Mit „Screamers – Hörst Du den Schrei, ist es zu spät“ wird uns ein Film im Found-Footage Stil aus dem Jahre 2016 präsentiert. Nur kurz zu Erklärung, für all diejenigen die noch nicht wissen, was es mit dem Begriff Found-Footage-Film auf sich hat. Dafür gibt es zwei Definitionen, wobei ich jetzt nur auf eine eingehe und zwar Found-Footage als Erzählstil. Dies bedeutet, dass ein Film pseudo-dokumentarisch oder wie ein Amateurfilm inszeniert wird. So zum Beispiel, wie das die Eltern früher mit ihren Super-8 Kameras (heute Handy Kameras) im Urlaub gemacht haben. Diese Art des Films wird meist aus der Ich-Perspektive gefilmt und kommentiert. Entweder mit oder ohne direkte Interaktion des Filmenden und der Gefilmten. Bekanntester Vertreter des Genres, dürfte der Film „Blair Witch Project“ sein. Eigentlich ist die Zeit dieses Erzählstils schon längst vorbei und dennoch tauchen immer wieder Filme auf, die versuchen das Genre neu zu erfinden. Ob es den Machern gelungen ist, einen herausragenden Vertreter dieser Stilart zu erschaffen, möchte ich euch in diesem Review verraten. Kommen wir nun aber zunächst einmal zur Story.
Story:
Um die Gründung ihres neuen Internetportals „Gigaler.com“ gebührend zu dokumentieren, beschließen die beiden Gründer Tom und Chris, jeden Arbeitsablauf und jeden Mitarbeiter per Videokamera aufzunehmen und auch zu interviewen. Der kommende Erfolg soll möglichst lückenlos auf Video gebannt werden. Während ihrer eigenen Doku bekommen Tom und Chris ein Jumpscare Video zugeschickt. Das ganze Team ist dermaßen davon begeistert, dass sie es sofort auf ihrer Startseite Online stellen, um Userklicks zu generieren. Das Video zeigt ein junges Mädchen auf einem Friedhof und als der Text des Videos die Zuschauer animiert auf ein bestimmtes Detail zu achten, springt eine Figur mit Horrormaske schrill schreiend in das Bild. Bald darauf bekommen die Jungs und Mädels von Gigaler.com ein weiteres Video zugeschickt. Das bringt Tom auf die Idee, die Macher dieser Jumpscare Filmchen unter exklusiven Vertrag zu nehmen und da nichts und niemand im Internet wirklich anonym bleibt, finden sie in den Metadaten des Uploads eine Telefonnummer.
Kurz entschlossen ruft Tom an und hat die vermeintliche Darstellerin der Videos an der Strippe. Seine Versuche, sie unter Vertrag zu nehmen scheitern und das Gespräch entwickelt sich auch in eine mehr als skurrile Richtung. Die weiteren Telefonate, die so nach und nach Vertrauen schaffen, bringen Tom ebenfalls nicht wirklich weiter. Als sich dann noch rausstellt, dass seine Gesprächspartnerin ein scheinbar seit langer Zeit vermisstes Mädchen ist, weiß das Team nicht mehr, ob dies nun ernst sein soll oder ob sie gerade einer ganz großen Verlade aufsitzen. Auch die Telefonate bringen keine Klarheit. Tom reichts, er will das klären und lässt einen seiner Mitarbeiter die Adresse die zu der Telefonnummer gehört recherchieren. Er will diese vermeintlichen Spaßvögel selbst zur Rede stellen. Chris ist derweil gar nicht begeistert von der Idee diese merkwürdigen Gestalten persönlich zu konfrontieren. Er lässt sich erst dazu überreden, als sich noch zwei weitere Mitarbeiter entschließen mitzukommen. Und natürlich soll das, wie auch das bisherige, schön mit Videokameras dokumentiert werden. Doch als sie angekommen, entwickelt sich die Situation in eine Richtung, die keiner der Vier je hätte erahnen können.
Fazit:
Nun kurz zum Positiven, denn das kann ich im Gegensatz zu den negativen Aspekten wirklich kurz halten. „Screamers – Hörst Du den Schrei…“ erfüllt jegliche Aufgaben eines Found Footage Films. Wir haben die Amateur Videokamera, die Interaktion zwischen demjenigen der filmt und den Akteuren und Geschehnissen, die gefilmt werden. Es gibt wackelige Bilder, es gibt verrauschte Bilder, Jumpscares, also alles was ein Found Footage Schocker braucht und das Fanherz begehrt, Punkt!
Nun kommen wir aber auch schon zum Negativen. Was sollte ein Found Footage Film ebenso mitbringen? Natürlich ein spannendes und gruseliges Script und wenigstens halbwegs glaubwürdige Akteure. Hat das „Screamers – Hörst Du…“? Nein, hat er nicht. Den Akteuren nimmt man noch ab, dass sie Amateure sein sollen. Was man ihnen dennoch nicht abnimmt ist ein glaubwürdiges Vorgehen und Handeln. Ich musste mich immer wieder fragen: „Wer im Jahre 2016, ist wirklich noch so selten dumm?“ Jegliches Handeln im letzten Drittel schreit förmlich danach wissentlich ins Unglück rennen zu wollen. Allein schon mit Beginn der schwachsinnigen Idee das selbst klären zu wollen. Das was ich gerade geschrieben habe, könnte wenigstens auf einen grusligen Ablauf hindeuten. Pustekuchen, denn so dumm die Aktion der Akteure, so langweilig und vorhersehbar das Script. Dreiviertel des Films hat man das Gefühl eine Doku-Soap im Stil von RTL 2 „Köln 50667“ zu sehen und im letzten Viertel dann noch „Auf Streife“ von Sat 1. Der Film ist im wahrsten Sinne des Wortes Blutleer, so leer wie eine von Dracula ausgenuckelte Dame. Selbst die Maske des großen Unbekannten ist nur mäßig gruselig. Keine Spannung, nichts was auch nur entfernt an die besseren Vertreter dieses Genres erinnert. Natürlich gibt es auch einen Schwenk mit der Kamera im Dunkeln, wo man ganz kurz eine Gestalt sieht, welche beim Rückschwenk dann verschwunden ist und sich alle sagen: „ja, das haben wir uns eingebildet“. Und natürlich erst nach Sichtung des Materials heißt es dann: „oh, da stand tatsächlich jemand“. Dann ist es wie gehabt auch schon wieder zu spät und das Unheil nimmt seinen Lauf. Für mich der Moment der Erkenntnis, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich von diesem Streifen erlöst werde.
Fast noch schlimmer als der Film selbst ist die deutsche Synchronisation. Im Gegensatz zu meiner sonstigen Gewohnheit einen Film deutsch synchronisiert anzuschauen, musste ich aus reiner Neugier immer wieder zwischen dem englischen und dem deutschen Ton hin und her springen. Nicht nur dass die Dialoge teils recht schlampig übersetzt wurden, so sind die Sprecher auch ziemlich unpassend besetzt. Besonders die Stimme des Charakters Tom. Im direkten Vergleich passt die Stimme einfach nicht und selbst ohne Vergleich, merkte man, das passt weder zur Gestik noch zu dem Darsteller. Dies machte die Figur gleich nochmals unsympathischer. Aber auch die anderen Sprecher, sprachen so wie Boris Becker Tennis spielte, sie kämpften um jeden Satz. Jegliche Artikulation, das Timbre und auch die sprachlich zu übermittelnden Emotionen, waren ein Kampf auf verlorenem Boden.
Selbst wenn ich den Film nur hartgesottenen Found-Footage Filmfans und denjenigen empfehlen kann, die gerne ihre Lebenszeit verschwenden. So muss ich dem Film, eine Winzigkeit zu Gute halten. Das wackeln der Kamera hielt sich in Grenzen und machte es für mich wenigstens etwas erträglicher, den Film bis zum Ende zu schauen. Trotz dass ich immer wieder sehnsüchtig Richtung der Vorwärtsspulen Taste meiner Fernbedienungstaste schielte. Was bleibt schlussendlich: „Screamers…“ ist ein spannungsarmer Film, ohne wirkliche Schockeffekte und einer sehr, sehr seichten Story / Handlung. Selbst nachdem ich meine Logikansprüche heruntergeschraubt, wenn nicht sogar komplett abgeschaltet hatte, so ergibt das Ende Films überhaupt keinen Sinn. Warum? Weil dem Film die Substanz fehlt die Geschichte vernünftig zu Ende zu erzählen. Und während man sich bei anderen Filmen, wegen einem verkorksten Ende ärgert. So ist dieser Film dermaßen belanglos, dass einem das Ende, der Täter, die Hintergründe (die es eh nicht gibt) schlichtweg egal sind. Die Story hat zwar null Punkte verdient, dennoch vergebe ich ein paar Trostpunkte, da der Erzählstil des Found-Footage Genres wenigstens getroffen wurde, da muss ich schon fair bleiben.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Zum Bild gibt es nicht viel zu sagen, die Qualität entspricht einer günstigen Videokamera, inkl. Bildrauschen und wackeln. Somit wurde der Found-Footage Stil entsprechend gut umgesetzt.
Ton:
- Deutsch (DTS-HD Master 5.1)
- Englisch (DTS-HD Master 5.1)
Der Ton könnte von der Qualität her ebenso Mono oder Stereo sein. Surround Effekte gibt es keine.
Extras:
Bonusmaterial ist bis auf ein paar Trailer nicht vorhanden.
(Marc Maurer)
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