Stan & Ollie, Laurel and Hardy oder wie hierzulande als Dick & Doof benannt, ist wohl das bekannteste Komiker Duo weltweit. Egal ob jung oder alt, jeder dürfte die Beiden kennen. Umso unverständlicher war es bisher für mich, dass sich noch niemand an ein Bio-Pic (Biografiefilm) an die beiden Meister der Komödie heranwagte. Einführend möchte ich kurz ein paar Worte zu den beiden Giganten der Komödie verlieren. Der Brite Stan Laurel (*1890 – †1965) war schon seit Kindertagen fasziniert von der Welt des Showbusiness und so wurde er schon in jungen Jahren Teil eines Comedy Ensembles, das auch über dem großen Teich in Amerika auftrat. Durch den Weggang des Hauptdarstellers „Charles Chaplin“ wurde auch die Tour gestrichen. Stan Laurel strandete mehr oder weniger in den Staaten und versuchte von dort an sein Glück in Amerika. Der Amerikaner Oliver Norvell Hardy (*1892 – †1957), ebenfalls von klein auf vom Showbusiness angezogen, machte seine ersten Erfahrungen als Filmvorführer. Das, was er auf der Leinwand sah, konnte er doch auch, aber nach seiner Meinung, besser. So kam es, dass Stan Laurel und Oliver Hardy 1926 in den Hal Roach Studios durch einen Zufall zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera standen. So entwickelte sich nach und nach das heute weltbekannte Duo: Stan & Ollie, deren Name auch Titel dieses teils biografischen Filmes ist. Dieser zeigt uns das ungleiche Gespann gegen Ende ihrer Filmkarriere und begleitet die Zwei auf ihrer letzten Bühnentournee durch England. Ob die Darsteller „Steve Coogan“ und „John C. Reilly“ in diese „übergroßen“ Fußstapfen treten bzw. diese ausfüllen konnten, möchte ich euch in diesem Review erzählen.
Story:
Die Dreharbeiten zu „Zwei ritten nach Texas“ sind in vollem Gange, doch Stan ist mit den Konditionen immer unglücklicher bzw. schon regelrecht verstimmt. Schon öfter gab es Diskussionen mit Studioboss Hal Roach, doch dieser gab und gibt nicht nach. Stan ist sich sicher, wenn Ollie mit ihm an einem Strang ziehen würde, könnte er für die beiden bei einem anderen Studio ein wesentlich besseres Angebot herausschlagen. So kommt es wie es kommen muss, Stan und Hal gehen im Streit auseinander. Nur Ollie hält noch an seinem Vertrag fest und dreht tatsächlich ohne seinen Partner einen weiteren Film. Doch dieser erweist sich als Flop. Getrennt von den Hal Roach Studios, aber wiedervereint als Komiker Duo, drehen Stan und Ollie noch einige Filme, doch der Verlust der Kreativität und nachlassende Filmerfolge führen die beiden auf die Theaterbühnen nach England. Das Alter hinterlässt langsam, aber sicher seine Spuren und da die beiden keinerlei Rechte an ihren Filmen haben, fließt auch kein Geld nach. Das Leben und die kleinen Laster müssen trotzdem finanziert werden, was bleibt, ist eine Bühnentour, um wieder Geld in die Kasse zu spülen.
Die Tour startet nur mit mäßigem Erfolg, aber Stan klammert sich an die Idee eines neuen Filmes, an dem er in jeder Minute schreibt. Die Show soll sie quer durchs Land bringen bis nach London. Dort erhofft er sich, auf den Produzenten Miffin zu treffen, um ihm zu zeigen, dass es die Beiden immer noch draufhaben. Der verschlagene Tour-Veranstalter Bernard Delfont hat ebenfalls noch ein paar Asse im Ärmel, wenn Stan und Ollie eventuell noch die eine oder andere unentgeltliche Werbeaktion durchziehen, könnte das die Tour ankurbeln. Eine Extra-Gage wird es den beiden aber nicht bringen. Dennoch ziehen die zwei durch und tatsächlich entwickelt sich diese Show zu einem ungeahnten Erfolg, wenn da nicht noch Stans Gekränktheit an ihm Nagen würde. Ollies Alleingang hat er ihm immer noch nicht verziehen. Dabei ist es ebenfalls nicht gerade hilfreich, dass das erhoffte Filmprojekt gecancelt wird. Stan will Ollie aber nicht die Hoffnung auf einen weiteren Film nehmen. So brodelt neben Stans gekränkter Eitelkeit noch Wut und Enttäuschung in ihm, dies alles entlädt sich bei einer unkontrollierten Aussprache. Stans Annährungsversuche tags drauf verpuffen an Ollies Reserviertheit. Doch Ollies ungeahnt schlechter werdender Gesundheitszustand soll nochmals alles ändern.
Meinung und Bewertung:
Anfangs erwähnte ich Stan und Ollies übergroße Fußstapfen und die Frage des Ausfüllens. Niemand wird wohl je in der Lage sein, diese auszufüllen, das ist auch nicht nötig. Steve Coogan und John C. Reilly bewegen sich in diesen aber ungeahnt souverän. Zu keiner Zeit hat man den Gedanken, nicht Stan Laurel und Oliver Hardy zu sehen. Ich war absolut verblüfft, wie gut sich die beiden Darsteller in diese beiden Personen hineinversetzten, sie darstellten und dass, obwohl ich seit bekannt werden des Casts Zweifel hegte. Der Film steigt am Ende der Filmkarriere von Stan und Ollie ein und zeigt sie in fortgeschrittenem Alter auf ihrer „letzten“ Bühnentour durch England.
Kenner der Biografien werden die Änderungen im Film wohl gleich auffallen. Diese sind dabei aber nicht schwerwiegend, sondern wurden aufgrund der filmischen Dramaturgie vorgenommen und sind letztendlich einem runden Seherlebnis geschuldet. Dies aber ohne dabei die Kernaussage zu verändern. Unabhängig davon war es nicht Ziel des Filmes: streng chronologisch der Zeitachse, sowie der Karriere von Stan und Ollie zu folgen. Sondern deren besondere Beziehung, Freundschaft, Respekt und Liebe füreinander und für ihr Tun zu zeigen. Und das ist dem Film durchweg gelungen. Man merkt den ganzen Film über den Respekt und die Ehrfurcht, die die Macher und die Darsteller vor Stan Laurel und Oliver Hardy hatten, immer an. Die Geschichte wird sehr einfühlsam und emotional erzählt. Dabei sollte man aber keineswegs eine Komödie erwarten, der Regisseur zeigt uns einen Blick hinter die Kulissen der Kunst-Figuren, dieser bietet zwar auch lustige Momente, ebenfalls aber auch melancholische. Man darf nicht vergessen, der Film bewegt sich in einem zeitlichen Rahmen, bei dem sich die Beiden schon Anfang der 60 befunden haben. Ein Alter, das schon den einen oder anderen Tribut fordert und das wird auch ungeschönt durch Oliver Hardys Gesundheitszustand gezeigt. Ebenso zeigt der Film, das auch Stan & Ollie keine reinen Saubermänner waren. Sei es eine Spielleidenschaft, Alkohol oder die Vorliebe für Frauen, deren Beide nicht abgeneigt waren, was die vielen geschiedenen Ehen erklären. Dies zeigt der Film „Stan & Ollie“, genauso ungeschönt wie „Bohemian Rhapsody“. Emotional wird man ebenfalls abgeholt und mitgenommen: mal grinst man, mal lacht man, mal schluckt man trocken und manchmal werden die Augen auch etwas feuchter. Das sind die emotionalen Momente, die erst ein richtiges Bio-Pic für mich ausmachen.
Das mir vorliegende Mediabook beinhaltet als Extra noch eine wirklich gelungene und sehr umfangreiche Dokumentation (Deutsch Synchronisiert) über die beiden Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy. Dies erwähne ich aus dem Grunde noch vor Nennung meines Fazits, da diese den Film wunderbar mit Infos rund um Stan und Ollie „unterfüttert“. Damit wirkt der Film noch runder und überzeugender, trotz der dramaturgischen Abweichungen.
Letztendlich bleibt mir nur zu sagen, dass ich jedem „Stan & Ollie“ Fan und Liebhaber gelungener Bio-Pics diesen Film ans Herz legen kann. Ebenso auch denjenigen, die schon immer mehr über die Personen hinter „Dick & Doof“ erfahren wollten. In dem Zusammenhang muss ich ehrlich dazu raten, zu dem Mediabook zu greifen, da dies noch die wirklich tolle Dokumentation über Stan Laurel und Oliver Norvell Hardy enthält. Ebenfalls möchte ich nochmals die überragende darstellerische Leistung von Steve Coogan und John C. Reilly hervorheben. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, nicht die echten Stan und Ollie vor sich zu haben. Für diese Leistung kann man einfach nur den Hut ziehen.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist astrein, tolle Farben, tolle Schärfe, ausgewogene Kontraste, toller Schwarzwert, keine Bildfehler. Es gibt von meiner Seite aus nichts zu bemängeln.
Ton:
Was für das Bild gilt, gilt ebenfalls für den Ton. Tolle und durchweg vorhandene Dialogverständlichkeit, dennoch wenn das Publikum im Theater jubelt, wird auch der Raumklang etwas angekurbelt. Wobei der Ton dem Genre entsprechend natürlich Dialoglastig daher kommt und erwartungsgemäß nicht mit Surroundsoundeffekten glänzen muss.
Extras:
Das Mediabook enthält ein informatives Booklet, den Hauptfilm auf DVD und Blu-ray und auf einer Extra-Disc die schon angesprochene Dokumentation in ungeschnittener Form. Diese wurde von arte und vom ZDF in Gemeinschaftskooperation erstellt und zeigt uns die Personen Stan Laurel und Oliver Hardy, von Kindertagen an. Dazu bietet die Blu-ray noch Interviews mit Regisseur Jon S. Baird, Shirley Henderson, Steve Coogan und John C. Reilly. Weiterhin gibt es noch Featurettes über die Prothesen, die Beziehung, einen Kinotrailer und den Kurzfilm „Der zermürbende Klaviertransport (1932)“. Alles in allem haben wir hier eine durchweg gelungene Veröffentlichung.
(Marc Maurer)
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Sehr schön geschrieben und treffend formuliert. Meine Frau und ich empfanden den Film genauso!!