Seit kurzem kann man alle Folgen von „The Book of Boba Fett: Staffel 1“ auf Disney Plus sehen und wir haben das Review dazu:
Boba Fett hatte nur wenige Szenen ist der Star Wars Originaltrilogie und noch weniger Sätze, doch das reichte, dass sich um ihn ein Mythos entwickelte, der sich im Verlauf der Geschichte immer mehr steigerte. Die Boba Fett Romane und Comics, die nicht dem Kanon zugehören, zementierten den Mythos des Antihelden. Als Boba Fett dann einen Auftritt in der Hitserie „The Mandalorian“ bekam, stahl er direkt allen die Show. Schnell war klar: Dieser Kultcharakter braucht eine eigene Serie! Die Erwartungen waren hoch, doch genauso schnell kam für viele die Ernüchterungen. Denn „Boba Fett“ wurde nicht annähernd so dargestellt, wie es sich viel ausgemalt hatten. Doch sind die ganzen negativen Kritiken an der Serie berechtigt? Wir haben die erste Staffel gesehen und können es euch ganz genau sagen.
Story:
Kaum schafft es Boba Fett schwer verletzt aus dem Sarlacc heraus, wird ihm schon seine wertvolle Rüstung gestohlen. Zwar heilen ihn die Tusken, aber er kriegt bei jeder Gelegenheit Schläge und muss eine entsprechend harte Schule bestehen, um mit den Tusken mitzuhalten. Nach einem Überfall wird für Boba Fett klar, er muss aus der Versenkung zurückkehren, doch dazu muss sich er erst seine Rüstung wiederbeschaffen. Danach will er den Platz des verstorbenen Jabba The Hut einnehmen. Dummerweise nimmt ihn niemand in Mos Eisley mehr ernst und um in dieser Welt zu bestehen, ist er auf Hilfe angewiesen.
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus 7 Folgen mit einer Laufzeit zwischen 38 und 58 Minuten und ist durchgängig erzählt. Naja mehr oder weniger. Es gibt immer wieder Rückblenden, zumindest in der ersten Hälfte der Staffel. Toll ist anzuschauen, wie Boba Fett aus dem Sarlacc rauskommt. Eine Szene, auf die viele Fans gewartet haben. Jetzt muss ich aber gestehen, ich habe unzählige Star Wars Bücher gelesen und auch Clone Wars gesehen. In allen war Boba Fett ein komplett anderes Kaliber als hier. In den Büchern ist er ein wortkarger Antiheld der Kategorie Riddick oder Batman. In dieser Serie dagegen, redet er so viel, dass sogar Hauptdarsteller Temuera Morrison sich beschwert hat, weil es schlichtweg nicht zum Charakter passt. Dazu nimmt Boba bei fast jeder Gelegenheit den Helm ab, was natürlich einiges vom geheimnisvollen Mythos, den Boba umschwingt, zunichtemacht. Auch die Tatsache, dass er von nahezu allem und jedem verdroschen wird und mehr und fast all seine Auseinandersetzungen nicht ohne Hilfe gewinnt, sind nicht gerade förderlich.
Okay dass mit nicht allein einen Gegner besiegen zu können, das kennt man ja bereits von „The Mandalorian“, wo das Ganze ähnlich verläuft. Da fragt man sich schon manchmal, wo die taffen starken Helden heutzutage geblieben sind, die mal kurzen Prozess mit ihren Gegnern machen ohne gleichzeitig wie ein Schwächlinge rüberzukommen. Inhaltlich ist die Story auch nicht gerade komplex, tatsächlich hätte man die komplette Geschichte innerhalb von 2 Folgen erzählen können, wobei in Sachen Story hat man spätestens ab Folge 5 auch nicht mehr das Gefühl, dass man eine Boba Fett Geschichte erlebt, sondern stattdessen eine „The Mandalorian Staffel 2,5.“
Boba selbst taucht erst mal für 2 Folgen praktisch überhaupt nicht auf. Stattdessen wird die Geschichte des Mandos nach den Ereignissen von Staffel 2 weitererzählt, die übrigens auch gleichzeitig interessanter als die 4 Folgen davor war. Wobei alleine schon der Mando nur aufgrund der Tatsache, dass er einfach den Helm aufläßt, mehr Coolness verströmt aul Boba Fett. Zum Finale wird Boba dann auch endgültig zum Sidekick vom Mando degradiert. Zwar taucht Boba dann wieder auf, das Kommando gibt aber der Mando an. Allgemein wird Boba sehr oft die Show gestohlen. Zumindest durch Ming-Na Wen, die erneut in die Rolle der Fennec Shand zurückkehrt. Diese Frau rockt jede Szene und haut klasse Action raus. Man hat direkt das Gefühl, dass nicht sie der Sidekick von Boba ist, sondern Boba stattdessen von ihr.
Auch gibt es ein Live Action Debüt eines Clone Wars Charakters im Style von „Spiel mir das Lied vom Tod“. Unglaublich coole Sequenzen, wobei der Charaktere überzeugt. Fan Service wird hierbei sehr groß geschrieben. Was hier für bekannte Star Wars Charaktere auftauchen, auch nur für einen Gastauftritt, ist schon großes Kino. Okay, es überschleiert damit natürlich die eher schwache ausfallende Story. Es gibt aber neben den vielen Gastauftritten auch unglaubliche viele Hommage Szenen. Sei es Lukes Ausbildung auf Dagobah oder das berühmte Pod Racer Rennen aus Episode 1, wobei letztere Hommage hier ein bisschen gewollt aber am Ende doch nicht richtig gekonnt wirkte.
Die Atmosphäre ist ganz ordentlich, man nutzt weiterhin die Italowestern Atmosphäre, die den Mandalorian merklich aufgewertet hat, wobei in Sachen Score „The Book of Boba Fett“ nicht ganz so gelungen ist, da der Mando Theme, sobald er auftaucht, direkt im Ohr hängen bleibt. Das Finale ist dann Action pur, aber auch gleichzeitig relativ unspektakulär, also so wie Boba und der Mando auf freier Fläche stehen. Ein bisschen Posen, ein bisschen schießen aber sich sonst nicht groß bewegen, während die Gegner drum herum ihr Ziel meist verfehlen.
Zum Ende hin, bekommen die „Clone Wars“ Fans auch direkt einen Schlag ins Gesicht, als eine berühmte Figur sehr undankbar abtreten muss. Eine Szene, die auch fernab jeder Logik ist. Boba Fett, der praktisch 90% seiner Kämpfe hierbei entweder verloren oder nicht ohne Hilfe gewonnen hat, macht ausgerechnet ihn praktisch im Vorbeigehen fertig. Wer soll das bitte schön nachvollziehen? Immerhin ist das Ende in Bezug auf Boba Fett gut abgeschlossen und rund, wobei die Story um Mando natürlich weiter offen ist, schließlich kommt da ja auch bald die dritte Staffel.Fazit:
Man merkt deutlich, dass man hier in erster Linie eine Staffel 2.5 von „The Mandalorian“ gemacht hat. Technisch ist die Serie ohne Frage perfekt. Tolle Ausstattung und tolle Effekte, aber was hier mit sehr beliebten Charakteren aus vergangen Zeiten gemacht wird, geht auf keine Kuhhaut. So viel Potenzial wurde mal eben mit Füßen getreten und deren Coolness genommen, nur damit andere Charaktere einen Push bekommen. Storymäßig passt das Ganze auch auf einen Bierdeckel. Schade, da hätte man wirklich viel mehr draus machen können.
Hier erhältlich:
(Pierre Schulte)
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