Guy Ritchies Glanzstunden im Gangster-Milleu schienen wohl nach „Disneys Aladin“ endgültig vorbei zu sein. „Bube, König, Dame, grAS“ und „Snatch“ sind zwar längst Kult, aber eben auch schon sehr lange her. Danach hat er sich, mit Ausnahmen von Filmen wie „RocknRolla“ oder „Revolver“, eher den massentauglichen Filmen gewidmet. Es schien fast so, als wollte Ritchie seine Wurzeln vergessen machen. Doch dann kam „The Gentlemen“ und überraschte damit alle. Ein Guy Ritchie Film wie in seinen glorreichen alten Zeiten und damit belehrte er all seine Kritiker eines Besseren. Es wirkt alles fast so, als sei er nie weg gewesen. Hell Yeah!
Story:
Der unangefochtene König des Grases Mickey Pearson (Matthew McConaughey), der sich mit dem Anbau und Verkauf von Marihuana ein Milliarden-Imperium ergaunert hat, will sich zusammen mit seiner Ehefrau Ros (Michelle Dockery) zur Ruhe setzen. Darum hat er für sein ganzes Drogen-Reich einen Preis von 400 Millionen Dollar angesetzt. Doch es muss erst einmal der passende Käufer her und in dem stinkreichen Matthew Berger (Jeremy Strong), scheint ein ambitionierter und williger Bieter gefunden zu sein. Mickey und seine rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) machen alles dafür, dass dieser Deal reibungslos über die Bühne geht. Dies ist leichter gesagt als getan, denn plötzlich haben es die finstersten Gangster auf Mickeys Imperium abgesehen. Der verrückte Dry Eye (Henry Golding), von den Triaden, ist dabei der Gefährlichste und ist gewillt, alles dafür zu tun, endlich der Boss zu sein. Doch auch ein schmieriger Schnüffler namens Fletcher (Hugh Grant), der für ein erfolgreiches Lügenklatschblatt recherchiert, macht ihnen Probleme. Ein wildes Spiel um Macht, Geld, Drogen und Lügen beginnt…
Meinung und Wertung:
Guy Ritchie („Bube, Dame, König, grAS“) der König der Gangster-Komödien ist wieder da und zelebriert ein wahres Fest aus skurrilen Figuren, messerscharfen Dialogen und ganz viel Gangster-Scheiß. Ja, Ritchie ist nach Ausflügen ins Disney-Wunderland oder in die Gefilde der King Arthur-Legenden wieder in seinem gewohnt-berüchtigten Metier und huldigt dabei sich selbst, aber auch das Filmemachen an sich, in seiner unnachahmlichen Art. Mit namhafter Besetzung und einer spürbaren Filmliebe bestückt, entführt uns der Regisseur in seine verdrehte, aber auch brutale Gangster-Welt. Die Geschichte um den König des Grases wird auf vielen Zeit-Ebenen erzählt und dieses nonlineare Storytelling sprüht förmlich vor detailverliebter Kreativität. Vor allem die verschiedenen Stilmittel, die Ritchie hier verwendet, sind zwar allesamt überspitzt, aber amüsant abwechslungsreich. Gespickt mit zahlreichen Kniffs und so einigen Filmreferenzen hat „The Gentlemen“ auch noch in Petto. Mit harten Schnitten und noch härtere Grundstimmungswechsel von cool witzig zu aggressiv gefährlich, entwickelt „The Gentlemen“ einen gewissen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Noch dazu ist der Film eine einzige Hommage an das Filmemachen selbst und an die Erhabenheit der Kunst des Erzählens. Diese Liebe zum Film schwappt definitiv auf den Zuschauer über. Da macht einem das Verfolgen der Story gleich doppelt so viel Spaß. Die clevere und fintenreiche Erzählweise wird zu keinem Zeitpunkt langweilig und weiß bis zum Schluss hervorragend zu überzeugen.
Ein weiterer Grund, warum „The Gentlemen“ so gut funktioniert, sind die gegen den Strich getasteten Darsteller. Der Rom-Com Baron Hugh Grant („Notting Hill“) darf hier mal eine ganz neue Seite von sich präsentieren. Herrlich schmierig und fies, reißt Grant jede Szene an sich. Oder Colin Farrell („The Lobster“) als nuschelnder Proll in Trainingsanzug ist aberwitzig schräg und ein Paradebeispiel für gut geschriebene exzentrische Figuren. Doch auch ein Charlie Hunnam („Die versunkene Stadt Z“) kann als neurotischer und kluger Gangster überzeugen. Dieser Mann strahlt eine unfassbar furchterregende Präsenz aus, wie momentan kein Zweiter in Hollywood. Doch das Herzstück und die darstellerische Brillanz ist Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“), auch hier ist er wieder eine Naturgewalt. Alle anderen hier nicht erwähnten Darsteller reihen sich nahtlos mit ein und können auf ganzer Linie überzeugen.
Der Soundtrack ist perfekt gewählt und jeder Song erhebt die jeweilige Szene zu einem Erlebnis voll wahnwitziger Coolness. Hier passt wirklich alles bis aufs kleinste Detail. Die aussagekräftige Kleidung der Protagonisten, die zahlreichen trockenen Sprüche, das wilde Rumgefluche und die verschiedensten Akzente bereichern diesen Film ungemein. Ein Fest für Genre-Liebhaber und ein weiterer Meilenstein in Guy Ritchies, sowieso schon beeindruckender Filmografie als virtuoser Regisseur.
Fazit:
Clever, fintenreich, schauspielerisch wie inszenatorisch auf hohem Niveau und außerordentlich cool. Ein weiterer Genie-Streich von Guy Ritchie und die beste Gangster-Komödie seit Jahren! „The Gentlemen“ ist pure Filmliebe und kann mit dem spiel-freudigsten Schauspiel-Ensemble seit „Oceans Eleven“ aufwarten. Eine kleine Perle im unüberschaubaren Filmsumpf. Kriminell gut!
Bild:
Das klare Bild, welches uns hier im 2,40:1 (1080p/24) vorliegt, besticht durch eine scharfe Farbgebung und kann mit seiner detailreichen Ansicht glänzen. Der Schwarzwert sowie der Kontrast fallen auch mehr als ordentlich aus und reihen sich nahtlos in das sehr gelungen Gesamtpaket mit ein. Eine angemessene Bildqualität, für einen außerordentlich guten Film.
Ton:
Der Ton ist hier jeweils in Deutsch und Englisch im Format DTS-HD MA 7.1. Der Klang ist ausdrucksstark und kann in den wenigen Actionszenen durchaus überzeugen. Die Raumtiefe ist atmosphärisch und trägt zusammen mit den Bildern zu der Coolness mit bei. Der dialoglastige Film ist sehr gut verständlich und man kann das Gefluche sowie die Beleidigungen, ohne Probleme verstehen.
Extras:
Trailershow
4 Featurettes:
- Glossary of Cannabis
- Best Gentlemen Quips
- Behind the Scenes
- What is a Guy Ritchie Film?
Danke für Eure Aufmerksamkeit und danke für Eure Lesezeit.
(Thomas P. Groh)
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Super Review, dem ich inhaltlich völlig zustimme und noch nen halben Punkt zugebe..