Mit „The Informer“ adaptierte Regisseur und Schauspieler Andrea Di Stefano („Life of Pi“) Börge Hellströms und Anders Roslund 2009 erschienenen Roman „3 Sekunden“ (Original: Tre sekunder“). Darin lebt Piet Hoffmann ein Doppelleben zwischen seiner Familie mit Frau und Kindern und das als Undercover Agent, eingeschleust in die polnische Mafia. Regisseur Di Stefano hat die Geschichte nun in Amerika angesiedelt und aus Piet Hoffmann den Ex-Häftling Pete Koslov erschaffen sowie noch einige andere Änderungen im Script vollzogen. Besetzt hat er seinen Film mit Joel Kinnaman („Robocop“, „Hanna – TV-Serie“), Rosamund Pike („Gone Girl“) und Clive Owen („Gemini Man“) in den Hauptrollen. Ob und wie sich „The Informer“ bei mir geschlagen hat, erfahrt ihr wie immer, wenn ihr weiterlest.
Story:
Einst ein Elitesoldat, jetzt in den kriminellen Morast abgerutscht und im Knast gelandet, das ist Pete Koslows Leben. Koslow dürfte für Special Agent Erica Wilcox vom FBI genau der Richtige sein. Sie bietet ihm die vorzeitige Haftentlassung an, wenn er für sie als Spitzel arbeitet und die polnische Mafia unterwandert. Bei dem Versuch, das Oberhaupt der polnischen Mafia, genannt der „General“ festzusetzen, gerät alles aus dem Ruder und ein anderer Undercover Cop stirbt. Der General zwingt Koslow wieder in den Knast zu gehen und dort für ihn Drogen in Umlauf zu bringen, wenn Koslow seine Frau und Tochter schützen will. Immer noch davon überzeugt, dass Agentin Wilcox wiederum auf seiner Seite steht, ist sie von der Idee des Generals doch ganz angetan. Denn so hat sie erneut die Chance, diesen vielleicht doch in die Finger zu bekommen. Sollte dieser Plan schief gehen, hat Koslow nicht nur sein, sondern auch das Leben seiner Familie verspielt.
Meinung:
Der Trailer erweckte bei mir den Eindruck, dass es sich um einen harten Undercover Thriller handeln könnte. Der Eindruck verflüchtigte sich aber zu Beginn des Films gleich wieder. Man wird erstmal mit der allseits bekannten Standardkost abgespeist. Sprich eine Behörde sucht sich einen Knastbruder, der sich nichts sehnlicher wünscht, als seine Familie wieder zu sehen und bietet diesem einen Deal an, um andere böse Jungs hinter Gitter zu bringen. Anstatt dann in die Vollen zu gehen, bekommt der Zuschauer den nächsten Standardhappen präsentiert. Die geplante Festnahme läuft natürlich schief, der böse Bube hat danach unseren Ex-Knacki und seine Familie in der Hand, damit kann er diesen zwingen, auch im Knast für ihn zu arbeiten. Die Behörde schaut natürlich weiterhin zu, um dann erneut eine Chance zu erhalten, den Schurken in die Finger zu bekommen.
Die Eingangsgeschichte kommt somit erstmal recht hakelig daher und der Zuschauer weiß noch nicht genau, wohin diese Reise gehen soll. Erst als der Hauptdarsteller Pete Koslow, mehr oder minder von zwei Seiten gezwungen wird, wieder in den Knast einzuziehen und sich noch eine dritte Partei in die Geschehnisse einschaltet, beginnt der Film endlich mal Gas zu geben. Die Spannung und die Atmosphäre zieht merkbar an und man ist sich nicht mehr sicher, ob Koslow es schaffen wird, seine Familie und sich lebendig aus der Misere zu ziehen. Ging man anfangs noch von einem vermeintlichen Drogenthriller aus, entwickelt sich der Film zu einem knallharten Knastdrama. Dies nicht aber ohne weitere Defizite. Denn das nächste Klischee, dass die Behörde den „Freiwilligen“ wie eine heiße Kartoffel fallen lässt, um die Dramaturgie zu steigern, darf natürlich auch nicht fehlen. Manches wirkt in sich nicht schlüssig, anderes nicht nachvollziehbar und arg konstruiert, ebenso verschenkt man Potential in den Gefängnis-Szenen. Die Inszenierung selbst gefällt, da diese wiederum recht ruhig ausgefallen ist, sprich der Zuschauer wird nicht mit zig Schnitten und hektischer Kamera überfordert. Und die Fightszenen sind auch nicht von schlechten Eltern, das Ende wiederum empfand ich dann wieder etwas gehetzt.
Fazit:
Regisseur Di Stefano liefert mit „The Informer“ einen recht soliden Thriller ab, der aber auch mit Schwächen im Drehbuch zu kämpfen hat. So wird der Zuschauer ohne große Erklärung oder Einführung der Figuren in das Geschehen geworfen, bekommt dabei aber erstmal Standardkost serviert. Ers,t nachdem der „Held“ wieder in den Knast geht, baut sich langsam die Empathie mit dem Protagonisten, ausgelöst durch die Misere in der er steckt, auf. So wird aus dem vermeintlichen Drogenthriller ein Knastdrama mit reichlich Spannungs- und emotionalen Momenten, die alleinig der Performance des Hauptdarstellers Joel Kinnaman zu verdanken sind. Dennoch ist es nicht verwunderlich, das Di Stefanos Thriller keinen deutschlandweiten Kinostart bekommen hat, sondern direkt im Home Entertainment ausgewertet wurde. Auch wenn Di Stefanos Thriller solide Kost bietet, ist das größte Manko das Drehbuch, manches wurde nicht richtig zu Ende gedacht, anderes wirkt zu konstruiert und so bleibt ein durchschnittlicher Drogen-Knast-Drama-Thriller, der zwar seine Momente hat, aber nicht zur Gänze zu überzeugen weiß.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild kann man durchaus als ordentlich bezeichnen, die Farben und Kontraste sind durchweg natürlich und ausgeglichen. Der Schwarzwert ist soweit auch in Ordnung. Die Schärfe bewegt sich ebenfalls auf einem guten Niveau, trotzdem fallen immer wieder Unschärfen auf. Ebenfalls fällt hin und wieder mal mehr oder weniger starkes Bildrauschen auf. Was auf eine eventuelle Nachbearbeitung oder auf ein Stilmittel hinweisen könnte. Da dieses eigentlich nicht zum restlichen Eindruck passt.
Ton:
Der Ton liegt in den für Deutsch und Englisch jeweils im Format DTS-HD Master 5.1 vor. Dieser ist zwar hauptsächlich Dialogbetont und klingt dahingehend auch sehr gut. Dennoch gibt es auch mal den ein oder anderen räumlichen Moment für Freunde Surroundsounds, die einen zwar nicht vom Hocker reißen, den Film trotzdem gut zu unterstützen wissen, siehe Knast- bzw. Finalszene.
Extras:
- Trailer
Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Wild Bunch Germany – Alle Rechte vorbehalten.