Die meisten Stand Up Comedians treten eher hobbymäßig in kleineren Bars auf. Diejenigen die versuchen davon zu leben, rackern Nacht für Nacht ihr Programm von Ort zu Ort durch und leben mehr oder weniger von der Hand in den Mund. Nur wenige schaffen es wie z.B. Kevin Hart, Chris Rock oder Amy Schumer mit ihrer Stand Up Comedy berühmt zu werden
Das aber nun eine Story über eine weibliche Stand Up Comedian in den 50ern, die versucht Karriere zu machen, so einschlagen würde, hätte wohl niemand gerechnet. Die Serie stammt von der Gilmore Girls Schöpferin und Staffel 1 wurde regelrecht mit Preisen überschüttet. Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan, die vorher mehr oder weniger nur durch House of Cards leichten Bekanntheitsgrad erreicht hatte, wurde über Nacht zum gefeierten Star. Schnell hat Amazon gleich mehrere weitere Staffeln auf einen Schlag bestellt. Doch kann die zweite Staffel in die Fußstapfen von Season 1 treten?
Story: 1958 Hausfrau und alleinerziehende Mutter Midge Maisel hat trotz steigendem Bekanntheitsgrad Probleme, weiter als Stand Up Comedian durchzustarten. Immer noch nimmt sie keiner ernst und das familiäre Chaos sorgt schnell dafür, dass sie es nicht mehr schafft, alles unter einen Hut zu bringen. Aber sie ist nicht auf den Mund gefallen und versucht, mit ihrem losen Mundwerk der ganzen Lage her zu werden oder reitet sie sich nur ins Verderben hinein?
Nach der wirklich sensationellen Season 1, schafft es die zweite Staffel tatsächlich das extrem hohe Level zu halten. Rachel Brosnaham spielt die Rolle der Midge einfach zu herrlich. Sie redet unglaublich schnell, ohne Punkt und Komma und ist gleichzeitig wunderbar charmant, hatte eine tolle Ausstrahlung und man sieht zu jeder Sekunde, dass sie sichtlich Spaß an ihrer Rolle hat. Ihre Körpersprache und ihre Gesichtsausdrücke alleine sind schon umwerfend. Man muss sie einfach gern haben. Sie gibt ihrem Charakter eine tolle Komplexität und Tiefe. Aber die Serie ist keine One Woman Show, der komplette Cast steht Rachel in nichts nach.
Als Glücksgriff erweist sich hier Neuzugang Zachary Levy, den meisten aus der Kultserie „Chuck“ oder auch aus der Comicverfilmung „Shazam“ kennen. Er spielt hier den neuen Love Interest von Midge. Die Chemie zwischen Levy und Rosnahan ist magisch. Ihre Dialoge ganz großes Kino, sodass man als Zuschauer wirklich Tränen lacht. Vieles erinnert von der ganzen Atmosphäre und dem Zusammenspiel der beiden an die alten Rock Hudson Filme.
Kleiner Showstealer wie im ersten Teil ist Tony Shaloup, vielen bekannt als Monk. Dieser spielt den Vater von Midge. Was er hier zeigt ist ganz große Comedy. Seine Kommentare sind herrlich trocken und gleichzeitig wunderbar verrückt und damit sorgt er gleichzeitig für eine tolle Situationskomik. Dies sind nur ein paar Beispiele des tollen Casts, die hier harmonisch miteinander umgehen, sodass man gar nicht weiß, wen man hier noch alles mit Lobeshymnen überschütten soll.
Wie auch in der ersten Staffel gelingt es den Machern in Staffel 2 wunderbar den Grad zwischen Comedy und Drama auszubalancieren, sodass diese „Dramedy“ zwischen total verrückt und komisch und auf der anderen Art gefühlsmäßig sehr intensiv rüber kommt. Die Mischung passt wirklich perfekt.
Die zweite Staffel enthält insgesamt 10 Folgen, mit einer Laufzeit zwischen 43-59 Minuten pro Folge. Obwohl man 2 Folgen mehr hat, als in der ersten Staffel, gibt es keinerlei Längen. Storymäßig ist es durchgängig erzählt, sodass sich die Serie wunderbar zum Zeit vertreiben eignet, denn die Zeit vergeht wirklich sehr schnell. Vor allem die Stand Up Comedy Momente, die es in nahezu jeder Folge gibt, sind Highlights und großes Comedy Kino. Die Sprüche sind teilweise alles andere als jugendfrei und sorgen für Tränen vom Lachen in den Augen. Die Charakterentwicklung ist super und gleichzeitig wird mit vielen Klischees aus den 50er Jahren gespielt. Die zweite Staffel ist noch abwechslungsreicher als die erste Staffel, da hier auch das Setting wechselt. Es spielt nicht nur in New York. Es geht hier über Paris in ein Ferien Camp Resort und natürlich auch wieder zurück nach New York. So schaffen es die Macher, alles wunderbar zu verbinden, sodass nichts unnatürlich und der damaligen Zeit entsprechend passt.
Optisch ist das Ganze hervorragend ausgestattet. Man fühlt die 50er Jahre Atmosphäre zu jeder Sekunde. Die Kulissen, die Kostüme sind sehr gelungen, sodass diese Serie von der Optik her Kinofilmen in nichts nachsteht. Man fühlt sich direkt in eine andere Zeit versetzt und auch dies erinnert an die großen Filmklassiker von damals.
Fazit: Eine wirklich sensationelle Dramedyserie, die ihrem Ruf als „must see“ mehr als gerecht wird. Zurecht wurde die zweite Staffel, wie auch schon die erste, mit schier unzähligen Preisen überschüttet. Damit ist sie die Prestige Serie von Amazon und eines der ganz großen Aushängeschilder. Hier stimmt wirklich alles: Cast, Story, Dialoge Ausstattung.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an.
(Pierre Schulte)
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