Trüberbrook – PS4 Review | Headup Games

Tüberbrook Review Artikelbild

Trüberbrook Review CoverDie Zeit der genialen Lucas Arts -Point & Klick Adventures á la „Monkey Island“ oder „Maniac Mansion“ scheinen lange vorbei zu sein. Das Studio btf (bildundtonfabrik) und Headup Games wollen nun mit „Trüberbrook“ den Turnaround schaffen. Ein Adventure in einer beschaulichen deutschen Landschaft, mit schrulligen Figuren und einer Geschichte die bei Twin Peaks oder X-Files angelehnt sein könnte. Das muss doch eigentlich funktionieren, oder?

 Zunächst zur optischen Seite von „Trüberbrook“, die wirklich etwas Besonderes bietet. Alle Hintergründe bzw. Sets wurden in mühsamer Kleinarbeit von der Crew handgefertigt. Ähnlich wie in den Aardman-Serien „Wallace & Grommit“ oder „Shaun – Das Schaf“ wurden somit kleine Puppenhausmäßige Szenerien geschaffen. Die Figuren wurden später digital in die Sets eingearbeitet und animiert. Die Animationen der einzelnen Figuren sind auch durchaus gelungen und passen ins Gesamtbild. Allerdings muss man auch erwähnen, dass durch die vielfache digitale Nachbearbeitung viele Szenen ihre dritte Dimension verloren haben und eher zweidimensional wirken. Es gibt leider generell nicht allzu viel verschiedenen Settings. Oftmals besuchen unsere Helden denselben Ort nur zu einer anderen Tageszeit.

Trüberbrook Review Szenenbild001Für die deutsche Version bekam man bekannte Sprecher und Schauspieler wie Nora Tschirner und Jan Böhmermann vor die Mikrophone der Synchronstudios. Nebencharaktere werden von unbekannteren Sprechern übernommen und hier merkt man direkt einen großen Unterschied. Während die von Nora Tschirner gesprochene Gretchen mit ihrer leicht rotzigen Art oder Jan Böhmermann als schrulliger, skeptischer Professor echt super gelungen sind – liefern die restlichen Sprecher höchstens Durchschnittskost ab. Viele Dialoge wirken relativ lustlos aus dem Skript abgelesen. Ein besonders schlechtes Beispiel hierfür ist das Kind, das in der Gastwirtschaft ständig vorm TV hockt.

Trüberbrook Review Szenenbild002Die eigentliche Story beginnt im beschaulichen Städtchen „Trüberbrook“. Der amerikanische Quantenprofessor Hans Tannhäuser hat bei einem Preis-Ausschreiben, (an dem er allerdings aus eigener Erinnerung nie teilgenommen hat) – eine Urlaubsreise in dieses verschlafene Idyll der deutschen Bergwelt gewonnen. Relativ schnell nach der Ankunft von Hans in seiner Pension werden seine Aufzeichnungen zur Quantenphysik von einem nächtlichen Eindringling entwendet…der Täter löst sich zudem einfach vor unseren Augen in Luft auf und hinterlässt nur hellleuchtende grüne Fußspuren. Hier ist doch irgendwas völlig spooky…

Auf der Suche nach seinen Aufzeichnungen trifft unser Hans auf die Wissenschaftlerin Gretchen, die alte Völker und Riten untersucht und in den umliegenden Wäldern von „Trüberbrook“ eine alte Kultstätte vermutet.  Auf ihrer gemeinsamen Suche nach den verschwundenen Aufzeichnungen und der Kultstätte durchstreifen die beiden diverse Locations in- und um „Trüberbrook“ herum. Die Hauptcharaktere werden per Analog-Stick durch die einzelnen Szenen gesteuert und mit dem Analogen Steuerkreuz werden die notwendigen Befehle zum Nutzen oder Verbinden von Objekten durchgeführt. Über eine der Schultertasten lassen sich alle Objekte innerhalb der Szene die genutzt oder betrachtet werden können, sichtbar machen. Ein nettes Gimmick, wenn man einer Stelle nicht mehr weiterkommt.

Trüberbrook Review Szenenbild003Auf ihrer Reise durch „Trüberbrook“ lernen die beiden diverse skurrile Charaktere kennen – wie z.B. die geschwätzige Pensionsbesitzerin, oder einen schrulligen Opa, dem mal die Mine im Ort gehörte und der ständig von den Goldenen Zeiten in „Trüberbrook“ philosophiert, dem aber dummerweise seine Katze abhandengekommen ist. Oder ein verstörtes Mädchen, dass Tag und Nacht vor der Glotze hockt, um Science-Fiction Serien in Dauerschleife zu gucken, sowie einen Wissenschaftler der Tests durchführt, um die echte „Menschlichkeit“ einer Testperson zu prüfen. Besonderes Highlight ist eine krude Band, die auf dem Jahrmarkt ein Konzert mit depressiven Songs spielt. Als Spieler kann man dabei aktiv beeinflussen, welche Strophe als nächstes gespielt werden soll.

Alle Figuren, die man trifft, haben einen gewissen Charme, aber es fehlt der besondere Kick, sie wirken austauschbar und bleiben leider nicht lange im Gedächtnis. Auch Anspielungen wie z.B. ein Wachroboter mit einer sonoren Stimme, der einen nur durch die verschlossene Tür lassen will, wenn er mit ihm bekannt gemacht wurde (klingt irgendwie nach HAL – aus Stanley Kubrick´s „Space Odyssee“) wirken gewollt aber irgendwie nicht gekonnt. Die Rätsel im Spiel sind stellenweise ebenfalls zu abstrakt.  Oder würdet ihr darauf kommen, um einen Sumpf zu überqueren, Mülltonnendeckel zu verwenden? Oder wie schafft man es zum Teufel ein Hochstromkabel bei einer defekte Seilbahnstation zu überbrücken? Vielleicht kann ja das Denkmal im Ort irgendwie zur Lösung beitragen…

Trüberbrook Review Szenenbild00Fazit: „Trüberbrook“ schafft es aus meiner Sicht leider nicht die guten alten Lucas Arts Zeiten wieder aufleben zu lassen. Ich finde diesen Umstand persönlich sehr schade, denn ich hatte mich sehr auf das Adventure auf der Konsole gefreut. Die Story um Kultstätten, Quantenphysik, Science-Fiction und merkwürdige Typen im verschlafenen Ort „Trüberbrook“ hätte Potential gehabt.

Aber die Rätsel sind mir an einigen Stellen zu abstrakt und unlogisch. Die Figuren wirken, als ob man versucht hätte, Anleihen bei Guybrush Treepwood sowie „Maniac Mansion – Day of the Tentacle“ zu nehmen und diese kurzerhand in ein deutsches Mystery-Setting zu verpacken. Dies gelingt aber aus meiner Sicht nicht wirklich –  vieles im Spiel wirkt wie ein bunter Genre-Mix aus Mystery, Science-Fiction und einer kruden Spur Lucas-Arts-Humor, der nicht richtig funktionieren will und stellenweise auch durch das lahme Spieltempo und die schleppende Hauptstory ermüdet. Das soll aber nicht bedeuten, dass „Trüberbrook“ ein komplett schlechtes Spiel ist.Trotz der Kritik hatte ich beim Spielen von „Trüberbrook“ auch Spaß – das liegt an den detailverliebten, handgebauten Kulissen, der interessanten Story und an den tollen Sprechern Nora Tschirner und Jan Böhmermann.

Am Ende bleibt „Trüberbrook“ ein nettes, durchschnittliches Adventure für zwischendurch – es ist aber leider nicht die Renaissance der Point-and-Click-Adventures.

(Michael Schröder)

 

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