigationssystem Besitz ergriffen hat. Das klingt nicht nur dämlich, sondern ist es auch. Die zweite Episode zeigt einen typischen Teufelspackt – wobei das Schrecklichste die miesen CGI-Effekte sind, als die Heldin die Hölle betritt. Weiter geht es mit der Episode „Boom“, in welcher ein Bombenexperte seinen Kollegen beschuldigt, mit seiner Frau zu schlafen. Hier kommt zumindest ansatzweise ein wenig Spannung auf, auch wenn die Twist am Ende nicht halb so unerwartet ist, wie Holland es gerne hätte. In der vierten Episode geht es für die Protagonisten durch einen Zauberspiegel in eine Traumwelt, die der Zuschauer sich ebenfalls wünscht, da er somit dieser missratenen Episode entfliehen könnte. Die fünfte Episode zeigt die Auswirkungen des Drogenkonsums, wobei selbiger nicht die schlechteste Idee wäre, da dadurch die miesen Werwolf Kostüme und die banale Story (ohne großartige Wendungen) etwas an Reiz gewinnen könnten. Im Prinzip könnte man über alle Episoden etwas Schlechtes sagen, aber das sparen wir uns an dieser Stelle. Seien Sie aber versichert: Es wird nicht besser!
Es ist fraglich, was manche der Darsteller dazu bewogen haben mag, in diesem Werk mitzuwirken. Für Noah Hattaway, der seit seiner Heldenrolle in Wolfgang Petersens „Die Unendliche Geschichte“ keine nennenswerten Rollen mehr hatte war es wohl ein Mittel zum Zweck, um seine Rechnungen zu bezahlen, und für Horror-Sternchen Danielle Harris und Sarah Butler stand wohl die Gelegenheit im Vordergrund, mit einer wahren Horrorlegende drehen zu dürfen.
Leider ist von der Legende nicht mehr viel zu spüren, zumindest nicht in Twisted Tales. Ursprünglich wollte Holland sogar 13 Episoden drehen, die jeweils eine Länge von einer halben Stunde haben sollten. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, dem Altmeister etwas mehr zu vertrauen, um seiner Vision nachkommen zu können. Natürlich braucht man dafür Geld – und das war hier ganz offensichtlich nicht vorhanden. Bei Tom Holland selbst hat man leider stets den Eindruck, dass er seinen Text abliest. Abgesehen davon beschränken sich seine Auftritte auf ein bis zwei Sätze vor der jeweiligen Episode. Da hätte man es auch gleich sein lassen können.
Unterm Strich ist „Twisted Tales“ nur für ganz hartgesottene Fans des Trashfilms zu empfehlen, und selbst die sollten sich gut überlegen, ob sich eine Anschaffung für die Sammlung lohnt.
Es wäre übrigens schön gewesen, wenn man den „Film“ auch als solchen zusammengeschnitten hätte, und nicht alle paar Minuten in den zweifelhaften Genuss des Vorspanns und der End-Titel kommt. Diese aufgezwungene Unterbrechung des fragwürdigen Genusses ermöglicht es dem Zuschauer zumindest, die Toilette aufzusuchen. In manch einem Fall dürfte dieser Besuch länger dauern, zumal man dort unter Umständen etwas Besseres zu tun hat, als sich eine weitere Episode dieses misslungenen Versuchs einer Serie anzutun.
Bildqualität: Die Bildqualität der einzelnen Episoden schwankt erheblich. Manche Episoden (hier ist besonders die erste gemeint) lässt einen ernsthaft daran zweifeln, ob sich überhaupt eine DVD im Player befindet, oder ob es nicht irgendwie eine digitalisierte Version einer alten VHS-Videocassette in den Player geschafft hat. Die Schärfe ist, bis auf ganz wenige Ausnahmen, durchaus akzeptabel, wobei sich sehr häufig falsch fokussierte Bilder einschleichen. Details lassen sich zwar ausmachen, aber nicht in dem Maße, wie man es bei einer aktuellen Produktion erwarten würde. Nun muss man natürlich bedenken, dass die Serie für das Internet produziert wurde, und unter einem sehr geringen Budget zu leiden hatte.
Die Farben schwanken ebenfalls von Episode zu Episode, bleiben aber unterm Strich auch eher unauffällig. In der Episode „Mongos Magi Mirror“ geraten die Helden in eine Traumwelt, die dann ganz anständige, strahlend bunte Farben zeigt, die zu dieser Art von Film zwar nicht passen, aber immerhin zeigen, was möglich gewesen wäre.
Der Kontrast ist ebenfalls als brauchbar zu betrachten. Schwarzflächen sind entweder viel zu tief, so dass die Durchzeichnung erheblich darunter leidet, in anderen Fällen nicht Schwarz, sondern gräulich, stets mit Spuren des jeweils eingesetzten Farbfilters. Von einer Tiefenwirkung kann das Bild nur träumen. Leider gibt es eine ganze Sammlung an Fehlern und Kompressionsspuren zu bewundern: Die Farben verschwimmen, das Bild neigt zur Artefaktbildung, die Farbübergänge sind stufig und die Kanten bluten aus. Zugegeben: Es handelt sich hierbei um eine Webserie, die den Weg auf ein Digitales Medium gefunden hat. Aber wenn besagtes Medium stellenweise aussieht wie ein schlechtes Youtube-Video, dann läuft hier etwas gehörig falsch. Unterm Strich betrachtet, und in Anbetracht der Herkunft und des Budgets, geht die Qualität gerade noch in Ordnung.
Tonqualität: Dem Ton merkt man ebenfalls an, dass es sich hierbei um eine für das Internet produzierte Serie handelt. Räumlichkeit gibt es so gut wie überhaupt keine, lediglich der Soundtracks dröhnt teilweise übertrieben laut aus den Rears, aber das war es dann auch schon. Dementsprechend ist auch von Direktionalität nicht viel zu hören. Der Subwoofer wird ebenfalls so gut wie überhaupt nicht gefordert. Zumindest ist der deutsche Ton soweit gut abgemischt, dass die Dialoge jederzeit klar verständlich bleiben. Kommen wir nun zum schlimmsten Punkt des deutschen Tons, der Synchronisation. Es ist nicht ganz klar, was Dialogbuchschreiber und Dialogregisseur Tarek Helmy bislang für den deutschen Markt synchronisieren lies, aber hier stimmt beinahe überhaupt nichts. Das gleich mehrere Rollen von ein und demselben Sprecher übernommen wurden, lassen wir noch mal gelten. Aber diese Sprecher sind derart untalentiert, dass sie nicht einmal die Handlungsszenen eines Pornofilms synchronisieren sollten. Zumindest klingt die Synchronisation aus dem Hause TappersOrt in Berlin genauso billig, wie das Bild aussieht. Pfui!
Extras: Die Disc steckt in einer Amarayhülle, die mit einem Wendecover ausgestattet wurde. Das Menü ist einfallslos, aber übersichtlich gestaltet, so dass jeder Punkt sofort abwählbar ist. So lassen sich die Episoden entweder einzeln anwählen, oder eben am Stück genießen (beziehungsweise ertragen). Leider wurden die Kapitelmarkierungen schlampig gesetzt, so dass man jeweils die letzten Sekunden des Abspanns zu sehen bekommt, wo eigentlich die nächste Episode beginnen sollte.
Als Extras gibt es fünf Making-Ofs zu ausgewählten Episoden, wobei diese eine Laufzeit von ungefähr zwanzig Minuten pro Beitrag haben. Leider liegen diese Extras nur in Englischer Sprache und ohne Untertitel vor – allerdings erfährt man in den Features ohnehin nichts Nennenswertes, wodurch dieses Manko leicht zu verkraften ist. Obendrauf gibt es noch ein paar Obligatorische Trailer. Nicht viel, aber immerhin.
Fazit: Bild und Ton merkt man die Herkunft und das mangelnde Budget überdeutlich an. Zwar ist die Qualität der einzelnen Episoden sehr wechselhaft, aber so richtig gut wird es leider nie. Hier sieht man leider zu jeder Zeit, dass es sich bei dem Produkt um eine billigst produzierte Webserie handelt. Der Ton ist soweit akzeptabel, schöpft aber leider nicht die Möglichkeiten aus, und verfügt über eine unterirdisch schlechte deutsche Synchronisation. An Extras wurden ein paar Making-Ofs zu ausgewählten Episoden spendiert, die in ihrer Laufzeit die jeweiligen Filmbeiträge übertreffen, dabei aber kaum nennenswerte Informationen liefern. Außerdem liegen diese Features lediglich in Englisch und ohne Untertitel vor, wodurch sie ohnehin nur einem begrenzten Publikum zugänglich sind.
Der „Film“ selbst besteht aus Neun halb-garen Kurzgeschichten, die zwar im Ansatz gute Ideen liefern, aber leider sehr mangelhaft umgesetzt wurden. Da helfen auch die zahlreichen Genre-Stars nichts mehr. Hieran haben wohl wirklich nur Masochisten oder Extrem-Trash-Fans Spaß. Schade, denn von dem Chucky-Erfinder hätte man deutlich mehr erwartet.
(Michael Speier)
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