The Witcher: Staffel 2 – Streaming-Review | Netflix | 13.01.2022

The Witcher Staffel 2 Serie 2021 Netflix Streaming Review Artikelbild

Seit Dezember 2021 kann man die Serie „The Witcher: Staffel 2“ auf Netflix ansehen und wir haben das Review dazu:

Lange mussten Fans des „The Witcher“ -Universums, das auf die Fantasy-Buchreihe des polnischen Autors Andrzej Sapkowski zurückgeht und nicht zuletzt durch die bisher dreiteilige Videospielreihe des Studios CD Projekt Red bekannt ist, auf eine adäquate Verfilmung warten. Noch vor Erscheinen des ersten Videospiels hatten in den frühen 2000er Jahren ein polnischer Spielfilm sowie eine darauf aufbauende Serie mit 13 Folgen den Versuch einer filmischen Adaption gewagt, der jedoch als kläglich zu bezeichnen ist.

2019 war es dann endlich so weit: Die erste Staffel der Netflix-Serie „The Witcher“ mit Henry Cavill in der Hauptrolle des Hexers Geralt von Riva erblickte das Licht der Welt. Diese erste Staffel ist nicht unbedingt ein Meisterwerk, für Fans des „The Wichter“-Universums und in erster Linie der Bücher, an denen sich die Staffel überraschenderweise deutlich stärker orientiert als an den Spielen, ist sie jedoch mehr als beglückend. Nicht nur gelang es ihr, die von Sapkowski erdachte Fantasywelt, die an das polnische beziehungsweise slawische Mittelalter und die entsprechende Sagenwelt angelehnt ist, zum Leben zu erwecken und die drei zentralen Figuren Geralt von Riva, Yennefer von Vengerberg sowie Cirilla mit Henry Cavill, Anya Chalotra und Freya Allan mehr als gekonnt und sowohl bücher- als auch spielegetreu zu besetzen.

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Auch und vor allem leistete die Staffel hervorragende Arbeit darin, sich am besonderen Geist der Buchvorlage zu orientieren und die zahlreichen philosophischen und gesellschaftskritischen Aspekte in die Serie zu überführen. Gerade für ein Seriendebüt legte die erste Staffel von „The Witcher“ somit auf mehreren Ebenen ein hohes Niveau vor. Seit Dezember 2021 ist die noch vor Veröffentlichung der ersten Staffel selbstbewusst angekündigte zweite Staffel auf Netflix verfügbar.

Story:

Der Hexer Geralt von Riva (Henry Cavill) ist nach beschwerlicher Suche endlich mit der Prinzessin Cirilla (Freya Allan) vereint, mit der ihn das Schicksal verbindet. Um sie vor dem Zugriff des Kaiserreiches Nilfgaard zu schützen, macht er sich mit ihr auf den Weg zur Hexerfestung Caer Morhen, wo Ciri an die Lebensweise der Hexer herangeführt und im Kampf ausgebildet werden soll. Indes befindet sich Geralts Liebe, die Zauberin Yennefer von Vengerberg (Anya Chalotra), nach der Schlacht von Sodden in der Gefangenschaft ihrer Gegenspielerin und ehemaligen Schulkameradin Fringilla (Mimi Ndiweni), welche die Reste der besiegten Nilfgaarder Invasionsarmee anführt…

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Eindruck:

Wie es sich für eine gute Fortsetzung anschickt, dreht die zweite Staffel von „The Witcher“ an einigen Stellschrauben der ersten und bringt deutliche Verbesserungen mit sich. Das beginnt beim Handlungsstrang um Geralt. Während dieser in der ersten Staffel noch auf den Kurzgeschichten Sapkowskis basierte und in weiten Teilen dem „Fall der Woche“-Prinzip folgte, erzählt er nun eine kohärente, fortlaufende Handlung. Mit der Storyline Ciris verknüpft, bietet diese Haupthandlung tiefere Einblicke in die Herkunftsgeschichte und Lebensweise der Hexer, schöne Trainingssequenzen vor toller Kulisse, aber auch die eine oder andere Gefahrensituation, welche die beiden Hauptcharaktere gemeinsam zu meistern haben.

Dabei wird die anfangs noch etwas unterkühlt und distanziert dargestellte Beziehung zwischen Geralt und Ciri konsequent mit allen Höhen und Tiefen weiter ausgearbeitet. Ähnlich wie in den Büchern darf der in der ersten Staffel noch sehr mürrische, wortkarge und gefühlskalt wirkende Geralt dabei zusehends aufblühen. Auch Ciri ist mit der zusehenden Steigerung ihrer Fähigkeiten und ihres Selbstbewusstseins eine deutliche Charakterentwicklung beschieden. Das alles funktioniert hervorragend und hält den Zuschauer bis zum packenden Finale bei der Stange.

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Damit kann der größtenteils hiervon separiert laufende Handlungsstrang um Yennefer nicht ganz mithalten. Er dient aber dazu, politische Entwicklungen und Intrigen mitzuverfolgen und somit den Blick darauf zu richten, welche Geschehnisse sich auf der großen Bühne entfalten. Zudem erhalten wir über Yennefers Handlung einen genaueren Eindruck von der bereits in der ersten Staffel thematisierten Unterdrückung der Elfen durch die Menschen und vom damit verbundenen Freiheitskampf. Dies ist in Sapkowskis Büchern eine wichtige Thematik, und es ist erfreulich zu sehen, wie ihr die zweite Staffel gerecht wird. Auch hier beweist die Serie einmal mehr ein Gespür dafür, den kritischen Ton der Implikationen aus der Vorlage zu treffen. Es ist gewiss nicht unbeabsichtigt, dass die zum Teil sehr drastischen Bilder von Elfen, welche zusammengepfercht, verspottet oder gewaltsam misshandelt werden, an Schreckensszenarien aus der Zeit des Nationalsozialismus und des dortigen Umgangs mit Juden denken lassen.

Die Beschränkung der Staffel auf zwei wesentliche Handlungsstränge sowie der chronologische Ablauf dürfte dann auch all jenen entgegenkommen, welche durch die auf verschiedene Zeitebenen aufgeteilte Erzählweise der ersten Staffel überfordert waren. An dieser Thematik zeigt sich zudem, dass die Serie ihren Sinn für Humor nicht einbüßt: Ein kleines Highlight der zweiten Staffel auf der Metaebene ist eine Dialogszene, welche eben diese Erzählstruktur der ersten Staffel sowie die Reaktionen darauf höchst amüsant und selbstironisch kommentiert. Indes benötigen die beiden Haupthandlungsstränge der zweiten Staffel jedoch etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen. In etwa das erste Drittel der Staffel präsentiert sich überraschend entschleunigt und unaufgeregt. Mit dem Ende der dritten und spätestens im Laufe der vierten Folge erhöht sich das Erzähltempo aber deutlich. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist man mitten im Geschehen und die Story feuert so manche Wendung und Enthüllung ab.

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Obwohl natürlich wieder Bezug auf die literarische Vorlage genommen wird und die Handlung grob dem Roman „Das Erbe der Elfen“ folgt, dem ersten Band der fünfteiligen Romanreihe, nimmt sich die zweite Staffel einen deutlich größeren Freiraum bei der Interpretation als die erste. Das sorgt dafür, dass das Geschehen auch für Buchkenner spannend bleibt, eine möglichst exakte Adaption ist aber nicht zu erwarten. Insbesondere der Finale Plottwist, welchen die Staffel in der allerletzten Szene aus dem Hut zieht, könnte Kenner der Romane, in denen diese Enthüllung erst viel später folgt, vor den Kopf stoßen. Es lässt sich aber kaum leugnen, dass man damit einen nahezu perfekten Cliffhanger für die Wartezeit bis zur dritten Staffel gewählt hat.

Von handwerklicher und technischer Seite her besehen ist abseits kleiner Mängel alles in bester Ordnung. Die drei Hauptdarsteller Henry Cavill als Geralt, Anya Chalotra als Yennefer und Freya Allan als Ciri machen ihre Sache erneut exzellent. Ebenso wissen alte Gesichter aus der ersten Staffel wie Joey Batey als naiv-humorvoller Barde Jaskier und auch Neuzugänge wie Kim Bodnia als Hexer-Anführer Vesemir zu gefallen. Neben dem Cast überzeugen erneut prächtige Kulissen wie die Festung Caer Morhen, die Magierakademie Aretuza oder Städte wie Oxenfurt oder Cintra. All dies sind wohlbekannte Orte aus den Büchern und den Spielen, welche in Serienform erneut zum Leben erwachen. Hieran sowie an den malerischen Landschaftsaufnahmen der verschiedenen Drehorte in England (anders als bei der ersten Staffel beschränkte man sich vor dem Hintergrund der Pandemie auf dieses Land) lässt sich die im Vergleich zur ersten Staffel nochmals gesteigerte Produktionsqualität besonders deutlich erkennen.

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Natürlich ist „The Witcher“ trotz alledem nach wie vor keine Serie, die in Sachen Bugdet und Produktionsqualität mit ganz großen und teuren Produktionen mithalten kann. Nicht jeder Special Effekt sitzt, und gerade bei einigen Szenen mit Monstern kommt ähnlich wie schon bei der ersten Staffel eher schwaches CGI zum Vorschein. Kurzum: Es ist noch Luft nach oben. Auf das Ganze gesehen aber halten sich diese Ausrutscher in Grenzen. Das Spektakel, welches die Staffel bietet, ist zum Teil mit sichtbar höherem Aufwand als in der ersten Staffel ausgearbeitet, sodass Kämpfe gegen Monster, Schwertkämpfe oder Magieduelle sich nicht nur abermals sehr blutig und martialisch präsentieren, sondern bisweilen auch eine Spur ausgereifter wirken.

Fazit:

Die zweite Staffel von „The Witcher“ kann naturgemäß nicht mehr ganz vom Überraschungseffekt profitieren, welchen die erste Staffel als erste ernst zu nehmende filmische Adaption des Universums mit sich brachte. Im direkten Vergleich steht sie ihr jedoch in kaum etwas nach. Staffel Zwei erzählt erneut eine mitreißende und wendungsreiche Geschichte und weiß handwerklich größtenteils zu überzeugen. Abermals bleibt „The Witcher“ eine Serie, welche sich in erster Linie an Fans des ihr zugrunde liegenden fiktiven Universums richtet. Ob Außenstehende oder Zuschauer, die bereits mit der ersten Staffel nicht warm wurden, ins Boot geholt werden können, ist fraglich. Für „The Witcher“-Fans geht die Erfolgsgeschichte der Serie jedoch nahtlos weiter, und so dürfen wir uns über die zweite Staffel freuen und der dritten erwartungsvoll entgegensehen.

Hier erhältlich:

(Pascal Weber)
© Bilder und Trailer: Netflix Original – Alle Rechte vorbehalten!

Bewertungen: 4.8 / 5. 942

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