Das PS4-Spiel “The Last of Us Part II” ist seit 19. Juni 2020 im Handel erhältlich und hier gibt es nun ein ausführliches Review dazu.
Kein Entwicklerstudio wird so verschieden beschrieben wie Sony´s exclusive Studio „Naughty Dog“ (Crash Bandicoot, Jak and Daxter, Uncharted). Einerseits Mitarbeiterrabatte auf Sony Artikel, Yoga-Kurse, kostenlose Donuts oder Hilfe bei gesundheitlichen Misslagen, andererseits wird immer wieder über harte Crunchtimes berichtet, die Mitarbeiter an ihre Grenzen bringen. Ob jetzt betriebsinterne Angelegenheiten oder die Coronavirus Pandemie für die doppelte Verschiebung von „The Last of Us 2“ verantwortlich waren, ist für uns Spieler, die sehnlichst mit Gamepad im Anschlag gewartet haben, wahrscheinlich unerheblich. Oder doch nicht?
Der Nachfolger des Game of The Year 2013 bekam mit „The Last of Us Part II“ am 19.06. endlich seine langersehnte Fortsetzung, welche innerhalb der ersten drei Tage über vier Millionen Mal über die Ladentheke wanderte. Ein neuer Weltrekord für einen Sony Exklusivtitel.
So kommen wir in den Genuss, während einer Pandemie einen Titel im postapokalyptischen Setting, ausgelöst durch eine Pandemie, zu spielen. Aber was erwartet uns in Part II?
Zuerst hilft uns „The Last of Us 2“ nochmal mit Rückblenden auf die Sprünge, falls wir nach sieben Jahren die Ereignisse des ersten Teils vergessen haben sollten, weil wir das Remaster des Vorgängers nicht gespielt haben.
Es ist also nicht von Nöten, den ersten Teil zu kennen, ich würde ihn euch dennoch ausdrücklich ans Herz legen – nicht nur weil ihr was verpasst habt, sondern da Part II beinahe nahtlos, fünf Jahre nach den Ereignissen, einsetzt.
Wieder begleiten wir unsere alte Bekannte Ellie durch den neuen postapokalyptischen Alltag in ihrer neuen Heimat Jackson, Wyoming.
Auch fünf Jahre später breiten sich die Pilzsporen, die für die Zombie-Apokalypse verantwortlich sind, weiter aus, Militärpatrouillen versuchen die Infizierten mit Waffengewalt im Zaum zu halten und verschiedene Gruppen von Schmugglern, Gangstern oder anderen zwielichtigen Gestalten gehen ihrem Tagewerk des Überlebens nach.
Bei einer dieser alltäglichen Situationen richtet sich der Spielfokus und die Motivation Ellie´s dann aber durch einen unerwarteten Schicksalsschlag neu aus. Das Setting wird düsterer, brutaler und von Rache motiviert.
Es gibt weniger schöne Momente zwischen den Charakteren, wie es noch im ersten Teil war.
Zudem bekommen wir immer wieder kleine Happen über die dunklen Seiten unserer uns doch so lieb gewonnenen Charaktere. So verschwindet langsam immer weiter die Grenze zwischen Protagonisten und Antagonist. „The Last of Us Part 2“ zeigt hier wieder einmal, dass Storytelling bei Naughty Dog einen hohen Stellenwert hat und läuft, wenn auch mit einigen kleinen Logikfehlern, seinem Vorgänger den Rang ab. Was diesen Punkt angeht glänzt der Titel wirklich mit einer Achterbahnfahrt der Gefühle, wenngleich die Motivation der Charaktere im Allgemeinen finster gehalten sind.
Natürlich darf bei einer Zombie-Apokalypse auch der Zombie nicht zu kurz kommen. Was diesen Punkt angeht haben wir eine Vielzahl aus alten Bekannten wie dem „Clicker“ und ein paar neue Freunde zum Spielen dazu bekommen. Hinzu kommen einige, noch nicht verwesende Widersacher, die sich uns in den Weg stellen.
Nicht verwesend. Ein Fakt, welcher sich durch die Vielzahl an Waffen und Munition, die man im Spielverlauf erhält, beheben lässt. Durch die ebenfalls auffindbaren Gegenstände und Materialien lassen sich eure Waffen sowie eure Fähigkeiten umfangreich aufrüsten.
Je nach Art des Gegners oder der Umgebung ist entweder Taktik oder auch mal brachiale Gewalt anzuwenden. Auf der technischen Seite macht man Naughty Dog nichts vor und was diesen Punkt angeht ist das Spiel über jeden Zweifel erhaben. Was hier aus der PS4 rausgekitzelt wurde lässt einen teilweise denken, man hat schon die nächste Konsolengeneration in seinem Wohnzimmer stehen.
Atmosphärische Beleuchtung, realistische Gesichtszüge, perfekte Animationen sowie ein überragendes Leveldesign das an Detailverliebtheit kaum zu übertreffen ist. Hier ärgert sich mancher PC-Zocker über das Exklusivrecht der PS4 Spieler.
Komponist Gustavo Santaolalla sorgt erneut für perfekte Musikuntermalung, hinzu kommen stimmige Soundeffekte. Dank des geschickten Einsatzes zur richtigen Zeit, sorgt die Soundkulisse so manches mal für eine dermaßen dichte Atmosphäre, dass man den Atem anhält.
All das fordert aber natürlich auch seinen Tribut und unsere gute PS4 dreht nicht nur optisch und akustisch, sondern auch was die Lüfterlautstärke angeht so richtig auf.
Fazit:
Mit „The Last of Us Part 2“ schuf Naughty Dog ein umwerfendes Action-Adventure der besonderen Art, welches uns auf einer Achterbahn der Gefühle, sowie einen Rachefeldzug und andere menschliche Abgründe der Postapokalypse führt. Geniales Storytelling, spürbare Emotionen und spannende Cutscenes in Verbindung mit gewaltiger Detailverliebtheit, erstklassiger Musikuntermalung und prachtvoller Grafik fesseln unter Garantie die Daumen ans Gamepad.
Positiv erwähnen muss man auch das Writing Team um Autor und Director Neil Druckmann, die vor Themen wie Homosexualität oder Transsexualität keinen Halt machen und diese bewusst in die Story eingebaut haben.
Alles spricht hier klar für ein weiteres Game of the Year. Da wird auch ein spät eintreffendes Cyberpunk 2077 oder ein weiterer FarCry / Assassins Creed-Ableger nicht mehr viel ändern.
Der absichtlichen Miesmache auf Metacritic oder anderen Seiten ist absolut kein Glaube zu schenken bzw. ist oft maßlos übertrieben und hat mich beim Lesen oft einfach nur den Kopf schütteln lassen. Vielleicht ist das Ganze aber auch den Transgender / Transsexualitätsthemen geschuldet?
Wer sich durch kleine Logikfehler, ein gehobenes Maß an Gewalt und einer mitunter etwas sehr düsteren Atmosphäre nicht abschrecken lässt, bekommt hier einen AAA-Titel, wie er im Lehrbuch steht, geliefert und wird gut 30 Stunden bestens unterhalten. Für viele Fans klarer GOTY-Anwärter!
Pro:
- Grafisch und technisch auf der PS4 kaum zu übertreffen
- Storytelling lässt Grenzen zwischen Gut und Böse verschwinden
- Jede Menge zu entdecken
- Atmosphäre pur
Contra:
- Logikfehler in der Story vorhanden
- Sehr brutale Darstellungen und dunkles Setting
- Nichts für Leute, die Horror nicht leiden können
- Blinde KI
(Bastian Avermann)
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