Lange, sogar verdammt lange ist es her, dass sich die deutsche Fernsehlandschaft mit dem Thema Science-Fiction beschäftigte. Zuletzt versuchte man sich an der vom ZDF produzierten Sci-Fi Satire, „Ijon Tichy: Raumpilot“ aus den Jahren 2006 und 2011, die sich frei an Stanisław Lems Geschichtensammlung: Sterntagebücher orientierte. Weiterhin gab es noch „Lexx – The Dark Zone“ aus dem Jahr 1997, welche durch eine Gemeinschaftsproduktion von Kanada, Deutschland und Britannien entstand. Geht man nochmals 15 Jahre zurück, gab es noch „Der Andro-Jäger“ eine Sci-Fi Komödie aus dem Jahre 1983 und ebenfalls weit entfernt von einer ernsthaften Science-Fiction Serie. Somit bleibt nur noch „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ aus dem Jahre 1966, wenn man von einer richtigen Sci-Fi Serie sprechen will. Traurig, aber wahr, denn schaut man dabei auf das Produktionsjahr, ist bereits über ein halbes Jahrhundert vergangen, seit sich die deutsche Fernsehunterhaltung mit dem Thema Sci-Fi auseinandergesetzt hat.
Nach dieser langen Zeit geht Anfang März 2020 mit „Spides – Berlin ist erst der Anfang“, endlich wieder eine deutsche Sci-Fi Serie an den Start. Erdacht und geschrieben wurde diese von den Autoren: Rainer Matsutani, Eckhard Vollmar, Peter Hume, Carola Lowitz und Mark Wachholz. Auch der Cast hält so einige Überraschungen bereit, neben Rosabell Laurenti Sellers („Game of Thrones“), wirken noch Falk Hentschel („Marvels Agent of S.H.I.E.L.D.“), Florence Kasumba („Black Panther“, „Avengers 3 & 4“) und Désirée Nosbusch („Bad Banks“) mit, nur, um mal die Bekanntesten zu nennen. Der Serienstart, auf dem Sender ScyFy, ist für den 5. März geplant. Ich konnte mir vorab bereits einen Eindruck über die Serie verschaffen und möchte euch mitteilen, was den geneigten Zuschauer erwartet und wie ich diese Sci-Fi Serie empfunden habe.
Story:
Ein geheimnisvolles Labor, Wissenschaftler und ein Mann im Rollstuhl umkreisen einen Tank, gefüllt mit einer violetten Flüssigkeit. In dieser Stasiskammer ist eine junge Frau scheinbar ohne Bewusstsein, verbunden mit allerlei Kabeln. Alles Bilder wie aus einem Albtraum. Eben diese junge Frau namens Nora, erwacht in einem Berliner Krankenhaus aus dem Koma. Sie hat keinerlei Erinnerung an ihr bisheriges Leben. Dies scheinen die Nachwirkungen einer neuen Party Droge, bekannt unter dem Namen „Bliss“, zu sein. Auch Drogenfahnder David Leonhart hat inzwischen seine ganz eigene Erfahrung mit Bliss gemacht. Ein unbeschreibliches Erlebnis, das mit keiner anderen erhältlichen Droge auch nur zur vergleichen wäre. Doch niemand weiß oder scheint zu wissen, wer hinter Bliss steckt. Nicht einmal die russische Drogenmafia, deren Geschäfte Dank Bliss rückläufig sind, hat eine Ahnung, wer dahintersteckt. Umso ominöser wird die ganze Angelegenheit, als sich ein neuer Ermittler mit seinen Beamten in Leonharts Ermittlungen einmischt. Und nicht nur in Leonharts, sondern auch in die von Kommissarin Nique Navar. Dieser neue Kommissar scheint geradezu alle Fälle an sich zu reißen und bekommt dabei noch Rückendeckung von oben. Doch dies sind nicht die einzigen mysteriösen Vorfälle, auch die ahnungslose Nora bemerkt Veränderungen an sich. Nicht nur, dass sie von unheimlichen Albträumen geplagt wird, in denen sie sich Monstren gegenübersieht, sondern auch Reale, die ihr auf offener Straße wiederfahren. Sobald sie in Gefahr gerät, beginnt sie mit fast schon unmenschlicher Stimme zu schreien und wildfremde Menschen rotten sich plötzlich zu ihrem Schutz zusammen. Was passiert hier und vor allen Dingen was passiert mit ihr? Die Antwort auf diese Frage wird ihr jetziges Verständnis der bisherigen Realität für immer auf den Kopf stellen.
Meinung und Wertung:
Nun stellt sich wiederum für den Zuschauer die Frage, was ihn bei dieser neuen Serie erwartet. Diese versuche ich mal, ohne groß zu spoilern, zu beantworten. Aus meinem Inhaltstext lässt sich schon ableiten, dass es um ein Experiment, eine Droge und wohl auch um eine Verschwörung geht. Das Ganze wurde im Berlin der Jetztzeit angesiedelt. Die Serie beginnt mit ein paar selbsterklärenden Bildern und stellt schon zu Beginn die Besetzung vor. Manche Figuren entsprechen wiederum einem recht alten Bild einiger Stereotypen, angefangen von Kommissar Leonhardt, ein Charakter im 80er Jahre Look und völlig desillusioniert in einer Bruchbude hausend, über Noras Eltern, die ziemlich weltfremd daherkommen, bis hin zu dem geheimnisvollen Mann im Rollstuhl, der eine Marionette für andere Mächte darzustellen scheint. Das Familienoberhaupt der russischen Mafia natürlich nicht zu vergessen. Im Gegensatz zum Charakter Nora selbst, die weiterhin im Dunkeln tappt, offenbart sich dem Zuschauer das große Geheimnis um sie schon recht früh. Somit liegt das Augenmerk mehr auf den Hintergründen und wer noch darin involviert ist, wie man der Sache begegnen kann, sprich der Suche nach Antworten und Lösungen.
Dem Buch und Film erfahrenen Sci-Fi Fan, offenbart sich ein ziemlicher Mix aus bereits bekannten Filmen, Serien und sogar Büchern. Auch wenn diese jetzt nicht bewusst von dem Autorenteam genutzt wurden, so sind dennoch etliche Ähnlichkeiten zu finden. Nur um ein paar zu nennen, würden mir bei Filmen sofort, „Species“, „Die Körperfresser kommen“, „Invasion“ einfallen, bei Serien wären es: „Stargate SG1“, „The Strain“ „Orphan Black“ und bei Büchern kommt mir als erstes Wolfgang Hohlbeins „Charity“ in den Sinn. Unabhängig davon möchte ich betonen, dass ein Mix nichts negatives darstellen muss, denn wie immer hängt es an Umsetzung und Cast, die die Geschichte transportieren müssen. Wobei letzterer der Inszenierung etwas hinterher hinkt. Während ich mich noch durchaus mit dem Rauhbein Leonhardt anfreunden kann, so finde ich Noras Eltern und besonders die Rolle des Vaters sehr aufgesetzt, ebenso die von Noras ehemaliger Ex oder auch Noras Ärztin. Deren Darstellung ist irgendwie etwas zu sehr drüber.
Das was die Produktion von anderen Genrevertretern unterscheidet ist natürlich die Lokalisierung in Berlin. Diese Stadt bietet sich zwar auf der einen Seite geradezu an, da dort das Leben pulsiert und Berlin genügend Schauwerte bietet. Andererseits wäre mitten in dem hoch frequentierten Berlin der wohl unwahrscheinlichste Ort, um geheimen Aktivitäten dieses Ausmaßes nachzugehen. Trotz ein paar Unzulänglichkeiten sieht die Serie dennoch nicht uninteressant aus, auch wenn der Zuschauer schon früh einiges erahnen kann. Somit rückt mehr das WARUM und WIE es dazu kam in den Mittelpunkt. Ebenso stellt sich die Frage, wohin das noch alles führen wird. Gen Ende der Staffel nimmt die Serie dann auch entsprechend Fahrt auf und was ich schon mal spoilerfrei verraten kann, dieses mündet in einem „fetten“ Cliffhanger. Auch optisch sieht die Serie und die Effekte gerade für eine deutsche SciFi-Produktion überraschend hochwertig aus. Zusammenfassend gesagt, bekommt der Zuschauer seit langem mal wieder Sci-Fi aus deutschen Landen. Dieser darf sich auf eine unterhaltsame Serie freuen, die den Vergleich mit anderen Produktionen des Senders SyFy nicht zu scheuen braucht.
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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Aufgesetzter Schrott. …wirkt billig, ist es auch.