Am 19. November 2020 kam „Total Recall“ auf Blu-ray, als Limited Steelbook Edition, Limited Steelbook Edition auf 4K UHD und auf DVD in den Handel und wir haben das Review zur 4K UHD dazu:
„Paul Verhoeven´s Werke ultrahochaufgelöst“
Nach „Showgirls“ erblickt nun also auch Verhoevens „Total Recall“ als 4K UHD das Licht der Welt. Seit Jahren schon auf DVD und Blu-ray erhältlich, bekam der Kultfilm zu seinem 30jährigen Jubiläum unlängst einen neuen 4K Scan spendiert, um auch wirklich das allerletzte Quäntchen an Details, Kontrast und Farbtiefe heraus zu kitzeln. Studiocanal Home Entertainment brachte nun diese ungeschnittene 4K-Neuauflage sowohl Digital, als auch auf DVD, als Blu-ray Neuauflage und als 4K UHD Edition (beides im schicken Steelbook) auf den Markt, die allesamt von der frisch erstellten Abtastung profitieren sollen.
Wie sich die neue (Achtung: Wortspiel) Re(mars)tered Blu-ray, aber auch die 4K UHD mitsamt neuen Extras im Gepäck, im Gegensatz zu den Blu-ray Auflagen von 2012 bzw. 2016 so schlagen, und wie gut der Film in den letzten 30 Jahren gealtert ist, durfte die filme.de Redaktion für ihre Leser bereits genauestens testen.
STORY:
Wir befinden uns im zukünftigen Jahr 2084, wo der Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) immer wieder von eigenartigen Träumen geplagt wird. So träumt er, von einem anderen, spannenderen Leben auf dem Mars. Um seinen Träumen auf die Schliche zu kommen, bucht er bei der Firma Rekall einen virtuellen Trip auf den Mars, doch irgendetwas geht dabei gewaltig schief. Als er nach Hause geht, wird er plötzlich angegriffen und auch seine sonst so fürsorgliche Ehefrau (Sharon Stone) will ihn auf einmal lieber tot als lebendig sehen. So beichtet sie ihm schließlich, dass seine Erinnerungen nur eingepflanzt wurden und er in Wirklichkeit jemand anderes ist. Da er aber einem mächtigen Mann auf dem Mars auf die Spur gekommen ist, musste er aus dem Weg geräumt werden. Doch damit gibt sich der große starke Mann natürlich nicht zufrieden und startet das Abenteuer seines Lebens…
EINDRUCK:
Was soll man zu jenem Kult-Hit aus dem Jahr 1990 vom niederländischen Regisseur Paul Verhoeven noch groß erzählen? Nach seinem gelungenen Hollywoodeinstieg mit „Robocop“ erschuf er nach der Vorlage bzw. Kurzgeschichte von Philip K. Dick (Autor von „Blade Runner“, „Minority Report“) seinen nächsten Science-Fiction Kino-Hit. Kein Wunder, die Story bot zum einen genügend Meta-Ebenen inklusive einem rätselhaften Ende, das sogar heute noch zum Diskutieren und Spekulieren anregt und zum anderen an dem (für die damalige Zeit) hohen Gewaltgrad, inklusive gekonnter Action-Einlagen. Aber auch mit der steirischen Eiche, Arnold Schwarzenegger, hatte Verhoeven ein zugkräftiges Darsteller-Pferd in seinem Team. Immerhin war Arnie in Hollywood bereits eine fixe Größe und hatte dort gerade seine beste Zeit.
Auch 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung begeistert „Total Recall“ den Sci-Fi und Action-Fan. In den 113 Minuten begleitet der Zuschauer gebannt Bauarbeiter Doug Quaid und erlebt mit ihm seine Gehirnwäsche, seine Flucht aber auch seine Selbstfindung. Zwischenzeitlich wird natürlich gewohnt gute „Arnie-Action“ geboten, die auch heute noch ordentlich unterhält. Auch der Cast, zum Beispiel 90er Jahre Bösewicht Michael Ironside („Starship Troopers“), Ronny Cox („Beverly Hills Cop“) als Conhaagen oder die laszive Sharon Stone („Basic Instinct“) als Doug´s Frau Lori geben einen guten Gegenpart zu Arnie ab.
Allerdings kann man nach so vielen Jahren dem Film einen ungewollten Trashfaktor einfach nicht absprechen, denn so schön die (Mars) Sets und Spezialeffekte damals im Kino und auf VHS auch ausgesehen haben, so offensichtlich handgemacht und unfreiwillig komisch gelangen diese im Jahr 2020 zum Betrachter. Bei vielen Gummi- und Puppengesichtern der Marsbewohner kann man schon das ein oder andere Mal ins Schmunzeln kommen. Aber sei´s drum, so sahen eben Special Effects Anno 1990 aus, das macht „Total Recall“ beileibe nicht schlechter – der Film gehört auch heute noch zu den Sci-Fi Klassikern schlechthin. Die Action, die Story, die Charaktere und das Design stimmen einfach. Schwarzenegger-, Verhoeven- und Sci-Fi-Fans freuen sich jedenfalls auf einen erneuten Ausflug zum Mars… inklusive Rekall-Gehirnwäsche.
BILD (Blu-ray):
Das Bild wird uns wie erwartet erneut im Ansichtsverhältnis 1,85:1, sprich 16:9 Vollbild, präsentiert. Hat man den weichen und nicht sonderlich aufpolierten Vorspann hinter sich, macht sich bereits bei der neuen, remastered Blu-ray aus 2020 von Beginn an eine veränderte Farbgebung bemerkbar. Waren die 2012er bzw. 2016 Blu-rays kontrastarm und farblich entsättigt, kommt die aktuelle Disc mit frischen und satten Farben daher. Gesichter wirken nun nicht mehr kühl und blass, sondern wirken deutlich gesünder und etwas dunkler. Schwer zu sagen welche Farben von Regisseur Verhoeven und dessen Stamm-Kameramann Jost Vacano nun tatsächlich so beabsichtigt waren, zum überdrehten Sci-Fi-Look passen die Farben allemal. Natürlich wird auch ab und an mit der Sättigung übertrieben (die knallrote Marsoberfläche), störend wirkt sich das aber keineswegs aus – manchen Fans der ersten Stunde könnte das Bild allerdings etwas zu Bunt sein. Der Schwarzwert wirkt durch das Abdunkeln des Bildes nun etwas intensiver, womit auch der etwas bessere Kontrast zu Stande kam. Da die neue Blu-ray Disc ebenfalls bereits vom neuen 4K-Scan abstammt, wirkt auch das Bild gegenüber der alten Veröffentlichung etwas schärfer und detaillierter. An den unzähligen 80er Jahre Sakkos lassen sich nun Texturmuster und Knöpfe ausmachen, die man vorher lediglich erahnen konnte. Kurzum, die neue Blu-ray schlägt die alte in so gut wie allen Belangen. Lediglich die neue, etwas intensivere Farbgebung könnte nicht jedem zusagen.
BILD (4K UHD):
Dolby Vision, HDR10
Der Film wurde damals natürlich noch analog auf 35mm Film aufgezeichnet, von dem dann ein neuer 4K Scan (4K DI) erstellt wurde – wir haben es hier also mit einem echten 4K-Bild zu tun. Studiocanal hat der UHD einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie auch noch eine höhere Bilddynamik in Form von HDR10 und Dolby Vision spendiert. Die ultrahochaufgelöste Disc kommt mit einem etwas natürlicheren Look daher und hebt sich gegenüber der Blu-Ray, die mit ihrem neuen Color-Grading nicht jedem gefallen dürfte, deutlich ab. Auch die Schärfe bekommt noch mal einen kleinen Boost und lässt „Total Recall“ in neuem Glanz erstrahlen – mit heutigen Produktionen darf man den 30 Jahre alte Streifen natürlich nicht vergleichen. Das Filmkorn wirkt etwas feiner aufgelöst, ist aber dennoch präsent. Auch der Schwarzwert wirkt hier noch etwas knackiger, ohne dass Details im Dunkeln versumpfen. Dolby Vision kitzelt im Gegensatz zu HDR10 noch etwas mehr Helligkeit aus den Spitzlichtern, Gesichtern und metallenen Oberflächen heraus.
Leider war dies nicht der einzige Unterschied der beiden Bilddynamiken, denn während einer Szene (Mars Shuttle-Landung bei Minute 43) bilden sich bei beiden Formaten einige unschöne Klötzchen unterhalb des Shuttles, wobei der Fehler unter Dolby Vision etwas weniger zur Geltung kommt. So wie ich das sah, kam der wenige Sekunden andauernde Fauxpass, mit einer unterdurchschnittlichen Bitrate der UHD, in der regulären Blu-ray Fassung gar nicht vor.
War bereits das neu erstellte Full-HD Bild schon mehr als gut, wird dies nun vom 4K UHD Bild noch mal etwas getoppt und gibt so optisch die beste Version ab, die jemals von „Total Recall“ erstellt wurde. Sieht man mal von der o.g. kurzen Klötzchenbildung ab, spricht nichts gegen ein Upgrade zur 4K UHD.
TON 4K UHD:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Deutsch Stereo PCM 2.0
- Englisch Dolby Atmos
- Englisch Dolby TrueHD 7.1
- Englisch DTS 2.0
- Französisch DTS-HD MA 5.1
- Spanisch DTS 5.1
TON Blu-ray:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Deutsch Stereo PCM 2.0
- Englisch Dolby Atmos
- Englisch Dolby TrueHD 7.1
- Englisch DTS 2.0
- Französisch DTS-HD MA 5.1
Der deutsche Ton ist bereits aus der 2012 „Ultimate Rekall Edition“ bekannt, wurde aber, zumindest was die Komprimierung angeht, etwas überarbeitet. Wer hier aber einen Unterschied hört, muss schon Ohren wie ein Luchs haben.
Heute wie damals fehlt es der deutschen Spur aber an Druck. Schüsse, Explosionen und auch der tolle Score Alan Silvestri´s klingen, wie bei vielen Filmen aus dieser Zeit, leider viel zu dünn. Puristen freuen sich immerhin auf den unkomprimierten 2.0 Stereo-Track, den potente AV Receiver aber mit einem ordentlichen Upmix füttern könnten. Wechselt man zur englischen TrueHD 7.1 oder gar Dolby Atmos Fassung, erweitert sich sofort das Klangbild und Dialoge, Umgebungsgeräusche oder auch Musik kommen nun etwas authentischer und harmonischer ans Ohr. So richtig überzeugen kann auch die englische Atmos Spur nicht. Auch der Subwoofer wird ab und an toll angespielt (Mars-Schiff-Landesequenz). Viele Umgebungsgeräusche gibt es auch hier nicht zu hören. Insgesamt ist der Ton noch im soliden Mittelfeld anzusiedeln, wenn man mal das Alter des Films berücksichtigt – etwas feiner und dynamischer könnte er aber dennoch sein.
EXTRAS:
- NEU: Dreamers within the Dream: Die Entstehung von Total Recall
- NEU: Open your Mind: Die Filmmusik
- NEU: Total Excess: Wie Carolco Hollywood veränderte
- Audiokommentar von Arnold Schwarzenegger und Paul Verhoeven
- Making of
- Die Spezialeffekte von TOTAL RECALL
- Interview mit dem Filmteam
- Trailer
Neben Altbekanntem haben sich sowohl auf der Blu-ray, als auch auf der UHD (diese bietet sogar noch etwas mehr davon!) neue Extras gefunden. Ein kleiner Geheimtipp ist das neue, einstündige Bonusmaterial „Total Excess: Wie Carolco Hollywood veränderte“, das 80er Jahre Action Fans vor lauter Nostalgie und Insiderwissen die Freudentränen in die Augen schießen lässt.
Wie auch bereits bei „Red Heat“, stattete Studiocanal der Erstauflage der 4K UHD bzw. der Remastered Blu-ray von „Total Recall“ mit einem Steelbook aus, dessen farbiges, comichaftes Covermotiv im Kontrast zum schwarzweiß gehaltenen Innendruck steht. Dezente Glanzeffekte und eine tolle Prägung runden das schicke Limited Steelbook, das ganze 2 Discs beinhaltet, mehr als ordentlich ab.
FAZIT:
„Total Recall“ sieht auf der neu erstellten Blu-ray nicht nur schärfer und kontrastreicher aus, sondern unter Einsatz eines neuen Color Gradings, auch (leider) etwas bunter. Da auch der Ton so gut wie keine Neuerung beinhaltet, kann nicht unbedingt eine „Upgradepflicht“ ausgesprochen werden.
Die „Upgradepflicht“ kann aber sehr wohl der neuen 4K UHD attestiert werden, da sie noch mehr feine Details, helle Spitzlichter, satteres Schwarz und einen ausgewogenen Kontrast bietet. Außerdem ist die 4K Fassung von allen erhältlichen die, mit den natürlichsten und schönsten Farben. „Total Recall“ sah noch nie besser aus.
Der Film selbst dürfte natürlich jedem Cineasten ein Begriff sein. Neben einer spannenden und gut ausgetüftelten Story werden uns Arnie zu seiner besten Zeit, handgemachte und teils brutale Action sowie trashige Gummimasken präsentiert. Der Trip mit zum Mars mit Arnie begeistert auch 30 Jahre nach seinem Erscheinen.
„Total Recall“ ist und bleibt Science-Fiction-Kult.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
Hier erhältlich:
- Total Recall Limited Steelbook Edition (Blu-ray)
- Total Recall Limited Steelbook Edition (4K UHD Blu-ray)
- Total Recall (Blu-ray)
- Total Recall (DVD)
(Alexander Gabler)
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