Rachethriller gibt es in der Filmgeschichte wirklich mehr als genug und um die gelungenen Werke ihres Genres zu finden, muss man lange suchen. Doch die Faszination der Rache ist, in Hollywood, weiterhin ungebrochen und somit wird eine Rachestory nach der Nächsten produziert. Doch nur noch ganz selten finden diese Geschichten ihren Weg in die A-Klasse. Auch mit „Tag der Vergeltung – Ein Vater sieht rot“ wird dem Zuschauer wieder ein B-lastiger Racheheuler zugemutet.
Story:
Der angesehene schwarze Richter Charles Coleman Sr. (Taye Figgs) und seine Familie führen ein glückliches Leben. Der Vater ist ein ehrenwerter Vertreter der Justiz und die Mutter eine liebenswerte Polizistin. Beide sind sehr stolz auf ihren Sohn CJ, weil dieser in die Fußstapfen seiner Eltern tritt und fortan als Diener des Gesetzes, als frisch gebackener Polizist, die Straßen sicherer machen will. Doch alles kommt anders und ein schwerer Schicksalsschlag zerreißt die Familie. An seinem ersten Tag als Frischling, auf dem Nachhauseweg, wird er von zwei weißen Cops (Gianni Cappaldi und Luke Hemsworth) aufgehalten. Die scheinbare Routinekontrolle hat aber von vornherein rassistisch Beweggründe und läuft somit auch ganz schnell aus dem Ruder. Schüsse fallen, das Innenleben des Autos färbt sich blutrot und die beiden Polizisten vertuschen ihre grausame Tat. Durch das korrupte und rassistisch motivierte Rechtssystem kommen die beiden Cops davon und die Gerechtigkeit wird kein Happy End erfahren. Überwältigt vor Trauer und Wut wendet sich Charles an seinem alten Freund Detektiv Horace (John Cusack), der ihm dabei hilft, belastendes Material gegen die beschuldigten Cops zu sammeln. Getrieben von Rache, sucht Charles nach einem Verbündeten, den er in dem trauernden Vater Javier (George Lopez) findet. Beide nehmen nun das Gesetz in ihre eigenen blutigen Hände…
Meinung und Wertung:
Bei „Tag der Vergeltung“ tut sich das gleiche Problem wie bei vielen Rache-Thrillern der heutigen Zeit auf. Es wird entweder zu schlecht kopiert oder nur aufgewärmt. In diesem Fall ist es eine schlechte Kopie aus Versatzstücken vieler Genre-Vertretern und dies auch nur halbgar serviert. Auch wenn die Macher damit ein wichtiges Thema ansprechen, muss die eskalierende Polizeigewalt in den Staaten thematisiert werden, ist es doch zu oberflächlich und klischeebeladen geraten. Doch anstatt sich diesem heiklen, aber wichtigen Thema tiefgründig zu widmen und Argumente oder Gründe für das Problem zu suchen oder zu liefern, kurbelt „Tag der Vergeltung“ lieber seine platte Story priorität- und sinnlos herunter. Ohne Umschweife, ohne Zweifel wird das komplette Justiz-System und der gesamte Polizeiapparat als korrupt, inkompetent und als vollkommen böse dargestellt. Noch dazu kommt die völlig banale Nicht-Erklärung, wie aus einem sonst sehr gesetzestreuen Richter, der für alles, was für ihn Bedeutung hat und für das er sein ganzes Leben gekämpft hatte, plötzlich ein afroamerikanischer Rambo-Kämpfer wird. Ja, der Verlust eines geliebten Menschen ist hart und wirft einen aus der Bahn, aber hier wird ein Richter von einer Minute auf die andere zu einer rachsüchtigen Kampfmaschine. So weit, so schlecht und belanglos.
Drehbuchautor und Regisseur Wes Miller versteht es zu keinem Zeitpunkt, seinen Cast bedeutsam und gut in Szene zu setzten. Sein Drehbuch krankt an schlechten Dialogzeilen und wirklich plumpen Handlungsverläufen (wie z.B. eine Liebesszene, die so dermaßen fehlplatziert ist, dass es schon weh tut). Ein kleines inszenatorisches Armutszeugnis. Der Film nimmt nie wirklich an Fahrt auf und verliert sich in Belanglosigkeiten. Spannungsarm plätschert die Handlung dahin, ohne wirkliche Höhepunkte zieht Miller sein Ding durch. Völlig befreit von einem Konzept, lässt „Tag der Vergeltung“ auch einen dramaturgischen Ansatz vermissen und verfängt sich dann auch noch in Widersprüchen. Gegen Ende keimt dann doch noch so etwas wie Action auf, doch selbst die ist schlecht getimt und behäbig in Szene gesetzt. Doch dafür ist das Ende hart und konsequent geraten. Die Kameraarbeit wirkt amateurhaft, fast schlampig, wie auch die Schnitte, hier passt einfach nichts. Im Hintergrund dudelt der dramatisch wirkende Score vor sich hin und diktiert dem Zuschauer was er zu fühlen hat. Anstatt es den Darstellern zu überlassen uns zu zeigen, was in ihnen vorgeht, setzt stetig ein fast unerträgliches Soap-Gedudel ein.
Von den Schauspielern kann nur einer hervorstechen und das ist Luke Hemsworth (Westworld). Seine Figur, einer der korrupten Cops, erfüllt er glaubwürdig mit Leben und vermittelt die Gefühlswelt solide. Taye Figgs (All American), als trauernder und von Rache getriebener Vater, kann nur bedingt überzeugen. Seine Figur ist am unglaubwürdigsten und da kann auch der Darsteller nichts mehr daran ändern. Das angebliche Zugpferd des Films ist John Cusack. Er ist der bekannteste unter den Darstellern und er wird auch groß auf dem Cover abgebildet. Doch dies ist, wie so oft, nur eine Mogelpackung, denn er hat nur eine sehr limitierte Screentime und gehört somit nicht mal zum Hauptcast. Die einzige Frage, die ich mir dann da stelle ist: Wie kann so ein begnadeter Schauspieler, der bei filmischen Perlen wie „Grosse Pointe Blank“ oder „High Fidelity“ mitwirkte, nur in so einem Murks mitspielen? Unerklärlich!
Da ich den Film nur in deutscher Synchronisation vor mir hatte, kann ich zum O-Ton nichts sagen, aber: Die Synchronisation ist unterirdisch, wirkt klinisch steril und transportiert kein Gefühl. Schlechtes Timing und schreckliche Tonlagen sind da das geringere Problem, einzig und alleine Cusacks Synchro passt. Da ich mich hier um Kopf und Kragen schreibe, komme ich jetzt einfach mal zum Ende.
Fazit:
Die sowieso schon moralisch fragwürdige Story wird amateurhaft inszeniert und die einzigen interessanten Aspekte werden sträflich vernachlässigt. Eindimensionale Figurenzeichnung, dargestellt von fast ausnahmslos mittelmäßigen Schauspielern, paaren sich hier mit einem schlechten Drehbuch und einem Score, der die Ohren bluten lässt. Action ist kaum vorhanden und wenn doch, dann wird sie lahm umgesetzt. Das einzig Gute an „Tag der Vergeltung“ ist, das gelangweilte Gesicht von John Cusack und das, zugegeben, konsequente Ende.
Danke für Eure Aufmerksamkeit und danke für Eure Lesezeit.
(Thomas P. Groh)
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