Story:
Stephanie Patrick verpasst das Flugzeug und ihre Familie fliegt somit ohne sie los. Kurze Zeit später erfährt sie, dass der Flieger abgestürzt ist und alle Insassen ums Leben gekommen sind. Die Nachricht trifft sie extrem hart und wirft ihr Leben komplett aus der Bahn. Ein paar Jahre später ist sie nur noch ein Schatten ihres bisherigen Daseins, dem Alkohol und Drogen verfallen, verdient sie ihren Lebensunterhalt mit Prostitution.
Plötzlich erfährt sie durch einen Journalisten, dass der Absturz des Flugzeuges kein Unglück war, es wurde geheim gehalten, dass alle bei einem gezielten Attentat auf den Flieger starben. Als Stephanie den Ex-Agenten B kennenlernt, drillt er sie zu einer Killerin, mit dem Ziel, das sie mit den Schuldigen abrechnen kann.
Eindruck:
Die recht unbekannte Regisseurin Reed Morano verfilmt hier die Romanvorlage von Mark Burnell´s „The Rhythm Section“, welche bei den Lesern sehr beliebt wurde, sodass schnell einige Fortsetzungen folgten. Der Autor Mark Burnell selbst verfasste das Drehbuch zum Film, stellt sich die Frage, kann er auch Drehbücher schreiben und was holt die recht unerfahrene Regisseurin aus dem Skript raus?
Rein visuell entfernt sich die Regisseurin von der Herangehensweise ihrer Genrekollegen wie „Anna“ oder „Nikita“, die thematisch ähnlich gelagert sind. „THE RHYTHM SECTION“ bietet keine schicken Strände, dicke Yachten, luxuriöse Hotels oder teure Sportwagen. Ihre Vorgehensweise ist ehrlicher, die Städte strahlen nicht, sondern vermitteln eine überwiegend trübe Atmosphäre, die Location ist bodenständig, nett anzusehen, aber nichts für das verwöhnte Auge, wie z.B. in James Bond Filmen.
Das gilt auch für die Hauptakteurin Stephanie Patrick (Blake Lively), die Mut zur Hässlichkeit in „THE RHYTHM SECTION“ zeigt. Ihr heruntergekommenes Erscheinungsbild vermittelt eindrucksvoll ihre aktuellen Lebensumstände. Auch beim angesprochenen Setting legt die Regisseurin Wert auf Realismus, die Location wirkt glaubwürdig, keine exklusiven Postkartenkulissen, die Menschen darin tragen keine Designerkostüme. Alles erscheint echt und wirklichkeitsnah für den Zuschauer. Das zieht sie auch in der Umsetzung von „THE RHYTHM SECTION“ durch, der nie hektisch erscheint, sich Zeit nimmt für seine Figuren und somit bekommt die Geschichte ihre Gelegenheit, sich natürlich zu entfalten.
Die Darsteller machen, allen voran Blake Lively („Savage“ / „The Shallows“) einen guten Job, sie verkörpert ihre Rolle, von der am Boden zerstörten Frau bis hin zu der Killerin, eindrucksvoll.
Jude Law („Sherlock Holmes“ / „Captain Marvel“) als Ex-Agent, bleibt eher zurückhaltend und spielt sich nicht unnötig nach vorn. Neben ein paar anderen ist Sterling K. West („Black Panther“ / „Predator Upgrade“) zu sehen, der seine Rolle ebenfalls ansprechend gestaltet.
Fazit:
„THE RHYTHM SECTION“ ist das krasse Gegenteil zu den heutigen Blockbustern, vielleicht ein Grund dafür, dass er in den Kinos kaum Beachtung fand.
Die Inszenierung gestaltet sich ruhig aber wohl durchdacht. Man lernt Stephanie kennen, ihr Schicksal und wie sie es verarbeitet. Auch die Ausbildung zur Killerin wird filmisch nicht mit einer fünfminütigen Sequenz abgehakt, wenn Stephanie loszieht, ist der Film fast schon zur Hälfte rum. Zudem hat sie natürlich kein Geld, um sich auf die Suche zu machen, geschweige Reisen anzutreten. Dafür benötigt sie jemanden, der ihr alles finanziert und davon einen Nutzen hat, ein kleiner Aspekt im Film, der zeigt, dass der Ansatz hier ungewohnt realistisch ist.
Wenn der Zuschauer ab jetzt einen rasanten Rachethriller erwartet, wird er seine Erwartungen etwas zurückschrauben müssen. Sicherlich steht die Jagd nach den Attentätern im Vordergrund, aber auch die Informationssuche nach ihnen, bekommt hier ihren notwendigen Platz. Natürlich erhöht sich der Actionanteil schlagartig, doch ist er nie als reiner Schauwert konzipiert. Wenn Stephanie ihren ersten Kontakt mit einem mittlerweile eingeschränkten Täter bekommt, sieht man deutlich, welche Herausforderungen ihr noch bevorstehen. Die Regisseurin zeigt Stephanie nicht einfach killend umherlaufend, sie präsentiert uns einen emotionalen Menschen, der mit seiner Vergangenheit kämpft, lässt sie zweifeln an ihrer Rache und viel wichtiger, man merkt ihr die mangelnde Erfahrung als Killerin an.
Wie ich finde, ein durchaus erfrischender Beitrag in dem Genre, die geerdete Umsetzung, die Wert auf die Charakterisierung legt, gefällt mir. Daher ist „THE RHYTHM SECTION“ zu Unrecht im Kino untergegangen, denn an Spannung und guter Unterhaltung mangelt es ihm nicht. Wer sich mit der anfänglichen intensiven Einführung der Hauptfigur anfreunden kann, der wird wirklich gut unterhalten. Freunde von schnörkellosen und inhaltsleeren Rachethrillern, mit Fokus auf Daueraction, werden sich mit „THE RHYTHM SECTION“ vermutlich schwer tun. Dennoch sollten sie einen Blick riskieren, denn der Film hat es verdient und bietet einen interessanten Ansatz zwischen gut ausgearbeiteter Figur, glaubwürdiger Action und überzeugender Story. „THE RHYTHM SECTION“ hat mich positiv überrascht, sicherlich kein riesen Highlight oder sonderlich innovativ, aber die Regisseurin Reed Morano überrascht mit ihrer Umsetzung, ich bin gespannt, was von ihr noch kommen wird.
Bild:
An Stilmitteln gibt es je nach Stimmung, mal eine warme, kühle und auch trist bzw. fahl wirkende Filterung. Die Farbgebung ist natürlich gehalten, dennoch kräftig genug und passt sehr gut zum Gezeigten. Die Schärfe ist gelungen, hin und wieder fehlt zwar der letzte Punch. Jedoch bekommt man überwiegend ein HD würdiges Bild, welches bewusst mit ein paar Unschärfen, auch dank dezenter Fischaugenoptik, eine entsprechende Atmosphäre erzeugt. Alles in allem ein häufig von Stilmitteln geprägte Bild, aber stimmig.
Ton:
Der DTS-HD MA 5.1 Ton überzeugt mit einem sehr räumlichen und toll arrangierten Score, der sich bestens über das gesamte Boxenset verteilt. Ebenso werden diverse Nebengeräusche dezent, aber stimmig auf die Rears verteilt. Der Subwoofer sorgt auch beim Score für eine feine Unterstützung und somit entsteht eine teils packende Atmosphäre. Die Actionszenen sind beinahe unaufdringlich vertont, präsent ja, aber nicht spektakulär oder aufgesetzt. Nicht falsch verstehen, alles klingt dynamisch und druckvoll, nur eben nicht so unrealistisch laut. Apropos laut, die Sprachverständlichkeit ist einen Tick zu leise abgemischt, hier sollte man von Beginn an beim Center nachregeln. Ansonsten eine gute Tonspur, die genauso bodenständig wie der Film ist.
Extras:
Featurettes:
- Stephanie’s Journey
- Fight or Flight
- Never Leave Second Gear
- One Shot Explosion
- Designing the Rhythm Section
- Deleted Scenes
- Trailershow
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
©Bilder und Trailer LEONINE – Alle Rechte vorbehalten!
So ähnlich war auch mein Eindruck
Blake Lively ist klasse… so wie Dein Review, Harry!
Wird gekauft!!