Star Wars ist ein Phänomen, das seinesgleichen sucht. Ein Milliarden -Franchise mit Fans überall auf der Welt. Als Disney die Rechte an Star Wars gekauft hat, wurde das noch bejubelt, doch mit der Zeit kam schnell die Ernüchterung. Zwar war alles immer noch sehr erfolgreich, aber vor allem „Star Wars: The Last Jedi“ musste einiges an Kritik einstecken.Nun durfte Disney Hitmacher Jon Favreau ran und zum ersten Mal eine Real Life TV-Serie exklusiv für den Disney+ Sender produzieren. Natürlich war der Hype enorm und als Disney+ online ging, interessierten sich 99 % der Abonnenten nur eine Serie: „The Mandalorian“. Doch kann die erste Staffel die enormen Erwartungen der Fans erfüllen oder haben wir ein weiteres Last Jedi Desaster? Wir haben die erste Staffel für euch getestet. Und an der Stelle muss erwähnt werden, Spoiler konnten nicht zu 100 % vermieden werden, auch wenn wir unser bestes versucht haben. Also weiterlesen auf eigene Gefahr.
Story:
Ein namenloser Mandalorian verdient sich sein Geld als Kopfgeldjäger, doch nach dem Fall des Imperiums, reichen die meisten Kopfgelder noch nicht mal aus, den Sprit zu bezahlen. Dann hört er aber von einem Auftrag, den vorher noch nie jemand geschafft hat. Sollte er es schaffen, bekommt er eine Belohnung nie da gewesenen Ausmaßes. Als er den Auftrag tatsächlich schafft auszuführen, plagt ihn bald darauf das Gewissen und der Mandalorian trifft eine folgenschwere Entscheidung und macht sich damit zur Zielscheibe.
Eindruck:
Staffel 1 besteht aus acht Folgen zwischen 31 und 46 Minuten und ist eine Mischung aus Mission of the Week und Main Story, wobei die Main Story eher weniger präsent ist. Man merkt zu jeder Sekunde, dass die erste Staffel mit einem Budget pro Folge gedreht wurden, was manche Filme noch nicht mal erreichten. Optisch ist die Ausstattung richtig klasse. Die Kulissen und die Optik sind auf absolutem Kinoniveau. Nur bei einem Moment sieht man die CGI ganz deutlich, aber ansonsten bekommt man was das angeht, was ganz Feines geboten. Man merkt, dass vieles handgemacht wurde und auch die Masken richtige Kostüme sind und nicht einfache Wesen aus dem Computer, auch wenn es tatsächlich Überlegungen seitens Disney dafür gab, dass alles aus CGI zu machen. Zum Glück verzichtete man darauf.
Die Staffel bietet bis in die Nebenrollen, ähnlich wie die Filme, eine große Starbesetzung. Der Mandalorian selbst wird aber wie Darth Vader einst von zwei Darstellern gespielt. Den Körper liefert zum Großteil der Serie John Wayne Enkelsohn Brendan Wayne, während die Stimme von Narcos Star Pedro Pascal stammt. Und ich muss sagen, beide machen ihre Sache zusammen ganz gut, auch, wenn der Charakter nicht immer -nennen wir es ideal dargestellt wird. Die Ausstrahlung, Dank dem Kostüm und der Körpersprache, ist wirklich hervorragend und Pedro spricht den Charakter super cool und lässig. Der Mandalorian spricht zwar nicht viel, bringt aber klasse One Line rüber.
Die Action selbst ist recht handgemacht, kommt zwar jetzt nicht in die Kategorie „John Woo“ oder „The Raid“ heran, aber ist immerhin nett anzuschauen und der Mandalorian wird halt möglichst cool dargestellt. Einzig beim Finale gibt es eine richtig coole Fightszene. Problem ist aber, meist bekommt der Mandalorian in den Folgen auch einen drüber und das teilweise sehr blamabel, sodass ihm ständig aus der Patsche geholfen werden muss. Hier war man irgendwie inkonsequent, halt mal mega cool, mal amateurhaft Dorftrottel.
Als kleiner Showstealer ist dann das Ziel seines Auftrages (hier wird nicht zu viel verraten), den man direkt gernhat und viele Szenen etwas auflockert und eine nette Prise Humor reinbringt, ohne direkt Disney typisch mit dem Zaunpfahl zu agieren. Okay, beim Finale, welches der Thor 3 Macher gedreht hat, war der Humor natürlich, wie soll es anders sein, Over the Top. Aber hier merkt man, dass dieser Charakter an sich in erster Line dafür da ist, um fleißig Merchandise zu verkaufen.
Der Rest des Casts besteht aus solchen Leuten wie Gina Carano, Werner Herzog, Carl Weathers oder Nick Nolte, aber einige sind nur als Stimmen zu hören oder haben jetzt nicht so die riesige Screentime. Am meisten dreht es sich halt um den Mandalorian.
Vom Storytelling vergeht durch die kurze Laufzeit (die meisten Folgen, wenn man Recap und Abspann ignoriert, kommen auf reine 35 Minuten Laufzeit oder weniger) der Episoden, das Ganze wie im Fluge, aber trotz hoher Geschwindigkeit tritt die Main Story sehr stark auf der Stelle. Man spürt regelrecht, dass die erste Staffel jede Menge Fan Service bietet, mit unzähligen Hommage Folgen, sei es ein „Indiana Jones“ oder „Sieben Samurai“ (letzteres wurde sogar komplett übernommen und aus einer 3h Story mal eben eine 30 Minuten Story gemacht). Klar, schön anzuschauen sind sie ohne Frage, aber spätestens nach fünf Folgen Fan Service fragte ich mich, ob die Main Story auch mal weiter geht, weil irgendwie passiert halt fast immer dasselbe, nur mit etwas anderem Szenario bzw. Ausgangslage.
Nach gefühlt einer Ewigkeit an Wartezeit geht in den letzten beiden Folgen dann auch endlich die Main Story weiter und man nimmt langsam wieder Fahrt auf, teilweise überschlagen sich die Ereignisse und auch hier gibt es dann fleißig Fan Service. Die Action, die dann gezeigt wird, ist die beste der Staffel, aber man kriegt hier keine Dauer-Action geboten. Alles geht recht zügig zur Sache, sodass es trotz seiner Momente eher unspektakulär passiert bzw. viele Szenarien einfach verpuffen. Hier hätte man schon mehr herausholen können. Die Staffel selbst endet dann zwar recht offen, aber jetzt ohne brachialen Cliffhanger und man sieht auch direkt, dass dieses Ende so gewählt worden ist, dass man bei der bereits bestätigten Season 2 direkt weiter mit mehr Mission of the Week Folgen machen kann.
Was man aber sagen muss, neben der Ausstattung ist der Score überragend, komplett anders, als man sonst von Star Wars kennt und das sorgt für eine tolle Italowestern-Atmosphäre, was entsprechend sehr cool rüberkommt.
Fazit:
„Star Wars – The Mandalorien Season 1“ ist ein kleiner Blender. Optisch hammermäßig, extrem viel Fan Service, viele Hommages und alles auf extrem cool getrimmt, schaut man aber etwas genau hin, ist es schon ein bisschen heiße Luft. Die Hälfte der Folgen sind reine Mission of the Week Folgen, wo eine Story erzählt wird, ohne überhaupt was zu erzählen. Die Main Story Folgen sind da deutlich interessanter, aber durch ein paar Schwächen in der Charakterzeichnung und das manche Actionszenen eher einfach gehalten werden und recht unspektakulär rüberkommt in Relation zum Budget, trüben das Ganze schon etwas. Insgesamt war Season 1 bräsig, aber unterhaltsam. Besser als die neue Filmtrilogie war die Serie allemal.
(Pierre Schulte)
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Die 35 Minuten find ich schon etwas kurz, hatte erwartet die Folgen hätte eine Standard Laufzeit von 40 bis 45 Minuten.
Aber das was ich am Sonntag auf Pro7 gesehen hab, fand ich ganz unterhaltsam.