Am 14. August 2020 kam der Horror-Film “THE CLOSET – Es ruft nach dir“ auf DVD und Blu-ray in den Handel.
„Asia-Grusel für Einsteiger“
Nachdem „Parasite“ heuer gleich vier Oscars abgeräumt hat, erkannte die Filmwelt, dass auch Südkorea gute Filme produzieren kann. Gerade Horror-Fans, die auch mal über den Tellerrand schauen, wissen schon lange, dass sowohl Südkorea als auch Japan vor allem kleine und feine Perlen in diesem Genre zustande brachten. Ebenfalls aus Südkorea stammt der neueste Horror- und Mystery Film „The Closet“, der für den deutschen Markt wieder einmal einen, wie ich finde, unnötigen Zusatztitel („Es ruft nach dir“) erhielt. Über Capelight Pictures, die uns hier einen packenden Mystery-Horror-Film versprechen, erscheint nun hierzulande im Vertrieb der Al!ve AG „The Closet“ als DVD, Blu-ray Disc und in digitaler Form. Die Redaktion von Filme.de hat sich die Blu-ray Disc für ihre Leser genauestens angeschaut und klärt im nachfolgenden Review, ob sich während des Schauens wirklich die Nackenhaare aufstellen oder ob der Film im Sumpf tausender ähnlicher Filme untergeht…
Story:
Architekt Sang-won und seine Tochter haben es nicht leicht. Seine Frau verstarb kürzlich und so packt er seine Sachen und zieht mit seiner Tochter Ina in ein Haus am Rande der Stadt. Doch es ist schwer, denn Sang-won muss Arbeit und Trauer unter einen Hut bekommen und seine Tochter fühlt sich dadurch von ihrem Vater allein gelassen. Sie kapselt sich immer weiter von ihm ab und fängt gleichzeitig an, im Haus Stimmen zu hören. Als Sang-won eines Tages Ina nirgends finden kann, drohen ihm die Nerven durchzugehen. Da bietet ihm ein junger Exorzist seine Hilfe an. Er behauptet den Ort zu kennen, an dem sich Ina befindet, doch um sie von dort zurückzuholen, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit.
Eindruck:
Die Kern Elemente von „The Closet“ lassen unweigerlich Erinnerungen an Genre-Klassiker wie „The Ring“ und „The Grudge – Der Fluch“ (Original und Remake) hochkommen – die Story kommt dennoch irgendwie frisch und unverbraucht daher. Dass diese dann auch (ganz genreuntypisch) gar nicht mal so weit hergeholt ist und genügend Raum für Realismus lässt, macht den Film umso mehr interessant. Schön auch, wenn mit gewissen Urängsten, wie das Monster im Schrank respektive unterm Bett, gekonnt gespielt wird. Auf unnötige „hollywoodartige“ Jumps-Scares wurde aber zugunsten der dramatischen Vater-Tochter Geschichte verzichtet, einige wohldosierte solcher Momente haben sich aber dennoch in den fertigen Film verirrt. Zu viel sei aber an dieser Stelle natürlich nicht verraten…
Natürlich bedient sich der Film auch klassischer Stilmittel wie knarzende Türen, mysteriöse Schatten und noch mehr. Allerdings gehören all diese Dinge auch irgendwie in einen solchen Film – das ist doch das Salz in der Suppe. Grusel-Veteranen wird natürlich nicht wirklich Neues geboten, aber gerade Zuschauer, die mit „The Closet“ einen Einstig in das Genre der südkoreanischen Horrorfilme wagen, wird dennoch das eine oder andere Mal das Herz in die Hose rutschen, zumal auch das fast kammerspielartige Setting ordentlich Atmosphäre schafft.
Die Geschichte ist sehr düster und bietet, gerade in Bezug zu Tochter Ina einige wirklich heftige Szenen, die es in sich haben. Tiefe Wunden der Gleichgültigkeit und der Vernachlässigung haben eben Spuren hinterlassen… Genretypisch wird aber auch hier kein Blutbad angerichtet, sondern dezenter und wohliger Grusel ab der ersten Minute abgespielt.
Auch wenn das Erstlingswerk von Regisseur Kim Kwang-Bin das Rad nicht neu erfindet, bietet er Fans 98 Minuten solide Genrekost mit frischen Gesichtern. Über einige unlogische Entscheidungen der Protagonisten könnte man ja noch hinwegsehen, nicht aber, dass die Spannungskurve erst ab der zweiten Filmhälfte etwas steigt und der Film so nicht über Mittelmaß hinauskommt. Viel zu lang hält sich der Film mit Nichtigkeiten auf, ehe er dann wirklich loslegt.
Wobei „frische Gesichter“ nicht ganz korrekt ist, denn zum Beispiel Hauptdarsteller Ha Jung-woo konnte man bereits 2010 im Film „The Yellow Sea“ oder unlängst in „Die Taschendiebin“ sehen. Ihm zur Seite stellte man die erst knapp 11-jährige Yool Heo als seine Tochter Ina, deren Leistung man einfach nur ein großes Lob aussprechen muss. Sie ist so glaubhaft und manchmal auch extrem herzzerreißend in ihrer Rolle, dass man bei diesem Talent auf jeden Fall in naher Zukunft noch mehr von ihr zu sehen bekommen wird.
Insgesamt gesehen ist „The Closet – Es ruft nach dir“ ein unterhaltsamer Mystery-Horror Film geworden, der viele Anleihen berühmter japanischer Horrorfilme abarbeitet und Genrefans glücklich machen sollte…auch wenn er leider erst recht spät in die Gänge kommt.
Bild:
Das Bild, das uns im Format 2,39:1 präsentiert wird, kann man als grundsolide bis gut einstufen. Farben werden hier fast schon genretypisch etwas blasser dargestellt, was der düsteren und traurigen Grundstimmung sehr zugute kommt. Die Schärfe liegt fast immer über Durchschnittsniveau und auch der Kontrast kann überzeugen. Der Schwarzwert könnte etwas satter ausfallen, dürfte aber durch den Einsatz einiger Bildfilter etwas zu grau geraten sein. Auch lässt er in einigen dunklen Szenen im Haus Details im Hintergrund absaufen.
Leider konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, welche Kameras hier zum Einsatz kamen. Bis auf die mäßige Durchzeichnung in dunklen Szenen und den etwas blassen Schwarzwert liegen die restlichen Werte aber alle im grünen Bereich.
Ton:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Koreanisch DTS-HD MA 5.1
Der deutsche Ton kommt recht dynamisch daher und bietet tolle räumliche Effekte, die nicht nur einmal das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die deutschen Dialoge könnten etwas lauter abgemischt werden, aber das ist man ja bei Gruselfilmen bereits gewohnt. Dafür kommen die wenigen Jumpscares unter Zuhilfenahme des Subwoofers wie mit einem Paukenschlag daher. Auch der Score hält sich dezent zurück, darf aber bei Bedarf auch schauerliche Töne von sich geben.
Vieles gibt es beim Ton nicht zu bemängeln denn mehr Dynamik kann man auch nicht erwarten, wenn es das Gezeigte auch nicht zulässt.
Die deutsche sowie die koreanische Tonspur schenken sich in puncto Qualität so gut wie nichts und dürfen gleichwertig angesehen werden.
Extras:
Trailer:
- „The Closet – Es ruft nach dir“
Filmtipps:
- „A Tale Of Two Sisters“
- „Baba Yaga“
- „Polaroid“
- „The Inhabitant“
Als Bonusmaterial steht uns lediglich der Filmtrailer und vier weitere Horrorfilm Trailer zur Verfügung. Immerhin packte Capelight ein Wendecover ohne FSK 16 Flatschen in die schwarze Keep Case Hülle.
Fazit:
Bild und Ton des Asia-Gruslers sind bis auf wenige Ausnahmen mehr als ordentlich anzusehen, lediglich etwas mehr Bonusmaterial wäre wünschenswert gewesen.
Das Erstlingswerk „The Closet“ von Regisseur Kim Kwang-Bin bietet Genrefans solide Gruselkost, auch wenn der Film etwas spät zündet und nicht ganz an die großen japanischen Vorbilder herankommt. Aber auch Zuschauer, die normalerweise nichts mit Horror am Hut haben, könnte die dramatische Geschichte eines Vaters, der verzweifelt seine verlorene Tochter sucht, gut unterhalten.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
©Bilder Capelight Pictures – Alle Rechte vorbehalten!
War eh schon für die Sammlungsaufnahme notiert, denn ich steh auf südkoreanische Kino.
Bin gespannt…