In den 70er Jahren gehörte der Film „Shaft“ mit zu den absoluten Höhepunkten des Blaxploitation Genre und machte den farbigen Richard Roundtree zum ersten farbigen Actionhelden.
Der Film gilt bis heute als absoluter Meilenstein der Geschichte. Es folgten zwei weitere Fortsetzungen, die aber nicht mehr an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen konnten. Vor allem der dritte Teil „Shaft in Africa“ floppte sehr.
Die gleichnamige TV-Fortsetzung wurde damals sogar nach sieben Folgen wieder abgesetzt und das, obwohl auch hier Richard Roundtree erneut die Rolle des Shafts übernahm, und s wurde die Shaft Romanreihe ebenfalls zügig wieder eingestellt.
Im Jahr 2000 kam dann nach langer Pause das große Kinocomeback für Shaft, diesmal übernahm niemand geringeres als Kultschauspieler Samuel Jackson die Hauptrolle und ein Blutjunger Christian Bale spielte den sensationellen Bösewicht. Jackson selbst spielte hier übrigens den Neffen des Original-Shafts und somit ist der Film auch mehr eine Fortsetzung als Reboot. Richard Roundtree selbst hatte hier einen sehr witzigen Cameo.
Der Film wurde ein Erfolg, auch wenn es nicht der erwartete Megahit wurde.
Doch bis zum nächsten „Shaft“ Film hieß es sich erneut gedulden. Nun nach 19 Jahren Pause ist es aber endlich wieder soweit. Samuel Jackson und Richard Roundtree kehrten wieder zurück für eine weitere Fortsetzung.
Während der Film in den USA in den Kinos erscheint, hat man sich entschlossen, dass der Film international via Netflix vertrieben wird.
Seit dem 28.06.2019 ist dieser Film nun bei uns auf Netflix zu sehen.
Story:
JJ (Jessie Usher) wächst wohlbehütet auf und arbeitet nun als Analytiker beim FBI. Doch als sein bester Freund aus Kindertagen Tod aufgefunden wird, hinterfragt JJ das Ganze und versucht, in Harlem auf eigene Faust zu ermitteln. Harlem ist aber ein ganz gefährliches Pflaster und schnell stößt JJ an seine Grenzen, aus diesem Grunde bittet er seinen entfremdeten Vater, Privatdetektiv John Shaft II um Hilfe. Beide könnten nicht unterschiedlicher sein und schnell muss JJ feststellen, dass er noch viel zu lernen hat, während John Shaft eine Spur der Verwüstung in Harlem hinterlässt, denn auch für John Shaft II ist der Fall sehr persönlich.
Die Kritiker haben den Film total zerrissen, während der Film bei den Zuschauerwertungen dagegen super wegkam. Ich selbst bin ohne große Erwartungen rangegangen und ich muss sagen, ich hatte bei dem Film sehr viel Spaß.
Der Ton ist natürlich komplett anders als seine Vorgänger. Es wird voll auf Humor gesetzt und ist nicht mehr so todernst. Nach der wirklich sensationellen Eröffnungssequenz im Heroric Bloodsheet Style, braucht der Film aber etwas Zei,t um in Fahrt zu kommen. Hier wird erst das Hauptaugenmerk auf JJ gelegt und er wird ausführlich vorgestellt. Hier merkt man natürlich, dass Jessie Usher vollkommen überfordert ist, den Film während des Zeitraumes zu tragen. Der Charakter, den er spielt, ist mit seiner naiven unschuldigen Art schon etwas nervig, zumal er hier wirklich Klischee pur spielt.
Erst, als Samuel Jackson wieder ins Spiel kommt, was nach ca. 20-25 Minuten des Filmes passiert, geht es ab. Samuel Jackson ist hier die absolute Coolness in Person und hat sichtlich viel Spaß, wieder in die Rolle des Shafts zurückzukehren. Er spielt den großmäuligen Proleten voller übertriebenen Selbstvertrauen, der erst schießt und dann Fragen stellt, richtig klasse und hier kommt auch Jessie Usher als Sidekick besser ins Spiel. Hier merkt man wunderbar, wie zwei Welten aufeinander prallen und genau damit wird von da an wunderbar gespielt.
Die Sprüche, die die beiden raushauen sind klasse, zumal auch hier Samuel Jackson die besten Sprüche auf seiner Seite hat. Dazu wird unglaublich viel geflucht. Samuel Jackson geht hier als Shaft alles andere als zimperlich um, sprich – hier bekommt man Gewaltverherrlichung pur geboten, welches durch seine Sprüche natürlich auch einen sehr, sehr bösen Humor brkommt. Gleichzeitig spielt der Film mit den Harlem Ghetto Klischees. Das Ganze ist sowas von übertrieben, dass es schon wieder sehr lustig ist. Ich selbst habe stellenweise Tränen gelacht.
Was aber ein bisschen schade ist, dass der Bösewicht hier kaum zu Geltung kommt, da war Christian Bale im Vorgänger natürlich ein komplett anders Kaliber. Dafür ist zu sehr die Vater Sohn Beziehung zwischen Shaft und JJ im Vordergrund und natürlich mit allen Klischees und Vorhersehbarkeiten verbunden, die es gib. Allgemein bietet der Film keinerlei Überraschung und ist sehr gradlinig erzählt, und viele Charaktere wirken, wie schon oft in vielen anderen Filmen und Serien gesehen, da diese klar dem Baukastenprinzip entsprechen. Aber eben dank des überragenden Samuel Jacksons natürlich gut zu verzeihen.
Kleines Highlight ist dann auch der Auftritt von Original Shaft Richard Roundtree, auch hier wird dann mal eben die Beziehung des Shaft und Shaft II aus dem Vorgängerfilm innerhalb eines Satzes übern Haufen geworfen. Im Grunde so bräsig, dass es schon wieder lustig wirkt. Roundtree selbst hat mehr Screentime als im Vorgänger und ist ebenfalls wieder mit sichtlich viel Spaß dabei. Er sorgt für herrliche Lacher im Endkampf und hat nichts von seiner Coolness aus dem allerersten „Shaft“ aus den 70ern verloren.
Actionmäßig gibt es einiges zu sehen, wobei in erster Linie natürlich die
Schießereien im Vordergrund stehen. Diese sind wirklich sehr cool anzuschauen und auch over the top. Einfach, weil man hier nochmal zeigen will, wie extrem cool Shaft ist. Wobei wie gesagt, der Film ist alles andere als zimperlich, dementsprechend geht es auch während der Action sehr brutal zur Sache.
Das Ende des Films ist gut abgeschlossen und hat gleichzeitig natürlich auch einiges an Potenzial für weitere Filme.
Fazit:
Der Film ist ein wirklich sehr lustiger No Brainer Fun Action Film. Er erfindet das Rad alles andere als neu, der Film hat Klischees ohne Ende, vieles ist Over the Top, ist von Anfang bis Ende vorhersehbar und natürlich ist der Film komplett anders, als seine vier Vorgänger. Wer aber diese Schwächen ignorieren kann und offen an den Film rangeht, bekommt hier definitiv einen spaßigen Film geboten, den man sich immer wieder anschauen und dabei herzhaft lachen kann und dazu wirklich ganz gute Old School Action geboten kriegt. Wobei, für etwas Zartbesaitete ist der Film absolut nichts, denn die Sprüche und die Gewalt sind sehr derbe.
(Pierre Schulte)
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