Im Jahr 1636 im winterlichen Korea, zieht sich König Injo mit seinem Gefolge zurück in die Festung Namhansanseong, sie flüchten vor der chinesischen Armee und deren Qing Dynastie. Abgeschnitten von allen Seiten, harren sie aus und versuchen diplomatisch die Wogen zu glätten, um einen bevorstehenden Angriff damit abzuwenden. Denn mit den nur rund 14.000 Soldaten in König Injo´s Armee, steht ihm eine riesige Übermacht gegenüber, die mandschurischen Streitkräfte der Qing Dynastie ist ein Vielfaches größer.
Doch nicht nur die Isolation in der Bergfestung macht König Injo und seinem Tross mehr und mehr zu schaffen. Auch unter seinen Ministern wachsen Zweifel an der Entscheidung des Königs. Die klirrende Kälte des Winters und wohl wissend, dass die Nahrungsmittel nicht ewig reichen, erleichtern die Situation ebenfalls nicht. Allerdings den Kopf zu beugen oder den Kronprinzen an die Qing auszuliefern, ist für König Injo keine Option. Das käme einer Demütigung gleich, sowie dem Gesichtsverlust des Königs. Man entschließt sich zur Flucht nach vorn und plant überraschend einen Angriff auf die mandschurischen Krieger der Qing Dynastie. Das hat allerdings fatale Folgen, nicht nur für König Injo´s Soldaten, auch die Möglichkeit eine friedliche Lösung zu finden, scheint nun endgültig erloschen zu sein.
Eindruck:
Die Verfilmung der 47 Tage andauernden Belagerung in der eisigen Bergfestung ist durchaus gelungen. Gekonnt vermittelt Regisseur Hwang Dong-hyuk dem Publikum, das diese Geschichte zwei Seiten hat. Die Szenarien beider Parteien werden sorgsam aufgebaut und geben dem Zuschauer, der die Thematik nicht kennt, ausreichend Informationen.
Gut, die Dialoge wirken für Hollywood verwöhnte Ohren gelegentlich etwas eigenartig. An dieses kleine Manko, wenn es überhaupt eins ist, gewöhnt man sich recht schnell. Ich bekam recht rasch den Zugang und empfand es außerdem sehr passend für die Kultur dieser Zeit.
Beeindruckt war ich auch von der Bildersprache, es wechseln sich sinnliche Aufnahmen mit gewaltigen Schlachtszenarien ab. Eine eindrucksvolle Kameraführung, in der nicht nur die Kulisse wunderbar eingefangen wird.
Die Ausstattung, angefangen von den Kostümen der Akteure, bis hin zu dem interessanten Setting sind extrem stimmig. Daher visuell atemberaubend inszeniert, was hier auf der Leinwand stattfindet ist ein Fest für die Augen.
Doch das ist noch nicht alles, den Score steuerte Ryuichi Sakamoto bei und dieser hüllt das gezeigte perfekt ein, wie unter anderem schon bei „Der letzte Kaiser“ und „The Revenant“. Dazu drängt sich die Musik selten in den Vordergrund, Sakamoto hat Gespür für die Augenblicke im Film und untermalt diese vorzüglich.
Die Erzählstruktur wechselt hier von Gesprächen, diplomatischen Versuchen den Angriff abzuwenden und gekonnt eingeworfenen Actionszenen. Dadurch wirkt der Film nicht so eindimensional, denn die Dialoge stehen anfänglich im Vordergrund und diese werden ruhig und überwiegend sachlich geführt. Eben exemplarisch für diese Kultur, deren Traditionen und Riten, für unsere Sehgewohnheiten nicht immer nachvollziehbar wirken, aber dennoch eine Faszination besitzen. Gerade weil die Mentalität der damaligen Epoche, wie Ehre und Respekt, eine bewundernswerte Wirkung besitzt.
Seine Spannung zieht der Film nicht nur aus der aussichtslosen Lage von König Injo und seinen Leuten, abgeschieden in der Bergfestung. Die Dialoge tragen ebenfalls dazu bei, auch wenn sie vielen vielleicht zu ausschweifend vorkommen. Umso wuchtiger wirken die Schlachtszenen, die ohnehin sehr ergreifend und spektakulär arrangiert wurden.
Der Regisseur verwendet viel Zeit, um seine Figuren zu positionieren, das könnte dem einen oder anderen Zuschauer am Anfang etwas zu viel des Guten sein. Mit fast zweieinhalb Stunden Spielzeit ist er schon recht lang ausgefallen und erfordert etwas Geduld vom Zuschauer. Sieht man über das träge wirkende Tempo zu Beginn hinweg, entwickelt sich ein spannender Film, welcher in der zweiten Hälfte deutlich an Fahrt aufnimmt. Vielleicht hätte eine Straffung des Drehbuches mehr Potenzial geboten, um den Einstieg in den Film zu erleichtern.
All das ist für Fans von asiatischen Filmen, insbesondere in diesem Genre, sicherlich nichts Neues. Diese werden hier auch viel Vergnügen mit dem Film haben, nicht nur wegen der beachtlichen Optik. Der Rest, der vielleicht mal Lust auf etwas anderes hat und auch mit dem zurückhaltenden Beginn leben kann, wird sicherlich nicht enttäuscht werden.
Bild:
Recht kühl, beziehungsweise bläulich gefiltert und teils farblich reduziert ist das Bild in den Außenaufnahmen. Aber auch innerhalb einiger Räume, wird dann und wann ein leichter Filtereinsatz verwendet, allerdings ist die Farbgebung hier kräftiger. Dennoch alles im überschaubaren Rahmen, ohne aufdringlich sowie unnatürlich zu wirken. Die anderen Parameter wie Schärfe, Schwarzwert und Kontrast beeindrucken mit guten Werten. Alles in allem eine sehr gelungene Vorstellung ohne große Mängel.
Ton:
Die deutsche DTS-HD MA 5.1 Tonspur hat es in sich. Die Gespräche sind trotz minimaler Nebengeräusche, tadellos zu verstehen. In den Kampfszenen gibt es dann einen dynamischen Sprung, plötzlich ist man mittendrin im Geschehen. Pfeile zischen gut ortbar durch den Raum, genauso wie Schüsse aus dem Gewehr. Quasi aus allen Speakern vernimmt man differenziert die Geräuschkulisse des Kampfes. Wenn dann noch Kanonen ins Spiel kommen, werden diese vom Sub druckvoll wiedergegeben. Eine fantastische Tonspur, sehr dynamisch und nahezu perfekt abgemischt.
Extras:
- Trailer
- Charakter Trailer
- Making Of
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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