Amazon hat bereits mehrere Doku Serien über reale und vor allem sehr stark von den Medien ausgeschlachtete Verbrechen im Progamm. Doku-Serien wie „Pistorius“ oder „Lorena“ waren richtig gut, auch „Free Meek“, welches wir bereits als Review haben, war klasse. Nun hat sich Amazon die Geschichte eines der größten und bekanntesten Serienmörder aller Zeiten vorgenommen und daraus eine Doku-Serie gemacht: „Ted Bundy: Falling for a Killer“.
Doch kann Amazon das Level der guten Dokumentationen halten? Wir haben die Serie für euch getestet und können euch ganz genau davon berichten.
Worum gehts?
Ende der 60er ist die Frauenbewegung klar auf dem Vormarsch. Frauen gehen auf die Straße, protestieren, gehen aufs College und drängen sich in Berufe, die bisher nur von Männern ausgeführt wurden. Doch Anfang bis Mitte der 70er bekommt die Frauenbewegung einen starken Dämpfer. Genau diese Art von Frauen: Junge, zielstrebige, intelligente Collegestudentin, mit großer Zukunft in Aussicht, verschwinden im Bereich Seattle, Utah und Colorado. Es werden mehr und mehr und bald herrscht unter den Frauen eine große Angst. Keiner wollte zunächst wahrhaben, dass der Täter ein junger, beliebter, charmanter und gut aussehender Jura Student war. Sein Name: Ted Bundy
Eindruck:
Die Serie besteht aus fünf Folgen mit einer Laufzeit zwischen 37 und 52 Minuten und ist natürlich durchgängig erzählt. Die erste Folge ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn tatsächlich geht es mal so gut wie gar nicht über Ted Bundy an sich. Es geht um das Leben in Amerika damals, die Frauenbewegung und wie sich das Leben früher veränderte und natürlich wie stark die Frauen sich entwickelten. Klar liefert es etwas mehr Background, aber wirkt gleichzeitig irgendwie fehl am Platz, schließlich will man ja was über Ted Bundy erfahren.
Aber zum Glück orientiert sich die Serie ab der zweiten Folge um und konzentriert sich dann endlich auf Ted Bundy und ab hier wird dann die Doku-Serie richtig gut. Seine Kindheit und wie er aufgewachsen ist, wird aber leider komplett ignoriert. Auch über seine Eltern erfährt man nichts. Aus seiner Familie sieht man eigentlich nur seinen Bruder zu Wort kommen. Seine Mutter hört man später nur von einer Aufnahme. Ted Bundys Geschichte setzt da an, wo er seine Lebensgefährtin Elizabeth Kendall kennenlernt.
Elizabeth und ihre Tochter kommen natürlich zu Wort und erzählen ihre Geschichte wirklich sehr detailgetreu und ungeschönt, wie sie sich gefühlt haben und es selbst kaum glauben konnte, wer sich hinter Ted Bundy wirklich verbarg. Sie berichten wirklich sehr interessant über die Entwicklung des Zusammenlebens mit ihm über die Jahre und dem dazugehörigen Wechselbad der Gefühle. Danach wird dann nach und nach chronologisch die Geschichte der bekannten Opfer von Ted Bundy erzählt. Auch hier kommen sehr viele Augenzeugen zu Wort, wie und wo sie die Opfer zuletzt gesehen haben, wie sie sich gefühlt haben, aber auch überlebende Opfer, die entweder schwer verletzt überlebt haben oder durch pures Glück entkommen konnte. Auch hier gibt es natürlich viele Originalaufnahmen von damals. Die Interviews und die Aufnahmen sorgen für jede Menge Gänsehaut. Auch wenn man merkt, wie schwer es ist für die Leute darüber zu reden, merkt man auch, dass sie alles ungeschönt herauslassen wollen und das tun sie auch. Teilweise sind die Beschreibungen, was da passiert ist sehr, schockierend. Auch Vertreter der Polizei und Medien kommen zu Wort, die dann auch beschreiben, was mit den Opfern passiert ist und wie brutal sie abgeschlachtet worden sind. Auch wenn man es nicht sieht, ist es natürlich nichts für schwache Mägen.
Sehr interessant ist dann aber auch, dass auf die Fehler eingegangen wird. Dass manche Frauen total naiv waren und wie sie zugaben, dass sie sich von Ted Bundy regelrecht blenden ließen. Auch Vertreter der Polizei gestanden Fehler ein, dass sie trotz Hinweisen denen nicht zu 100 % gefolgt sind, einfach, weil Ted Bundy auf den ersten Blick überhaupt nicht ins Profil passte und wie man ihn eher durch Zufall verhaftete. Man spürt auch regelrecht, wie sich die Überlebenden, Beteiligten und Zeugen sich jede Menge Vorwürfe machten, weil sie nicht die vielen Zeichen erkannten.
Das darauffolgende Medienspektakel bei der Verhandlung wird auch sehr gut beschrieben, vor allem erklären sie hier sehr gut, wie Mediengeil Ted Bundy wurde und alle versuchte zu manipulieren und es stellenweise natürlich auch gelang. Carole Boone selbst kommt nicht zu Wort, da es heißt, sie wäre 2018 gestorben, obwohl man sich da nicht ganz so sicher ist. Auch ihr gemeinsames Kind mit Ted Bundy war nicht für Interviews zur Verfügung. Dafür kommen einige Freunde von Carole von damals zu Wort und erzählen aus ihrer Sicht, wie die Situation damals für Carole Boone war.
Zum Schluss erzählen dann alle noch mal kurz, was es für ein Gefühl für sie war, als Ted Bundy nach seinem Geständnis hingerichtet worden ist und wie sie inzwischen leben. Von der Inszenierung her ist diese Doku sehr hochwertig. Es gibt viele Aufnahmen von damals und auch viele Szenen aus dem Fernsehen. Dazu passend immer wieder Interviews der beteiligten noch lebenden Leute, die sehr ausführlich berichten, passend zu den Aufnahmen von damals. Was aber nicht so schön ist, dass sich Fotos, die eingeblendet werden, ständig wiederholen. Teilweise sieht man ein und dasselbe Foto über 10-mal.
Fazit:
Auch wenn die Doku mit der ersten Folge anfangs ein bisschen am Thema vorbei war, ab der zweiten Folge wird diese Doku-Serie über Ted Bundy sehr interessant und intensiv. Gänsehautmäßig und schockierend. Wunderbar unterstrichen durch Interviews und Originalaufnahmen von damals. Leider wiederholen sich manche Aufnahmen. Insgesamt aber eine wirklich gute Doku und auch wenn man irgendwie schon die Geschichte über Ted Bundy kennt, wurde schließlich schon mehrfach verfilmt, kriegt man hier wirklich sehr gutes Hintergrundwissen geboten, wie es für die Leute damals wirklich war.
(Pierre Schulte)
©Bilder Amazon – Alle Rechte vorbehalten!