Summer Sway – Ein heißer Sommer in Bangkok – Blu-ray Review | Busch Media Group | 03.11.2021

Summer Sway – Ein heißer Sommer in Bangkok – Blu-ray Review Film 2021 Artikelbild

Am 29. Oktober 2021 kam „Summer Sway – Ein heißer Sommer in Bangkok“ auf Blu-ray, DVD und digital in den Handel und wir haben für alle Interessierten das Review dazu:

Bei dem Erotikdrama „Summer Sway – Ein heißer Sommer in Bangkok“ (im Folgenden: „Summer Sway“) handelt es sich nach „Sex Plate 17“ um den zweiten Spielfilm der südkoreanischen Regisseurin Song Eun-ju, die auch das Drehbuch verfasste. Erotische Themen scheinen ihr Steckenpferd zu sein, wenn man den Titel und das Cover des ersten Films betrachtet. „Summer Sway“ möchte aber mehr sein als ein reiner Erotikfilm und nimmt auch zwischenmenschliche Elemente und Gefühle in den Blick. Wir haben uns den Film, selbstverständlich aus rein wissenschaftlichem Interesse, angesehen und können Aufschluss darüber geben, ob das Unterfangen gelungen ist.

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Story:

Nachdem es der jungen Tänzerin Jane (Seo Na-young) nicht gelang, die Hauptrolle in einem bald aufzuführenden Stück zu ergattern, hängt sie ihre Karriere an den Nagel. Kurzerhand beschließt sie, ihre Freundin, die Stewardess Ji-woo (Kim Ha-rim) zu besuchen, welche in Bangkok lebt und eine erotische Vergangenheit mit Jane hat. In der thailändischen Hauptstadt scheinen die früheren Gefühle zwischen den beiden jungen Frauen wieder aufzukeimen. Doch wie das Leben so spielt, trifft Jane bereits im Flugzeug den erfolgreichen jungen Musiker „Rainfall“ (Lee Hae-jun), der ebenfalls nach Bangkok reist, um seinen dort lebenden und ebenfalls musikalisch tätigen, aber erfolglosen und drogenabhängigen Bruder „Summer“ (Baek Seung-heon) zu besuchen. Die beiden Frauen treffen dann auch noch im selben Restaurant auf die beiden Männer. Der Kontakt vertieft sich, was nicht nur die eine oder andere hormonelle Schwingung bei den Beteiligten hervorruft, sondern insbesondere Janes Gefühlslagen durcheinander bringt.

Eindruck:

Wenn von einem Erotikfilm die Rede ist, evoziert das zunächst natürlich allerlei Klischees. Es handelt sich dabei jedoch um ein Genre, das man durchaus auch ernst nehmen kann. Man kann es zum Beispiel so angehen wie das Meisterwerk „Die Taschendiebin“ vom großen südkoreanischen Regisseur Park Chan-wook. Auch dies ist ein Erotikfilm, der nicht nur höchst sinnlich und ästhetisch ist, sondern auch die Beziehung zwischen seinen beiden starken Protagonistinnen in den Mittelpunkt stellt und gehaltvolle Reflexionen über das Wesen der Liebe an sich und ihre Widerstandskraft gegen äußere Einflüsse anstellt.

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Man kann auf der anderen Seite das Genre allerdings auch so angehen wie „Summer Sway“ und eine eher konfuse als erkenntnisreiche Geschichte mit disparaten Versatzstücken erzählen. Der Umstand, dass in der von über acht Millionen Menschen bevölkerten Metropole Bangkok ein- und dasselbe Restaurant sowohl von den beiden Frauen als auch den beiden Männern zur gleichen Zeit besucht wird, ist noch das kleinste Problem. Es hätte bestimmt plausiblere Möglichkeiten gegeben, die Hauptcharaktere (im Falle von Jane und „Rainfall“ muss man ja sagen: erneut) zusammentreffen zu lassen, aber: geschenkt. Schwerer wiegt, dass es der Erzählung an einem klaren Fokus fehlt. Zunächst scheint der Film die These zu vertreten, dass Jane und Ji-woo, welche ihre frühere Liebe zaghaft wieder aufleben lassen, tatsächlich zusammengehören und zusammenfinden sollen. Das hätte als roter Faden für den Film auch durchaus funktionieren können. Recht übergangslos schiebt der Film dann aber das Verhältnis zwischen Jane und „Rainfall“ in den Mittelpunkt, welches jedoch, anders als die Beziehung zwischen den beiden Frauen, eines fühlbaren emotionalen Kerns entbehrt. Die wenigen gemeinsamen Szenen reichen nicht aus, um die offenbar aufkeimenden Gefühle glaubwürdig und greifbar zu machen. Nebenbei geht es auch um Eifersucht und der Film zeigt sogar leichte Intrigen, mit denen die sich Verliebenden wieder auseinanderdividiert werden sollen – in diesen Momenten wirkt „Summer Sway“ wie eine halbherzige Mischung aus Soap Opera und Teenie-Romantikdrama. Zum Ende hin wird dann auch noch kurz die Thematik der sexuellen Belästigung im Showbusiness mitgenommen, ohne dass dies eine wirkliche narrative Funktion hätte.

All das wird in „Summer Sway“ angerissen, nichts davon erfährt aber eine konsequente Ausarbeitung. Man hätte dem Film einen großen Gefallen getan, indem man sich im Vorfeld genauer überlegt hätte, was „Summer Sway“ nun eigentlich erzählen soll und was nicht. Es täte Not, sich mit dem Stichwort „Chekhov’s Gun“ vertraut zu machen. Dieses Erzählprinzip, das auf den russischen Autor Anton Chekhov zurückgeht, besagt vereinfacht ausgedrückt, dass nur diejenigen Elemente in einer Geschichte verbleiben sollen, welche dann auch wirklich einen Zweck erfüllen. Wenn also, im übertragenen Sinn, die Waffe in der Geschichte erwähnt wird, muss sie früher oder später auch abgefeuert werden. Das hat „Summer Sway“ mit all seinen Ansätzen, die nur oberflächlich angesprochen und nicht konsequent weitergeführt werden oder vorzeitig in der Versenkung verschwinden, leider nicht verstanden. So bleibt die Erzählung erratisch, was einen Kontrast dazu bildet, dass sich der Film kurz vor dem Ende offenbar auch noch als Lebensratgeber versteht. „Im Leben geht es darum, dein Herz zu erfüllen“, heißt es (zumindest sagen die deutschen Untertitel es so). Das ist zwar reichlich schmalzig formuliert, vom Grundgedanken her ja aber gar nicht falsch. Man etabliert damit aber auch einen beliebig anwendbaren Minimalkonsens, welcher vor dem Hintergrund des Films eher wie ein halbherziger Sinnspruch wirkt, den man aus einem willkürlich gewählten Glückskeks gezogen hat.

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Eine bessere Figur als das Drehbuch macht in jedem Fall der Cast. Das Schauspiel ist nicht aufsehenerregend, aber solide und es geht dem Zuschauer zumindest nicht auf die Nerven, was gerade bei einer knapp budgetierten Produktion längst Selbstverständlichkeit ist. Schwieriger ist es da schon mit dem Soundtrack, an dem man sich wohl allenfalls als eingefleischter K-Pop-Fan erfreuen kann. Mit Erotiksequenzen hält sich „Summer Sway“ überraschenderweise weitgehend zurück. Wenn es dann aber zur Sache geht, wird es durchaus explizit, wobei es den Szenen jedoch an Sinnlichkeit und Ästhetik mangelt.

Bild:

Die Bildqualität ist für die HD-Version eines aktuellen Films im Großen und Ganzen durchaus angemessen. Bei „länglichen“ Bilddetails wie einem Arm oder einer Bettkante zeigt sich jedoch gerade bei Aufnahmen aus der Distanz eine unschöne Pixelbildung.

Summer Sway – Ein heißer Sommer in Bangkok – Blu-ray Review Film 2021 Szenenbild

Ton:

Es liegen eine koreanische und eine deutsche Audiospur jeweils in DTS-HD 5.1 vor, zusätzlich gibt es optionale deutsche Untertitel. Gewählt wurde für die Sichtung der koreanische Originalton, welcher seinen Zweck erfüllt.

Fazit:

„Summer Sway“ bietet in Ansätzen einiges an Potenzial, welches der Film allerdings nicht ausschöpft. Mit einer stringenteren und fokussierten Erzählweise hätte gerade auf der Inhaltsebene ein aussagekräftigerer Film herauskommen können. So jedoch bleibt Song Eun-jus zweiter Film hinter den durchaus vorhandenen Möglichkeiten zurück.

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(Pascal Weber)
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Bewertungen: 4.8 / 5. 555

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