2019 brachte Antonin Baudry den französischen Action-Thriller „The Wolf’s Call – Entscheidung in der Tiefe“ im Original „Le Chant du Loup“ in die Kinos. Antonin Baudry inszenierte diesen nicht nur, sondern schrieb auch das Drehbuch dazu. Antonin Baudry ist auch unter dem Pseudonym Abel Lanzac bekannt und entwarf unter diesem zwei mit Preisen ausgezeichnete Comics, dessen Inhalt sich an seiner Tätigkeit als französischer Diplomat orientiert. Mit „The Wolf’s Call – Entscheidung in der Tiefe“ feierte Baudry sein Kinodebüt. Die Hauptrollen wurden mit François Civil, Omar Sy und Mathieu Kassovitz perfekt und glaubhaft besetzt.
Story:
Als das französische U-Boot „Titan“ seinem Auftrag nachkommt, an der Mittelmeerküste Syriens ein Sonderkommando aufzunehmen, spürt der Sonarspezialist Chanteraide ein sonderbares Sonargeräusch auf. Fälschlicherweise vermutet er erst einen verwundeten Wal, doch es stellt sich heraus, dass es eigentlich ein U-Boot sein müsste, welches er aber nicht klassifizieren kann. Und dazu wird auch noch ein syrisches Kriegsschiff auf die „Titan“ aufmerksam, woraufhin ein Hubschrauber aufsteigt, um die „Titan“ mit Wasserbomben aus dem Wasser zu treiben. Nur durch das überaus mutige eingreifen des Kapitäns kann dieser seine Mannschaft retten. Chanteriade ist mit den Nerven runter, sein Versagen hätte für alle den Tod bedeuten können. Aber warum konnte er das unbekannte U-Boot nicht klassifizieren, hat er doch das fast „totale Gehör“ und zählt mit zu den Besten Nachwuchs-Sonarspezialisten. Bei seinen weiteren privaten Recherchen stößt er darauf, dass nur ein ausgemustertes U-Boot, das nicht mehr in den digitalen Datenbanken geführt wird, hinter dem Sonargeräusch gesteckt haben muss. Auch auf die Gefahr hin, einen direkten Befehl zu missachten, schleicht er sich in die Dokumentenverwaltung und tatsächlich findet er ein U-Boot, das auf die Beschreibung passt. Es ist die „Timour III“ ein russisches Atom-U-Boot, welches mit Atomraketen bestückt werden kann. Nach einigem hin und her kann er seinen Vorgesetzten davon überzeugen, dass es sich um dieses eigentlich ausgemusterte U-Boot handeln muss. Mit diesem Wissen und seinen Fähigkeiten wird er auf die „Formidable“ versetzt, das neuste, modernste und leiseste Atom-U-Boot der französischen Flotte. Dies soll nun die „Timur III“ aufspüren. Doch sein kleines Abenteuer mit seiner neuen Freundin und einem Joint, kostet ihn noch vor dem betreten des U-Boots seinen Posten. Während er niedergeschlagen zurück zum Marinestützpunkt kommt, wird Alarm ausgelöst und er schafft es gerade noch in den Kommandobunker. Die „Timur III“ scheint eine Atomrakete auf Frankreich abgeschossen zu haben. Nun liegt es an den Franzosen, den Gegenschlag auszuführen. Die „Formidable“ erhält auch sogleich ihre Befehle und bricht, dem Protokoll folgend, jeglichen Funkkontakt ab. Da sich kein Sonarspezialist im Bunker befindet, muss sich sehr zum Missfallen des Admirals Chanteriade an die Sonarortung setzen. Dort fällt ihm auf, dass der Abschuss eine Finte sein muss, die Atomrakete scheint nicht bestückt, doch die „Formidable“ hat ihre Befehle, den Gegenschlag auszuführen. Während die „Formidable“ die Funkstille wahrt, versuchen der kommandierende Admiral und Chanteriade diese aufzuspüren und aufzuhalten, doch die Zeit arbeitet gegen sie.
Meinung und Bewertung:
Dieses Jahr waren die bisherigen europäischen Produktionen für mich die weitaus positivsten Überraschungen. Ganz das Gegenteil, was mir die Amis 2019 geboten haben. Sei es die italienische Serie „Il Cacciatore – The Hunter“, die schwedische Serie „Hassel“, der dänische Film „Happy Ending“, die französischen männlichen Badenixen „Ein Becken voller Männer“ und noch einige mehr. Besonders die Franzosen liegen dieses Jahr weit vorne und mit „The Wolf’s Call“ wurde ich wieder bestens unterhalten. Anzumerken sei noch, der bereits zweite U-Boot Film des Jahres, neben Gerald Butlers „Hunter Killer“. Das „The Wolf’s Call“ Antonin Baudrys Erstlingswerk sowohl was das Drehbuch betrifft sowie auch als Regisseur darstellt, ist dem Film nicht anzumerken. Es gibt zwar ein paar kleine Ungereimtheiten oder Unzulänglichkeiten, diese unterlaufen aber auch den großen Produktionen Hollywoods.
Baudrys „The Wolf’s Call“ ist durchweg spannend inszeniert. Sei es die Jagd nach dem nicht identifizierbaren Sonargeräusch, sowie der Versuch, eine Katastrophe zu verhindern. Auf störende Längen, wie ausufernde Liebesszenen oder unnötige Dialoge, verzichtet Baudry gänzlich. Dabei schafft er den Spagat zwischen Charakterisierung seiner Figuren und einer spannenden Inszenierung, ohne Langweile oder Desinteresse aufkommen zu lassen. Seine Charaktere sind durchweg interessant und ihr Handeln ebenso nachvollziehbar. Der musikalische Score begleitet den Film immer perfekt. Ein Soundtrack, der es auch Wert wäre, zu Hause gehört zu werden.
Der Plot wurde an den realen islamistischen Terrorismus, aber mit einer fiktiven Story angelegt. Was ebenfalls gefällt, es wurden reale Unterwasseraufnahmen mit CGI vermischt. Somit agieren die Darsteller nicht „eingeweicht“ und triefnass vor einer Greenscreen-Wand, sondern wurden tatsächlich unter Wasser gefilmt. Was den realen Eindruck nochmals verstärkt. Bezüglich Eindruck, auch hier punktet Baudry mit seiner Darstellung innerhalb der U-Boote und unter dem Meeresspiegel. Sei es die klaustrophobische Enge im U-Boot oder die Weite und Tiefe unter der Meeresoberfläche, die ebenfalls ein ungutes Gefühl im Magen hinterlässt.
Die kleinen Unzulänglichkeiten sind recht schnell genannt und führen nicht wirklich zu einem Punkteabzug. Da wäre das recht legere Miteinander der Marineoffiziere innerhalb des U-Boots. Ich bin weder mit dem Verhalten bei der französischen Marine noch mit deren Umgangsformen untereinander vertraut, daher Maße ich mir keine Wertung an. Aber so manche flachsige Antwort oder das bereits angesprochene legere Miteinander haben mich etwas irritiert. Die Story an sich könnte auch aus der Feder „Tom Clancys“ entsprungen sein. Ob der islamistische Terrorismus die Mittel oder auch die benötigte Manpower besitzt, wage ich zu bezweifeln, würde es aber auch nicht bestreiten wollen. Dennoch dürfte dies der fiktivste Teil des Films sein. Aber hey, wer weiß schon was für kranke Dinge auf diesem Planeten noch passieren könnten. Dies wären von meiner Seite aus die einzigen Dinge, die ich zwar nicht groß bemängeln möchte, die mir aber aufgefallen sind.
Im Gegensatz zu den Amerikanern sind die Franzosen dafür bekannt, ihre Geschichten konsequent zu Ende bringen. So auch hier die „Versuche“ des kommandieren Admirals und Chanteriade, eine Katastrophe zu verhindern, haben für alle Folgen und fordern teils auch einen sehr hohen Tribut. Und so bleibt man im Gegensatz zu den bekannten amerikanischen Happy Endings hier mit einem Kloß im Hals zurück. Der Erfolg fordert Opfer und das zeigen die Franzosen auch ohne großes patriotisches Brimborium. Für mich ist „The Wolf’s Call – Entscheidung in der Tiefe“ dieses Jahr eine der positivsten Überraschungen. Somit geht meine Empfehlung an jeden, der auch außerhalb der amerikanischen Unterhaltungsindustrie Gefallen an wirklich guten Action-Thrillern, gepaart mit Dramaanteilen, finden kann. Aber auch Freunde Hollywoods sollten mal einen Blick auf das europäische und besonders das französische Kino werfen. Sollte mich nicht wundern, wenn dort der ein oder andere, eine unerwartet unterhaltsame Überraschung findet, die ihren amerikanischen Konkurrenten in nichts nachsteht.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
An dem Bild gibt es nichts auszusetzen, schöne, stimmige Farben, sehr gute hell/dunkel Kontraste, ausgewogene Schwarzwerte. Dunkle Bereiche sind durchwegs klar durchzeichnet und detailliert Der Film bietet ebenfalls eine tolle Schärfe, Strukturen, Details, Schriften sind immer klar erkennbar. Die verschiedenen deutlich erkennbaren Schwarzstufen, die bis ins grau/bläuliche reichen und die man besonders bei Unterwasseraufnahmen bemerkt, fallen auch hier entsprechend auf. Dieses sogenannte „Banding“ kenne ich bereits aus anderen U-Boot Filmen und ist ein bekannter Nachteil von Blu-ray und besonders DVD Aufnahmen, wenn deren Datenrate nicht konstant bleibt, bzw. runter geht. Leider fallen immer wieder Veröffentlichungen von Concorde negativ auf, wenn es um das Thema Banding geht. In dem Fall bleibt als Ehrenrettung nur zu sagen, dass viele andere das auch nicht besser hinbekommen, aber erwähnt werden muss es trotzdem.
Ton:
Der Ton liegt für Deutsch jeweils in den Tonformaten DD 2.0 und DTS-HD Master Audio 5.1 und für französisch ebenfalls in DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Bis auf den räumlichen Aspekt gibt es keinen Unterschied zwischen der DD 2.0 und DTS-HD 5.1 Tonspur. Die Dialoge sind bei beiden immer klar verständlich und die DTS-HD Spur füllt den Raum mit ausgewogenem, aber zu keiner Zeit aufdringlichen Raumklang. Im Gegenteil, ich bin sogar der Meinung gerade bei den prädestinierten Szenen wie mit den Wasserbomben, Kriegsgefecht, Explosionen an Bord, halten sich die Tiefen vielleicht etwas zu viel zurück.
Extras:
- Featurette: Immersion
- Making-of
- Interview mit Omar Sy und Mathieu Kassovitz
- Deutscher Trailer
- Original Trailer
(Marc Maurer)
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Danke für die Empfehlung, hab mir die BD mal auf die Wunschliste gesetzt 🙂
Klingt durchaus interessant, Danke für das tolle Review. Den setze ich auch auf meine Liste.
Ich hatte den Film im Sinn und dein Review hat mir gezeigt, den sollte ich nicht verpassen. Der wird in die Sammlung kommen.
Danke für das Review und Danke für die Bestätigung das ich nicht so falsch lag, mit meinem Interesse an diesem Film.