Wenn an den Begriff „The Witcher“ hört, haben die Fans direkt die extrem erfolgreiche Videospielreihe im Kopf. Erst danach, wenn überhaupt, denkt man an die ebenfalls sehr erfolgreiche Romanreihe von Andrzej Sapkowski.
Die Witcher Reihe hat sich inzwischen zu einem wirklich riesen Franchise gemausert, es gibt Comics, Kartenspiele, Brettspiele und es gab auch schon einen Film und eine weitere TV-Serie. Die letzten beiden gingen aber so ziemlich unter.
Nun startet Netflix einen neuen Versuch und bringt „The Witcher“ in Form einer Serie raus. Als Hauptdarsteller konnte Superman Henry Cavill gewonnen werden. Eigentlich war das Ganze erst nur als Film geplant, aber als Netflix dann merkte, wie groß das Witcher Universum ist, beschloss man daraus eine Serie zu machen und noch vor dem Release der ersten Staffel wurde die zweite Staffel bestätigt.
Die Frage ist nur, kann die neue Prestige-Serie von Netflix die enorm hohen Erwartungen der Fans gerecht werden? Wird es vielleicht das neue „Game of Thrones“ oder ist es einfach die nächste Gurke in der Fernsehlandschaft. Wir haben die erste Staffel für euch getestet.
Story:
Hexer Geralt reist von Stadt zu Stadt, um sich Geld zu verdienen, indem er Monster bekämpft. Magierin Yennefer war einst als Krüppel geboren, nun ist sie eine bildschöne und mächtige Magierin und versucht noch mächtiger zu werden, um das zu kriegen was man ihr verwehrt. Prinzessin Cirilla befindet sich auf der Flucht, nachdem ihr Reich angegriffen wurde und sie als einziges lebend dem Angriff entkommen konnte. drei Personen, unterschiedliche Jahrzehnte und trotzdem übers Schicksal miteinander verbunden. Dies ist ihre Geschichte.
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus acht Folgen mit einer Laufzeit zwischen 47 und 67 Minuten. Wer die Romanvorlage und die Spiele kennt, wird unglaublich viel Fan-Service erleben. Man erkennt unzählige Orte und Charaktere wieder. Auch diverse Ereignisse und Bewegungen wurden sehr gut eingefangen. Die Insider, die es hier gibt, sind wirklich enorm.
Wer aber keines von beiden kennt, wird richtig viele Probleme haben, die unzähligen Orte und die Charaktere unterzuordnen, weil die Welt ist wirklich riesig. Und das Storytelling macht es dazu auch nicht besser. Es gibt keinerlei Erklärungen oder großartige Einführung. Man wird direkt in die Story hereingeschmissen und dazu ist das Ganze auch noch recht sprunghaft. Klar mit Geralt, Yennefer und Cirilla werden die Wege der drei wichtigsten Hauptcharaktere erzählt, aber das Wie ist übel. Man sieht z. B. Begleiter in einer Folge, in der nächsten Folge plötzlich nicht mehr, sodass der rote Faden schwer zu verfolgen ist. Große Verwunderung wird dann kommen, wenn tote Charaktere plötzlich wieder lebendig werden.
Denn dann merkt man nämlich (also erst nach ca. der Hälfte der Staffel), dass die Staffel nicht linear erzählt wird, sondern dass die Staffelüber mehrere Jahrzehnte geht und man von einem Jahrzehnt ins nächste und wieder zurück springt. Das passiert aber nicht nur beim Wechsel von Folgen, sondern auch schon während der Folgen selbst. Das Ganze dann aber auch ohne Erklärungen oder Hinweise. Man darf sich also selbst während der Folgen zusammenreimen, in welchem Jahrzehnt man sich gerade befindet und in welcher Reihenfolge das Gesehene wohl am besten passt. Somit wird es hier definitiv fleißig Verwirrungen geben.
Henry Cavill punktet optisch klasse. Er sieht als Geralt von Revia wirklich perfekt aus, auch seine Bewegungen passen wie Fausts aufs Auge und wenn mal Action kommt, davon gibt es aber eher wenig, geht er richtig gut ab. Seine wortkarge Griesgrämigkeit kommt klasse rüber, aber man merkt, dass er mit verstellter tiefer Stimme wie Geralt zu sprechen versucht. Er schafft zwar wirklich so zu klingen wie Geralt im Videospiel, wirkt aber während der Dialoge eher unfreiwillig komisch.
Vor allem, wenn er flucht, sorgt es schon für ein gewisses Stirnrunzeln, da es alles andere als authentisch rüberkommt. Von Typ her der Charakter leider recht stereotypisch, ohne große Tiefe geraten und alles bleibt eher oberflächlich und halt sehr auf cool getrimmt.
Anya Chalotra als Yennefer von Vengerberg zeigt im Verlauf die meiste Charakterentwicklung. Vom hässlichen Entlein zur Power Femme Fatale Magierin geht sie schon gut ab und ist vor allem sehr, sehr, sehr freizügig. Sie harmoniert klasse mit Cavill und hat wirklich ein paar sehr coole Momente in der Serie.
Freya Allan als Prinzessin Cirilla als dritte im Bund, macht ihre Sache ganz okay, aber auch hier bleibt leider alles eher oberflächlich, wobei zumindest ihre Verbindung zu Geralt selbst für Nichtkenner der Vorlage sehr schnell erkennbar ist. Da konnten die Macher die Zeitlinien noch so durcheinander mischen, um zu verwirren, aber die Andeutungen die gemacht worden sind, waren wie ein Wink mit dem Gartenzaun. Ihre Storyline an sich zieht sich auch etwas, da sie vom Charakter in der Serie nicht interessant genug bzw. auch nicht sympathisch genug rüberkommt. Stellenweise agiert sie schon etwas bräsig.
Viele Charaktere aus der Vorlage haben diverse Gastauftritte, mal größer mal kleiner, aber nicht jeder ist gelungen. Vor allem Jaskier als singender Sidekick während einiger Folgen nervt unglaublich, dass man ihm schnell den Tod wünscht.
In Sachen Optik ist die Serie eher wechselhaft. Die Kostüme sind hervorragend. Die Landschaftsaufnahmen klasse, die CGI unterirdisch und die Masken der Fantasiewesen – na ja gut ist anders. Stellenweise hat man auch das Gefühl, man wollte hier zu viel auf einmal, wusste aber nicht, wie man das ordentlich umsetzten soll, denn die Städte sehen teilweise sehr CGI mäßig unschön aus. Schlachten – naja, da werden Angriffe von ach so riesigen Armeen mit zehn Personen gefilmt in der Hoffnung, dass es nicht auffällt, dass nicht mehr Leute da sind. Viele Sachen wirken auch eher recht kahl in den Kulissen, auch hier sorgt es dafür, dass ein Gefühl entstand, dass denen die Kohle ausging und man an Details einsparen musste.
Action gibt es jetzt nicht viel, wobei die Schwertkämpfe von Geralt klasse aussehen und es auch sehr blutig zur Sache geht. Größere Schlachte sehen eher na ja aus. Aber wie erwähnt, Action gibt es eh nicht viel. Die Staffel ist eher recht ruhig gehalten.
Das Ende der Staffel hinterlässt sehr viele Fragezeichen, aber immerhin hat es Potenzial, dass man sich nun merklich steigern kann. Besser wäre es zumindest.
Fazit:
Das sogenannte Prestige-Objekt von Netflix verpufft etwas in heißer Luft. Fans der Vorlage werden sicherlich einen großen Spaß haben an den unzähligen Insidern und Fan-Service, aber das Storytelling mit dem Durcheinanderwirbeln der Zeitlinien ist einfach nur übel und erschwert dem Zuschauer das Verstehen der Story extrem. Wer die Vorlage nicht kennt, hat dazu auch noch merklich Schwierigkeiten, die vielen Zusammenhänge zu verstehen. Optisch ist die Serie auch nicht perfekt. Auch wenn die Kostüme klasse sind, die CGI die stellenweise bei den Kulissen und Monstern eingesetzt wurde ist richtig übel. Und bei all dem Fan-Service bleibt leider auch vieles in Sachen Charaktere sehr oberflächlich. Actionfans werden auch nicht so wirklich auf ihre Kosten kommen, denn dafür gibt es actionmäßig zu wenig. Schade, Netflix da hätte man wirklich viel mehr herausholen können.
(Pierre Schulte)
©Bilder Netflix – Alle Rechte vorbehalten!
Hmm… entweder haben wir zwei unterschiedliche Serien mit gleichem Titel geseh oder die Serie unterschiedlich aufgefasst, aber ich komme im Schnitt auf jeweils 7 Punkte.