Am 26. November 2020 kommt der Film „Swallow“ auf Blu-ray und DVD in den Handel und hier gibt es das Review dazu:
Story
Eigentlich hat Hunter Conrad das große Los gezogen. Aus gewöhnlichen Verhältnissen und als ehemalig einfache Verkäuferin, hat sie reich geheiratet. Ihr Mann Ritchie ist Dank seines Vaters nun ein vermögender Unternehmer. Das verspricht ein Leben, in dem es einem an nichts mangelt. Doch auch hier holt Hunter die Normalität schnell ein. Ihr viel beschäftigter Mann ist fast nur am arbeiten, während sie in der schicken Villa ihr Hausfrauen Dasein verbringt. Dennoch scheinen beide glücklich zu sein. Zur Freude aller verkündet Hunter, dass sie schwanger ist. Das Familienglück scheint perfekt zu sein.
Jedoch langweilt sich Hunter allein in dem Haus. Sie beginnt plötzlich kleine Dinge zu verschlucken. Eine Murmel und andere Teile in der Art und Größe. Das geht eine Zeitlang gut, doch die Familie bemerkt die Veränderung an ihr. Die Maßnahmen beginnen mit einer Psychologin und auch an eine Einweisung denkt man. Hunter ist entsetzt, zwar verlässt sie Ritchie, zweifelt aber dann dennoch etwas an ihrem Entschluss. Doch da gibt es noch ein Kapitel in ihrer Vergangenheit, das weder ihr Mann, noch seine Familie kennen.
Eindruck
Swallow ist ein Drama mit psychologischer Note. Der Regisseur Carlo Mirabella-Davis spickt die Hauptdarstellerin mit dem Pica-Syndrom. Kurz gesagt, hier handelt es sich um eine Essstörung, bei der man seltsame und ungenießbare Dinge verzehrt. Dabei setzt der Regisseur das Syndrom dem Zuschauer unvermittelt vor, es gibt keine Erklärung dazu. Dennoch zeigt er es mit der notwendigen Ernsthaftigkeit. Der Zuschauer durchlebt diese Erkrankung von Hunter quasi mit, auch wenn man anfänglich etwas perplex ist. Zugegeben, diese psychische Erkrankung war mir nicht bekannt. Somit war ich gespannt, wie sich das Leben von Hunter weiter entwickelt. Zu Beginn lockt der Regisseur noch mit heiler Welt, doch schnell wird klar, der liebevolle Ehemann hat so seine Eigenarten. Ja er sagt er liebt sie, doch gestalten sich ihre gemeinsamen Augenblicke zunehmend oberflächlich. Auch die Schwiegereltern zeigen sich eher reserviert und man bekommt den Eindruck, Hunter wird eigentlich nur ihres Sohnes wegen geduldet.
Haley Bennett (Hunter) spielt ihre Rolle eindrucksvoll. Ihre Veränderung zeigt sie glaubhaft und wirkungsvoll. Ihr Mann Ritchie, gespielt von Austin Stowell, überzeugt überwiegend mit seiner Performance. Seine Rolle ist allerdings recht klischeehaft angelegt. Dasselbe gilt für seine Eltern Katherine Conrad (Elizabeth Marvel) und Michael Conrad (David Rasche). Wobei die Schwiegermutter hier noch am meisten überzeugen kann, ihre Figurenzeichnung ist nicht ganz so Schablonenhaft.
Fazit, „Swallow“ ist kein einfacher Film. Die bedächtige, wie behutsame Inszenierung erreicht kaum Tempo. Dabei ist das Ganze nicht schwerfällig, nein, es passt zu der Thematik und das minutiöse Begleiten der Kamera von Hunter erscheint eindringlich und geht unter die Haut. Natürlich sollte man ein Faible für diese Art von Drama haben, offen für Neues sein und versuchen dieses psychische Leiden als Krankheit zu verstehen. Keine so leichte Aufgabe für den Zuschauer, aber genau hier liegt der Reiz. Man fühlt und leidet mit Hunter mit, auch weil sie, Dank Haley Bennett, die eine faszinierende Darstellung abliefert, den Zuschauer damit fesselt.
Ein tiefgründigeres Drama, als der Plot es vermuten lässt, ein Film der von der Hauptdarstellerin lebt. Eine Geschichte, die für viele vermutlich träge erscheint, doch das Ergebnis ist gelungen, weil es ehrlich wirkt. Ein erfrischend anderes Psycho-Drama. Ein mutiger Film, der sich zunehmend entfaltet und den Zuschauer zum Zeugen einer seltsamen Erkrankung macht. „Swallow“ punktet mit einer ungewöhnlichen Story und einer imponierend aufspielenden Darstellerin, die den Zuschauer bewegt. Dabei verzichtet der Film auf künstliches Tempo, spektakuläre Dialoge und schnelle Schnitte, um den Zuschauer zusätzliche Reize zu verschaffen. Selbst das Finale ist so temporeich wie der Beginn, aber es wirkt alles glaubwürdig und geradlinig. Zugegeben nicht jedermanns Sache, in Zeiten von visuellen Reizen, die der Konsument gewohnt ist. Dafür bekommt er einen außer- wie ungewöhnlichen Film.
Übrigens, „Swallow“ bedeutet schlucken und das muss der Zuschauer bisweilen auch beim Betrachten. Nicht nur der Krankheit wegen, sondern auch des gedrosselten Filmtempos. Wer damit kein Problem hat, der bekommt einen Film zu sehen, dessen Regisseur risikofreudig ist. Nicht nur darum sollte das belohnt werden, sondern weil man mal wieder etwas Besonderes zu sehen bekommt. „Swallow“ ist schwer zu schlucken, aber ist der Beginn verdaut, wächst schnell der Appetit.
Bild
Das Bild ist überzeugend, mit warmen wie kühleren Akzenten, je nach filmischer Situation. Die Farbgebung erscheint trotzdem sehr natürlich und das mit toller Schärfe. Man sieht eine Vielzahl von Details, sei es in der Totalen oder im Close-up. Abgerundet mit gutem Kontrast und satten Schwarzwert, bekommt man hier ein fantastisch aussehendes Bild.
Ton
Die DTS-HD MA 5.1 Spur in „Swallow“ zelebriert eine atmosphärische Stille. Thematisch ein leiser Film, der es jedoch versteht, mit seiner Tonspur Akzente zu setzen. Weil er die Szenen gekonnt vertont und gewisse Momente durchaus dynamisch in den Raum stellt. Der Sub wird selten gefordert, ist aber durchaus mal präsent und auch die Rears, werden effektiv genutzt. Eine passende Abmischung und Vertonung, die den Film emotional verstärken.
Extras
- Interview mit dem Regisseur
- Originaltrailer deutsch
- Originaltrailer englisch
- Trailer
- Bildergalerie
Hier erhältlich:
- Swallow (DVD)
- Swallow (Blu-ray)
- Swallow (digital)
Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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