Die BBC-Serie Top Gear war mit ca. 16 Mio. Zuschauern in UK und sage und schreibe 350 Mio. Zuschauern pro Folge weltweit die mit Abstand erfolgreichste Autosendung, die BBC jemals hervorgebracht hat. Verdanken konnte man das alles dem sensationellem Moderatorenteam Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond.
Im Jahr 2014 kam es aber zu Spannungen zwischen Jeremy Clarkson und einem der Produzenten, die sich im Verlauf der Series 22 immer mehr zuspitzten und in Handgreiflichkeiten endeten. Das Ergebnis war: Jeremy Clarkson wurde entlassen. Seine Moderationskollegen Richard Hammond und James May weigerten sich jedoch, ihre Verträge zu verlängern, ohne Rückkehr von Clarkson, mit dem Ergebnis, dass das komplette Moderatorenteam und Jeremy Clarksons Schulfreund Mit Top Gear Produzent Andy Wilman die Hit-Serie verließen.
Zum Glück für die Zuschauer konnten die Vier nicht ganz ohne Autoshow auskommen und planten, direkt eine neue Autosendung zu starten. Amazon bekam dafür den Zuschlag. Mit einem Mega Budget von knapp 185 Mio. Euro für drei Staffeln sollte die Serie entstehen und Clarkson, Hammond, May und Wilman sollten komplett freie Hand haben.
Die Serie war für Amazon von Anfang an ein riesen Hit. Die Auftakt-Episode brach für Amazon alle Streaming Rekorde, und die Serie selbst gehört bis heute zu den meist gestreamten und runtergeladenen Serien auf Amazon. Inzwischen ist die Serie nun in 195 Ländern zu sehen und ging am 08. Januar 2019 mit 14 Folgen in die dritte Runde, wie üblich gibt es jeden Freitag eine neue Folge zu sehen. Eine Folge dauert zwischen 60 und 92 Minuten.
Im Gegensatz zu Season 2 wurde aber eine Kleinigkeit geändert. Während es in Season 2 noch ein Feature gab, wo Stars gegeneinander Rennen fahren konnten, wurde dies nun für Season 3 gestrichen. Wobei ganz ehrlich, als Zuschauer vermisste ich es nicht wirklich. Der Rest des Formats blieb aber gleich. Es wurde vor Publikum in einem Zelt vor ca. 300 Zuschauern moderiert, diskutiert und ausführliche und sehr lustige Tests und Features gezeigt. Dazu gab es aller paar Folgen wieder Specials, die ohne Zuschauer und auch ohne Tests waren. Einfach nur Fun-Abenteuer mit Autos. Das Ganze ist kaum an Verrücktheit zu überbieten. Da es kein Geplauder mit Stars gibt, dieses Feature wurde rausgenommen, ist die Erzählgeschwindigkeit definitiv höher und hat der Serie sehr gutgetan.
Man merkt auch, wie in den anderen Staffeln zuvor, das mega hohe Budget der Autosendung. Optisch auf absoluten Hochglanz mit extremen Kamerafahrten und Aufnahmen, die Hollywood Blockbustern in nichts nahestehen. Die Kulissen und Landschaftsaufnahmen aus aller Welt sind wirklich atemberaubend anzuschauen, sei es im Auftakt der Staffel 3 das heruntergekommen Detroit, das Kolumbienspecial in Folge 2+3 (hier auch ganz wichtig nach dem Special den Abspann anschauen, Hangover lässt grüßen) oder auch Folge 6 in China, in den Riesenmetropolen oder in den wunderschönen Landschaften der Mongolei.
Aber die Serie besticht nicht nur durch tolle Landschaftsaufnahmen und Kameraführung. Die Autotests sind sehr interessant gemacht, wobei es sich in erster Linie um Autos der sehr teuren und schnellen Sorte handelt, und die auch gerne ohne Rücksicht auf Verluste gefahren werden. Aber natürlich werden auch „normale“ Autos besprochen, auch was deren Historie angeht. Aber hier muss gesagt werden, dass Clarkson, May und Hammond, dass auch alles wunderbar authentisch und vor allem sehr lustig rüber bringen. Hier wird nichts beschönigt, wenn etwas mies ist und es wird auch direkt darauf gezeigt, wobei die Geschmäcker der drei Moderatoren nicht unterschiedlicher sein könnten und dadurch auch wunderbare intensive Streitdialoge entstehen.
Und diese drei Moderatoren sind auch klar das, was die Serie wirklich ausmacht, etwas, das Top Gear auf BBC mit unglaublicher Wucht zu spüren bekam, denn wo Top Gear nun mit bereits mehrfach wechselnden Moderatoren eher schwache Quoten einfährt, halten Clarkson, May und Hammond ein unglaubliches Level. Denn hier bekommt man Comedy Gold mit feinstem britischem Humor geboten. Auch merkt man, dass Amazon den Jungs freie Hand lies, denn es geht alles andere als politisch korrekt zu, teilweise ist es auch sehr heftig, was da an Sprüchen und Jokes rausgehauen wird. Aber man muss auch sagen, keiner der Drei hat ein Problem damit, sich selbst aufs Korn zu nehmen, wie z.B. den berühmten Running Gag um Hammond, dass er jedes Auto zu Schrott fährt. Es gibt fleißig Zankereien, Streiche und Situationskomik geboten, welche vor allem in den Specials zum Tragen kommen.
Die meisten Folgen sind wirklich sehr, sehr verrückt und wirklich sehr lustig gemacht. Nur wenige Folgen sind vergleichbar ernst, wie z.B. das Season 3 Finale, wo man Abschied vom Ford Mondeo nimmt und dessen Werdegang genau verfolgt.
Zum Schluss der Staffel bekommt man noch mal einen großen Rückblick mit einem „Best of“ der Drei und eine große Verabschiedung, bei denen selbst die härtesten zu Tränen gerührt sind, weil die Drei nun jeder mit jeweils eigenen Serien auf Amazon getrennte Wege gehen, nur, um dann kurz darauf zu verkünden , dass Season 4 von The Grand Tour ebenfalls kommen wird, jedoch diese alles reine Specials werden, ohne Zelt und Zuschauer.
Fazit: Diese Staffel ist nicht nur ein MUSS für jeden Autofan, sondern auch für jene, die einfach nur unterhalten werden und Spaß haben wollen, denn Clarkson, Hammond und May sind einfach Humor und gute Laune pur, mit vielen Folgen, die man sich immer wieder anschauen kann. Die ernsten Folgen fallen dagegen leicht ab, wobei das Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau ist, denn auch, wenn mal kurz der Humor zurück gefahren wird, bleibt es informativ. Die Serie ist zurecht, zurzeit das „Große Aushängeschild“ von Amazon Prime.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an.
(Pierre Schulte)
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