Story:
Die junge Billi lebt in New York und hält sich finanziell gerade so über Wasser, während sie auf die Zusage ihres Stipendiums wartet. Vor etlichen Jahren ist sie gemeinsam mit ihren Eltern aus China ausgewandert und fühlt sich eigentlich recht wohl, in dem nicht mehr ganz so fremden Land. Regelmäßig hält sie Kontakt mit ihrer in China lebenden Großmutter Nai Nai. Als ihre Eltern ihr mitteilen, dass Nai Nai Krebs im Endstadium habe, bricht für die weit weg lebende Billi eine Welt zusammen. Doch weder die Eltern noch die Verwandten in China wollen Nai Nai die Wahrheit sagen, nachdem sie es geschafft haben, die Diagnose vor ihr zu verheimlichen. Die plötzlich anstehende Hochzeit des Cousin Hao Hao, bietet eine gute Gelegenheit, Nai Nai noch einmal zu besuchen. Allerdings soll Billi in New York bleiben, man befürchtet, sie werde trotz der traditionellen Regeln der Familie, Nai Nai die Wahrheit über ihre Diagnose sagen.
Eindruck:
Das Drama „The Farewell“ von Lulu Wang bietet fraglos auch einige humoristische Züge, gleich zu Beginn des Films, wird dem Zuschauer vermittelt, es handele sich bei der Geschichte um eine wahre Lüge. Ein augenzwinkernder Einstieg, der schon einmal neugierig macht.
Von Anfang an ist es allerdings klar, um was es geht, die Regisseurin verzichtet auf spektakuläre Twists. Sie legt den Focus auf die unterschiedlichen Charaktere der Verwandtschaft und dem Brauch, der Sterbenden, nichts von ihrem Schicksal zu erzählen. Die Figuren in „The Farewell“ sind ehrlich und sympathisch dargestellt, kein Charakter fällt aus der Rolle oder handelt auf irgendeine Weise überraschend. Die Dynamik der Geschichte geht von Billi und Nai Nai aus, während Nai Nai sich auf die bevorstehende Hochzeitsfeier freut, kämpft Billi innerlich mit der erschütternden Nachricht und zweifelt den Brauch an, Nai Nai nicht die Wahrheit zu sagen.
Die Inszenierung von „The Farewell“ ist ruhig, zeigt das familiäre Wiedersehen unaufgeregt und widmet sich den Figuren. Selbst die Kamera steht überwiegend still und vermittelt eine entspannte Atmosphäre, über die dennoch unheilvoll das Schicksal von Nai Nai thront. Auch der gelungene Score trägt viel zur Stimmung bei, mal präsent, dann sehr ruhig im Hintergrund und manchmal verschwindet er komplett, um die Bilder sprechen zu lassen.
Die Darsteller in „The Farewell“ überzeugen auf ganzer Linie, gerade die Darstellerin von Billi spielt derart vielschichtig und einfühlsam, man glaubt ihr den inneren Konflikt jederzeit. Die Schauspielerin Nora Lum, besser bekannt als Awkwafina, kennt der eine oder andere vielleicht aus „Bad Neighbours 2“, „Ocean´s 8“ oder „Jumanji: The Next Level“. Aber auch die restlichen eher unbekannten Darsteller überzeugen mit einer ehrlichen Performance und passen sich der rührenden Geschichte an.
Fazit:
„The Farewell“ ist ein Film, der von der Zusammenkunft der Familie lebt, die Ausgangslage ist wie gesagt, sofort klar und man erlebt mit der Verwandtschaft von Nai Nai, wie sie mit der Lüge umgehen. Das geschieht teils so rational, dass der Zuschauer nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll. So verfolgt man gespannt, wie alle der Hochzeitsfeier entgegenfiebern, in der Nai Nai ebenfalls voll aufgeht, während der Vorbereitungen dazu. Dadurch gerät ihr Schicksal hingegen nie in den Hintergrund, der Zuschauer hat trotz der Feier und oftmals amüsanter Momente immer einen seltsamen Beigeschmack bei diesen Szenen. Zudem hinterfragt Billi sich immer mehr, ob sie es ihrer Großmutter nicht doch beichten soll.
Am Ende von „The Farewell“ wird man zudem noch ein klein wenig überrascht, das geschieht aber weder plump noch irgendwie spektakulär. Nein, das Tempo bleibt wie gewohnt gemächlich und das zeichnet diese gefühlvolle Inszenierung einfach aus. „The Farewell“ ist traurig, bewegend, lustig und berührt den Zuschauer, ohne dass man ihm die Emotionen mit dem Vorschlaghammer serviert. Die bestens aufspielenden Darsteller vermitteln die rührende Story absolut eindrucksvoll, viel mehr benötigt dieser außergewöhnliche Film nicht.
Bild:
Das Bild wirkt durchweg recht aufgehellt, manchmal etwas milchig. Die Farben wirken trotzdem konstant und teils kräftig, ohne jedoch aufdringlich zu sein, das ganze vermittelt manchmal eine träumerische Kulisse. Der Schwarzwert hat natürlich gegen dieses Stilmittel einen schweren Stand und kann nur selten Akzente setzen. Der Kontrast ist ausgewogen und auch die Schärfe kann mit einer Vielzahl an Details überzeugen. Insgesamt ein stimmiges Bild, auch wenn der Look anfänglich recht ungewöhnlich erscheint.
Ton:
Der Film bekommt eine deutsche DTS-HD MA 5.1 Tonspur serviert, das ist definitiv schön zu hören. Auch wenn jedem klar sein sollte, dass der Film dialoglastig ist. Diese werden sauber und klar abgebildet, so wie man es in diesem Genre erwartet. Anmerken möchte ich, dass im Film nur das Mandarin in Deutsch synchronisiert ist, wenn die Auswanderer in Englisch sprechen, wird das nur untertitelt. Aber keine Angst, im Großteil des Filmes wird deutsch gesprochen. Der Score klingt voluminös und hüllt gekonnt den Raum ein, die Rears werden selten bei anderen Dingen einbezogen und wenn, dann eher dezent. Letztlich passt aber alles zu der Story und dem Gezeigten.
Extras:
- Deutscher Trailer
- Trailershow
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
©Bilder und Trailer LEONINE – Alle Rechte vorbehalten!
Klingt klasse! Den merke ich mir…