Am 31. Juli 2020 startete auf Amazon die Eigenproduktion „The Last Narc: Season 1“ und hier gibt es das Review dazu:
In regelmäßigen Abständen produziert Amazon Dokumentationen rund um wahre Verbrechen. Auch wir hatten davon bereits einige als Review, unter anderem die Doku rund um Serienkiller Ted Bundy. Als nächstes wahre Verbrechen hat Amazon sich dem Fall rund um den ermordeten DEA Agent Kiki Camarena angenommen. Fleißige Serienfans kommt der Name sicherlich bekannt vor. Seine Story wurde bereits bei Netflix verfilmt, und zwar in der Hitserie „Narcos: Mexiko“. Nun ist natürlich Frage, wie gut macht sich Amazon dabei, die berühmte Geschichte zu erzählen. Wir haben uns die Doku angeschaut und können ganz genau berichten, ob diese etwas taugt oder man doch lieber Narcos schauen sollte.
Worum gehts?
Der ehrgeizige DEA Agent Enrique „Kiki“ Camarena wird in Mexiko entführt, auf brutalste Weise gefoltert und dann getötet. Die mexikanischen Behörden werfen der US Justiz jede Menge Steine in den Weg, deswegen wird DEA Agent Hector Berrellez ausgesandt, um herauszufinden, was genau mit Kiki geschehen ist. Während er mehr und mehr herazsfindet, was für Abgründe sich in Guadalajara auftun, bekommt er auch mit, dass die US-Regierung ebenfalls ihre Hände mit im Spiel hatte.
Eindruck:
Die Staffel besteht aus vier Folgen zwischen 45 und 47 Minuten und ist durchgängig, wenn auch nicht linear, erzählt. Sprich zeitlich springt man in den Jahren für weitere Erklärungen immer ein bisschen vor und zurück.
Man verliert aber nie die Übersicht. Amazon hat die Serie nur im Originalton drin, welches Spanisch und Englisch ist. Ich selbst habe die erste Staffel „Narcos: Mexiko“ gesehen und war entsprechend neugierig auf diese Doku-Serie und ich muss sagen, „The Last Narc“ hat es in sich. Man hat mit unzähligen noch lebenden Personen gesprochen, die damals involviert waren. Nicht nur Ex DEA Agent Hector erzählt hier ausführlich seine Geschichte, auch weitere Leute aus US Regierungskreisen und Staatsanwälte. Ebenso kommt auch die Gegenseite zu Wort, bestehend aus ehemaligen Mitgliedern des Guadalajara Kartells, wovon welche direkt mit der Entführung von Kiki Camarena involviert waren. Auch Kikis Frau kommt zu Wort. Gleichzeitig, während sie sehr ausführlich über die Ereignisse berichten, gibt es immer wieder Originalaufnahmen von damals, jede Menge Originalfotos, aber auch ein paar kleine nachgestellte Szenen. Hier werden einige Sachen sehr ungeschönt gezeigt, was sicherlich für manche Zuschauer eher heftig sein kann.
Bei der ersten Folge erfährt man noch sehr viel über den Werdegang von Kiki und wie es dann später zur Entführung und seinem Mord kam. Hierbei ist es auch interessant, dass die ehemaligen Kartellmitglieder teilweise sich aufs Wort genau erinnern konnten, was damals in den 80ern in welchen Situationen gesagt wurde und stellenweise berichten sie auch sehr ungeschönt, wie bestialisch das Kartell vorgegangen ist, dagegen wirkten die Sachen aus Narcos wie Kinderkram. Hier merkt man aber auch, dass die Beteiligten mit ihren Dämonen zu kämpfen hatten und sich über die Doku versuchen reinzuwaschen. Die Geschichte wie Kikis Frau, die Entführung miterlebt hatte, ist natürlich sehr traurig und auch auf seine Art rührend.
Hector selbst als Hauptredner erzählt dann auch sehr ausführlich, von seinen Ermittlungen und mit welchen Steinen er zu kämpfen hatte und was für teilweise schockierende Sachen er aufgedeckt hat, die dann nicht nur von mexikanischer Seite, sondern auch von US Seite unterm Teppich gekehrt wurden. Vieles wurde in Narcos ja schon zumindest angedeutet, aber das, was hier rauskommt, ist schon sehr krass, vor allem wenn dann immer wieder die Gegenseite hört, wenn sie berichten, was sie alles angestellt haben. Man kann einfach nur baff zuschauen und wird gleichzeitig neugierig, was sich noch für mehr Abgründe auftun.
Der größte Knall kommt dann aber erst ganz zum Schluss, der einem wirklich den Mund offenstehen lässt. Hier möchte ich nicht spoilern. Aber wenn das alles wahr ist, bleibt einem der Mund offenstehen, man ist schockiert und entsetzt. Wenn dies alles wirklich wahr ist, was da gesagt und offenbart wurde, dann muss man auch sagen, dass nun zwei Personen eine riesen Zielscheibe auf den Rücken haben werden und diese Doku definitiv einschlagen wird wie eine Bombe, vorausgesetzt, sie ist wirklich wahr und wird ernst genommen. Deswegen bin ich auch mal gespannt, ob man nun die Sache weiterverfolgen wird.
Fazit:
Jeder, der ein Fan von Narcos ist, dem kann ich „The Last Narc“ empfehlen. Man erfährt ungeheuer viel und sehr intensive Hintergründe, berichtet durch Leute, die das tatsächlich miterlebt haben und das Ganze sogar auf beiden Seiten. Eine hochinteressante Dokumentation über die Abgründe der Regierungen, wenn es Drogengelder geht.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an.
(Pierre Schulte)
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