Charlize Theron hat in Sachen Schauspielerei eine gewaltige Wandlung hingelegt, einst fing sie in Filmen wie „Reindeer Games“ als nettes Eye Candy in größeren Nebenrollen an, bis sie mit „Monster“ bewies, dass in ihr eine gewaltige Charakterdarstellerin schlummerte und zeigte sich seitdem in vielseitigen Genren präsent. Egal welche Rolle, von Thriller, über Action bis hin zu Comedy, sie überzeugte stets. Nun, nachdem sie actionmäßig in Filmen wie „Atomic Blonde“ und vor allem „Mad Max: Fury Road“ ein Level für sich war, meldet sie sich im Actiongenre zurück. Basierend auf dem Comic „The Old Guard“ erscheint ihr neuster Film direkt bei Netflix und wir waren natürlich gespannt, ob sie auch hier erneut überzeugen kann und direkt die nächste Actionperle hinlegt oder vielleicht doch enttäuscht.
Story:
Sie leben unter uns. Sie altern nicht, werden sie verletzt, heilen selbst tödliche Wunden mit unglaublicher Geschwindigkeit. Doch die Anzahl, wie ihre Wunden heilen, ist begrenzt. Irgendwann hört es auf und sie sind genauso sterblich wie Menschen. Andy ist eine von ihnen, sie ist bereits über 1.000 Jahre alt. Sie und ihr Team von „Unsterblichen“ arbeiten als Söldner und übernehmen unmögliche Rettungsmissionen. Doch ihr neuster Fall entpuppt sich als Falle. In letzter Sekunde können sie entkommen, werden aber von einem reichen Industriellen gejagt, der die Heilfähigkeiten der Unsterblichen erforschen will. Doch Andy, die einst während der Hexenverfolgung ihre beste Freundin verloren hat, ist nicht bereit kampflos aufzugeben.
Eindruck:
Ich habe die Comicvorlage nie gelesen, aber ich muss leider sagen, die besten Szenen wurden bereits im Trailer verballert. Wer also hier auf den Actionkracher schlechthin hofft, der ist leider falsch, denn so viel Action gibt es leider nicht zu sehen und ist mit seiner 125 Minuten Laufzeit leider auch sehr langatmig geraten, dabei ist die Ausgangssituation an sich sehr interessant und hat wirklich viel Potenzial.
Der Start des Films ist wirklich sehr interessant und sehr atmosphärisch um dann kurz darauf mit sehr blutiger Action loszulegen, das Ganze unterlegt auch mit sehr guten Effekten, aber dann fängt alles an, vor sich hinzu dümpeln. Klar, man erfährt nun jede Menge Background zu den Charakteren und auch was für tragische Figuren allen sind. Aber so viel Background wollte ich jetzt eigentlich gar nicht wissen. Hier muss aber gesagt sein, das Charlize Theron als Anführerin Andy ihre Rolle super spielt. Ihre Ausstrahlung ist unglaublich. Jeder Blick sagt hier mehr als 1.000 Worte, aber eben, weil an sich erst mal nicht viel passiert, während der ersten Hälfte ist es auch recht zäh geraten. Da nützt auch nicht das gute Zusammenspiel mit KiKi Layne, die hier Neuunsterbliche Nile spielt. Auch wenn das ständige Hinterfragen von ihr nicht nur recht klischeehaft ist, sondern auf Dauer recht anstrengend. Immerhin muss man aber dem Film zugutehalten, dass man nicht wie bei so vielen Comicverfilmungen mit Sprüchen versucht in jeder Situation lustig zu sein und dadurch sehr ins Alberne abdriftet. Der Film ist und bleibt todernst, entsprechend ist auch die Stimmung.
Hat man die erste Hälfte überstanden, gibt es dann endlich mehr Action, wobei keine Daueraction, sprich es gibt immer wieder ruhige Momente mit einiger Tragik und vorhersehbaren Wendungen, die aber immerhin die Spannung merklich nach oben fahren. Die Action selbst, die dann gezeigt wird, ist super und hier rockt Charlize Theron, was das Zeug hält mit jeder Menge handgemachter Action und irre blutigem Gemetzel. Von Schwert, über Axt, bis hin zu Messern und Schusswaffen wird alles verwendet. Richtig viel rausholen tut dann das Finale, das ist atemberaubend, in bewährter „John Wick“ Manier metzeln sie und ihr Team sich dann durch die Gegnerhorden. Das Ganze klasse aufgenommen und choreografiert. Also keine schnellen Schnitte, kein Rumgeschüttel mit der Kamera und wie gesagt alles richtige Stunts, also kein Rumtanzen vor einer grünen Wand mit Drahtseilen. Hier ist es natürlich von Vorteil, wenn man Teile der „John Wick“ Crew für die Action an Bord hat, die mit der „John Wick“ Trilogie eine der besten Actiontrilogien aller Zeiten hingelegt haben.
In Sachen Kulissen ist der Film auch sehr hochwertig in Szene gesetzt. Hier merkt man, dass Netflix mal wieder ordentlich Geld in die Hand genommen hat. Viele europäische Städte kommen hier wunderbar zur Geltung.
Das Ende ist nicht nur recht offen geraten und hat einen sehr brachialen und vor allem sehr bösen Cliffhanger. Bleibt zu hoffen, dass wirklich ein weiterer Teil kommt, der darauf ansetzten wird, weil Potenzial ist definitiv da, nun actionmäßig so richtig loszulegen.
Fazit:
Der Film ist leider nicht der erhoffte neue Stern am Actionhimmel, dafür ist der Film zu ruhig und zu lang geraten. Hier hätten 30 Minuten weniger Laufzeit dem Film merklich gutgetan. Aber Potenzial ist definitiv da, in den Fortsetzungen sich zu steigern. Die Charaktere sind komplex und sehr gut. Charlize Theron erweist sich hier als perfekte Hauptdarstellerin und die wenige Action im Film ist hervorragend. Nach dem brachialen Cliffhanger Ende darf man gespannt sein, ob noch weitere Teile kommen, zumal die Comicreihe noch nicht beendet ist.
(Pierre Schulte)
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