Film: Es herrscht Krieg im Universum. Die Gaia Sanction hat die Erde zu einem heiligen Ort erklärt und verbietet das Betreten. Das kann sich der freiheitsliebende Weltraumpirat Captain Harlock natürlich nicht bieten lassen, und führt seit über hundert Jahren einen erbitterten Freiheitskrieg. Um den verhassten Harlock endlich loszuwerden, schleust die Gaia Sanction den Attentäter Yama auf Harlocks Schiff, die Arcadia, ein. Doch dieser stellt seine Aufgabe allsbald in Zweifel, zumal Harlocks Absichten ehrlich zu sein scheinen, während die Gaia Sanction ein Geflecht aus Lügen über die Galaxie zu verbreiten scheint.
Der freiheitsliebende Captain Harlock ist eine Erfindung von Leiji Matsumoto, der mit den Space-Opera-Mangas „Space Battleship Yamato“ und „Galaxy Express 999“ den Grundstein für seinen bis heute anhaltenden Erfolg legte und Ende der 1970er Jahre mit „Captain Harlock“ zu weltweitem Ruhm gelangte. Durch seine Werke erarbeitete er sich mehrere namhafte Auszeichnungen, darunter die japanische Ehrenmedaille am violetten Band und den Kleinen Orden der Aufgehenden Sonne mit Rosetten. Zuletzt wurde er 2012 mit der französischen Ordre des Arts et des Lettres in den Ritterstand erhoben. Dabei wurde die bekannteste seiner Geschichten, eben die von Captain Harlock, bereits in den 70ern durch das namhafte Toei Animation Studio Japan – die neben zahlreichen legendären Animes wie „Die wilden Schwäne“ und „Die Königin der Tausend Jahre“ (ebenfalls von Leji Matsumoto und eine Art Spin-Of von Harlock) unter anderem auch für die Reihen „One Piece“ und „Dragonball Z“ verantwortlich waren – verfilmt. Neben einer sehr erfolgreich laufenden Anime-Serie, zwei Filmen und ebenfalls zwei OVAs folgt nun eben die Neuinterpretation von Regisseur Shinji Aramaki, der zuvor mit den Amimes „Halo Legends“ und „Ekusu makina“ sein Talent für Science-Fiction Themen und Animes veranschaulichen konnte.
Dieser Reboot einer der bekanntesten und beliebtesten Anime-Legenden ließ sich Toei Animations auch einiges kosten. Mit einem Budget von umgerechnet 30 Millionen US-Dollar ist „Space Pirate Captain Harlock“ das bis dato teuerste Projekt des Studios.
Leider ist dieses Mamutprojekt nicht ganz so gut gelungen. Offenbar wurde mehr Wert auf Schauwerte als auf eine ausgefeilte Story oder eine vernünftige Charakterentwicklung gelegt. Die einzelnen Figuren sind alle ganz klar gut oder böse. Selbst der eingeschleuste Attentäter Yama, der Harlock töten und damit seine „Schreckensherrschaft“ beenden soll, ist von Anfang an nicht wirklich von seiner Aufgabe überzeugt, und so kann seine letztendliche Entscheidung auch nicht wirklich überraschen. Sein Aussehen tut indessen sein Übriges. Zudem ist die Story keinesfalls so ausgefallen oder Plot reich wie die damalige Serie. Es geht um die Rückgewinnung der Erde – das hat man schon so oft gesehen, dass hier kaum eine Überraschung aufwartet. So ist auch das Ende des Films eher vorhersehbar. Erstaunlich ist lediglich, dass trotz der recht übersichtlichen und geradlinigen Story alles ein wenig wie Flickwert aussieht. Einige Szenen wirken sinnlos eingestreut und machen nicht viel Sinn. Auch Logiklöcher in der Größe der Arcadia zeigen sich hier und da. Aber wollen wir uns mal lieber nicht zu sehr beschweren. Denn wenn das Hauptaugenmerk, wie eingangs bereits erwähnt, auf der Audiovisuellen Präsentation dieser Anime-Legende liegt (und danach sieht es ganz und gar aus), dann wurde wirklich ganz hervorragende Arbeit geleistet.
Visuell ist der Film nämlich bemerkenswert. Fotorealistische Umgebungen und Gänsehaut-Szenen wechseln sich im Minutentakt ab. Wenn die Arcadia aus dem Nebel auftaucht und direkt auf die Kamera zufliegt und sich mit den Schiffen der Gaia-Flotte erbarmungslose Feuergefechte liefert, da strahlen die Augen von Sci-Fi und Action-Enthusiasten gleichermaßen. Gegenstände und Textilien wirken ebenso fast greifbar echt und lassen den Zuschauer schnell vergessen, dass hier kein Realfilm abläuft. Der Eindruck wird allerdings sofort zerstört, sobald Figuren in die Handlung eingebunden werden. Diese wirken leider, trotz flüssiger und realistischer Bewegungsabläufe (kein Wunder, wurde der Film doch im Motion Capture Verfahren gedreht) immer ein wenig künstlich wirken. Vor allem erinnern die Gesichter eher an gute Computerspiele neueren Datums als an einen Realfilm. Allerdings könnte dies durchaus so gewollt sein, um den Eindruck der Animeserie zu bewahren – wer weiß? Aus diesem Grund wird dieser Punkt hier auch lediglich angesprochen und nicht kritisiert.
Unterm Strich ist Captain Harlocks Rückkehr also durchaus als gelungen zu betrachten. Das Geheimnis, das bestmöglichste aus diesem Film herauszuholen, ist ganz einfach: Zurücklehnen, 3D-Brille auf, Genießen. Punkt. Wer diese Punkte beachtet, wird sicherlich mit offenem Mund dasitzen und ein absolutes Meisterwerk erleben. Und das ist es doch, was Kino ausmacht. Ein Erlebnis. Und das, meine lieben, freiheitsliebenden Freunde, das war Captain Harlock schon immer.
Bild 3D: Bereits die ersten Bilder zeigen, dass hier Großes zu erwarten ist. Die Tiefe des Weltraums und die Kamerafahrt über den Planeten zeigen sich in hervorragender Schärfe und Plastizität. Unendliche Weiten werden hier wirklich wörtlich genommen. Oberflächenstrukturen sind fast fühlbar, überall lassen sich kleine und kleinste Details ausmachen – es ist einfach herrlich. Zwar wirkt das Bild stellenweise ein wenig weich, aber hierbei handelt es sich ganz klar um ein gewolltes Stilmittel. Leider kommen die strahlenden Farben in der 3D-Version nicht so schön zur Geltung wie in der 2D-Version, was allerdings auf das abgedunkelte Bild zurückzuführen sein dürfte. Auch dunkle Passagen lassen in 3D ein paar kleinere Mängel in Punkto Durchzeichnung verzeichnen. Die Tiefenwirkung ist bereits in 2D gut, in 3D ist sie hervorragend. Überhaupt ist der 3D-Effekt absolut genial. Viele Ebenen, die perfekt gestaffelt sind und sich ohne Probleme differenzieren lassen ziehen einen mitten in die Handlung, während zahlreiche Pop-Out-Effekte den Film ins Heimkino holen. Besser geht’s kaum. Lediglich ein ganz minimales Ghosting während schneller Szenen (in 3D) kratzt an der Höchstwertung.
Bild 2D: Wählt man die 2D-Version, so bekommt man nicht nur ein absolut einwandfreies und Messerscharfes Bild geboten, sondern wird obendrein mit einer fantastischen Farbenpracht belohnt, die in ihrer Brillanz fast alles Toppt, was wir bisher gesehen haben. Auch Kontrast und Schwarzwert sind hier wesentlich angenehmer als in der ebenfalls schon sehr guten 3D-Version. An Fehlern und Artefakten konnte nichts festgestellt werden. Wer also auf die dritte Dimension verzichten möchte, der wird mit einem astreinen und makellosen Bild belohnt.
Tonqualität: Auch der Ton konnte uns auf ganzer Linie überzeugen. Die Räumlichkeit ist von der ersten bis zur letzten Minute absolut fantastisch und überzeugend. Fast permanent sind irgendwelche Geräusche aus den Rears wahrzunehmen, die auch jederzeit problemlos örtlich zuzuordnen sind. Dabei ist die Direktionalität absolut vorbildlich. Der Subwoofer wird häufig gefordert, insbesondere während der actionlastigen Kämpfe. Auch der Soundtrack nutzt den Tieftöner ein ums andere Mal, ohne dabei übertrieben zu klingen. Die deutsche Tonspur ist dabei perfekt ausbalanciert und sehr dynamisch. Selbst im größten Tohuwabohu lassen sich jederzeit die Stimmen perfekt ausmachen und klingen klar verständlich – nicht nur aus den Frontboxen, sondern unter Umständen auch von hinten. Absolut phänomenal. Lediglich die Deutsche Synchronisation ist nicht zu 100 Prozent gelungen. Zwar machen Nico Sablik als Yama und Esra Vural als Kei eine wirklich gute Arbeit, aber Sven Gerhardt ist nicht unbedingt die Idealbesetzung für die Hauptrolle des Captain Harlock. Teils klingt Gerhardt ein klein wenig zu gekünstelt, wobei dies bei Animes eine eher relative Kritik ist. Besonders hervorzuheben ist dafür Christoph Banken als Yattaran, der all seine Mitsprecher in den Schatten stellt.
Alles in allem ist die deutsche Synchronfassung dennoch gelungen und klingt sehr professionell. Fans werden wohl dennoch zur Originalsynchronisation greifen, zumal hier neben Yu Aoi und Arata Furuta große Namen wie Shun Oguri als Halock und Haruma Miura als Yama zu hören sind.
Extras:
- Featurette (6:00 Minuten)
- Comeback nach 30 Jahren (1:59 Minuten)
- Die Story (4:50 Minuten)
- Der Neue Harlock (3:32 Minuten)
- Harlock vs. Yama (4:11 Minuten)
- Die japanischen Synchronsprecher (3:01 Minuten)
- Making Of: Motion Capture (4:10 Minuten)
- Japanischer Originaltrailer
- Deutscher Trailer
- Trailershow
- 2 Postkarten
- Filmguide-Booklet
- Memorial-Booklet
Die Limited Steelbook Edition beinhaltet den Film in 2D und 3D auf Blu-Ray und enthält zusätzlich eine DVD mit dem Film – selbstredend ausschließlich in 2D. Die beiden Discs stecken in einem tollen Steelbook, welches mit einem schönen Artwork auf der Vor- und Rückseite begeistert. Die Produktinformationen und Filmbeschreibung wurde lediglich auf einen Pappdeckel gedruckt, der unter der Einschweißfolie auf der Rückseite angebracht wurde und problemlos entfernt werden kann. Ebenso wie das FSK-Siegel, welches lediglich aufgeklebt wurde.
Das Film Menü ist relativ spartanisch und übersichtlich gestaltet. Alle Menüpunkte sind ohne großes Suchen auf der Hauptseite untergebracht. Einziges Manko: Aus dem Film heraus lässt sich die 3D-Version nicht auf 2D umstellen. Dies geht nur aus dem Hauptmenü heraus, und dann startet der Titel von vorne.
Zunächst schaut es danach aus, dass dem Titel ein üppiges Bonusmaterial spendiert wurde, das kaum Wünsche offen lässt – zumindest, wenn man einen Blick auf das Rückcover wirft. Allerdings sind sämtliche Extras sehr kurz und übersichtlich gehalten und haben leider keinen wirklich nennenswerten Informationswert. Jedes einzelne der enthaltenen Extras vermittelt eher den Eindruck von Werbe-Features, was Fans wohl nicht weiter stören wird. Dennoch wäre ein etwas ausführlicherer Blick hinter die Kulissen des Films oder der legendären Serie schon wünschenswert gewesen.
Neben den Discs und dem übersichtlichen Bonusmaterial, welches Summa Sumarum lediglich eine gute halbe Stunde läuft, lieben noch einige handfeste Goodies bei, wie man es von Anime-Veröffentlichungen inzwischen gewohnt ist – womit diese Beigaben keineswegs herabgewürdigt werden sollen. Postkarten, ein Booklet mit Hintergrundinfos zu den einzelnen Figuren und den Beziehungen zueinander, sowie ein wirklich tolles Artwork mit Hintergrundwissen über Harlocks Schiff – das ist schon ein toller Service für die Fans.
Alles in allem ist das Bonusmaterial, gemessen an einer Veröffentlichung aus dem Anime-Bereich, ganz nett, aber leider auch nicht mehr.
Fazit: Captain Harlock kehrt zurück – farbenprächtiger und bombastischer denn je. Bild und Ton spielen in der obersten Liga mit, und es fehlt nur wenig, um von Referenzmaterial zu sprechen. Gerade in 3D macht der Film Spaß und begeistert mit einer fantastischen Tiefenwirkung und zahlreichen Pop-Out-Effekten. Leider geht das etwas abgedunkelte Bild zu Lasten der Durchzeichnung und des Schwarzwerts. Auch die Farben strahlen nicht in der Brillanz, welche die 2D Version ausmacht. Die 2D Version kann ebenfalls vollends überzeugen und lässt kaum Wünsche offen. Audiotechnisch wird das volle Programm geboten: Weltraumschlachten und ruhige Momente wechseln sich ab und erfreuen Audio-Enthusiasten auf ganzer Linie. Lediglich die deutsche Synchronfassung ist, bei aller Professionalität, nicht ganz gelungen, was allerdings lediglich Hardcore-Fans stören dürfte. Diese wiederum greifen ohnehin zur prominent besetzten Originalfassung.
So gut die technische Auswertung der Blu-ray auch gelungen ist, anders sieht es beim Bonusmaterial aus. Hier wird lediglich werbewirksames Pflichtprogramm geboten. Dafür gibt es ein paar Handfeste Goodies und ein echt tolles Steelbook.
Der Film selbst ist ein kunterbuntes, actionlastiges Science-Fiction-Abenteuer, das Sci-Fi- und Anime-Fans sicherlich Freudentränen in die Augen treiben wird. Leider fehlt es etwas an Tiefgang und Charakterentwicklung, aber unterhaltsam ist das Feuerwerk allemal. Und darauf kommt‘s letztendlich an.
(Michael Speier)
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