Story:
Der Ingenieur Jack befährt gerade eine Landstraße, als ihn eine Frau stoppt. Sie hat eine Panne, ihr Autoreifen ist platt und zudem der Wagenheber defekt. Scheinbar widerwillig hilft er ihr und nimmt sie mit zu einem Mechaniker, der ihren Wagenheber instand setzen soll. Während der Fahrt entpuppt sich die Frau als gesprächiges und aufdringliches Individuum, in dem sie immer wieder betont, dass bei einem Fremden einzusteigen, fatal sein könnte. Ständig konfrontiert sie Jack damit, er könnte ja ein Serienkiller sein. Doch Jack wirkt gelassen und gefasst, erst, als er die Frau ein zweites Mal mitnehmen muss, weil der reparierte Wagenheber im Einsatz bricht, ist er sichtlich genervt.
Das einseitige Gespräch während der Fahrt geht erneut los, wieder vergleicht sie ihn mit einem potenziellen Serienkiller. Jetzt allerdings wird ihr Alptraum Realität, Jack tötet die Frau in seinem Wagen.
Damit ist seine Geburt zu einem Serienkiller vollzogen, in den Siebzigern tötet Jack nun rund 60 Menschen, während die polizeilichen Ermittlungen nur schleppend vorangehen. Es scheint, er hat das Glück gepachtet, nicht erwischt zu werden, oder vielleicht doch..?!
Eindruck:
Die Filme des Lars von Triers sind keine leichte Kost. Der dänische Regisseur spaltet Kritiker und Zuschauer gleichermaßen. Seine Filme sind Kontrovers und ecken an, er lotet Grenzen nicht aus, er überschreitet sie.
Seine Herangehensweise ist häufig unkonventionell und provokant, wie auch dieser Film hier zeigt. Wer einen typischen Serienkiller Film erwartet, der hat weit gefehlt. Der Film lässt sich schwer in eine Schublade drängen, er ist Drama, Thriller, Horror und Studie eines Psychopathen in einem.
Das Lars von Trier hier Matt Dillon zu der Figur des Serienkillers macht, ist ein genialer Schachzug, er verkörpert den Charakter äußerst eindrucksvoll und komplett ohne Klischees.
Irgendwie wirkt Jack nach der ersten Tat noch hilflos, er bringt den Zuschauer sogar zum Lächeln. Denn wenn er Schwierigkeiten hat, sein nächstes Opfer zu töten oder wir eine Verhaltensstörung an ihm entdecken, entlockt das dem Zuschauer schon ein Schmunzeln.
Aber mit jedem Opfer wird Jack besser, seine Morde grausamer und er besessen davon, sein eigenes Kunstwerk damit zu erschaffen. Das Spiel von Matt Dillon wird zunehmend unangenehmer und düsterer, genauso wie seine Taten. Während des Filmes redet Jack immer mit dem mysteriösen Verge, eine Stimme aus dem Off, dieser Bruch im Erzählfluss stört vielleicht anfänglich, wird aber im weiteren Verlauf wichtiger.
Das Tempo ist eher ruhig angesiedelt, genauso wie Jack eigentlich wirkt. Umso explosiver wirken seine Taten, die Lars von Trier ruhig aufbaut, um den Zuschauer anschließend zu schocken, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wie erwähnt, von Trier´s Filme und Inszenierungen, sind düster, schockierend und gewalttätig.
Vieles wirkt in „The House That Jack Built“ idyllisch und hat fast Postkartencharakter, aber diese Oberfläche bricht Lars von Trier gekonnt auf, lässt aus dem Ingenieur Jack mehr und mehr ein Monster werden. Allerdings, ohne ihn ständig so wirken zu lassen, welches den Horror noch unbehaglicher für den Zuschauer macht.
Nebenbei versucht Jack noch sein Haus zu bauen, das er selbst entworfen hat, allerdings verwirft er all zu oft seinen Plan dazu. Auch die Fertigstellung gestaltet sich schwierig, denn die zunehmenden Morde, vereinnahmen ihn mehr und mehr. Es scheint eher, als ob die Morde nun das Fundament bilden, für ein grausam erschaffenes Gebäude.
Ein intensiver Film, aus dem Kosmos des Lars von Trier. Die Inszenierung ist gelungen, klammheimlich zieht einen der Film mit in den Abgrund. Die Darbietung von Matt Dillon ist wie gesagt Klasse, insofern man es bei dieser Thematik so nennen darf. Stilsicher wird Jack eingeführt und der Zuschauer Zeuge seiner Entwicklung, man bekommt Mitleid mit den Opfern, empfindet aber teilweise dasselbe für Jack. Dazu der Wechsel von friedlichen Bildern zu verstörenden, die eine unterschwellig traumatisierende Wirkung auf den Zuschauer haben. Zu erwähnen sind auch die Dialoge, die „The House That Jack Built“ ihren Stempel aufdrücken, man verfolgt sie gespannt und taucht dadurch noch tiefer mit ein, in diese abgründige Geschichte.
Sicherlich kein Film für den Mainstream Freund, davon ist die Inszenierung weit weg. Obwohl sie natürlich einem Faden folgt, eben einer Story und trotz zweieinhalb Stunden Laufzeit spannend bleibt. Das Ganze verpackt Lars von Trier in Kapiteln, wer seine Werke kennt, den wird das nicht sonderlich überraschen. Doch ich möchte nicht nur Fans des Regisseurs hier begeisternd ansprechen. Auch wenn die Inszenierung anders ist, so ist sie es wert gesehen zu werden, denn sie zieht einen definitiv in ihren Bann. Fans dieses Genre werden gut bedient, die FSK 18 Einstufung ist berechtigt, auch wenn der Horror hier manchmal im Detail liegt, aber das ist für mich eine willkommene Abwechslung.
Bild:
Das filmische Bild beschert uns einen ansprechenden Look der siebziger Jahre. Mit leichten Filtern versehen und teils entsättigten Farben, ist das Gezeigte sehr stimmig. Die Schärfe überzeugt genauso wie der Kontrast und Schwarzwert. Einzig gewisse Stilmittel erschweren hin und wieder das satte Schwarz, wie auch den ansonsten ausgewogenen Kontrast. Manchmal wirkt das Bild einfach körniger und leicht weicher, das scheint aber gewollt und vermittelt die passende Atmosphäre. Dennoch bleiben Details gut erkennbar, ganz selten verschwinden diese in dunklen und schlecht ausgeleuchteten Szenen. Insgesamt eine überzeugende Vorstellung, welche die Zeit entsprechend widerspiegelt und für das nötige Flair sorgt.
Ton:
Die deutsche Tonspur liegt in DTS-HD MA 5.1 oder wahlweise in Dolby Digital 2.0 vor. Ich habe natürlich die 5.1 Spur gewählt, welche sich dem Film zwar unterordnet, aber dennoch gewisse Highlights setzt. Sei es der eingespielte Musiktrack oder der skurrile wie passende Score, setzen hier, wenn nötig Akzente. Ansonsten ist die Abmischung eher frontlastig, selten erhascht man etwas aus den Rears. Wobei es zum Film eher passt, als das einem etwas fehlt. Wenn die Stimme aus dem Off erscheint, so ist sie allgegenwärtig und bricht mit der sonst eher ruhigen Vertonung. Ich finde die Abmischung gelungen, nichts wirkt gekünstelt, der Ton rundet das gezeigte einfach bravourös ab.
Extras:
- Interview mit Lars von Trier
- Deutscher Trailer
- Original Kinotrailer
- Trailershow
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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