Der britische Horrorfilm hatte in den 60er und 70er Jahre Hochkonjunktur. Man denke nur an die ganzen Hammer-Film Produktionen mit Christopfer Lee und auch Peter Cushing. Aber auch fernab der Hammer Studios produzierten die Briten eine ganze Reihe an Horrorfilmen, darunter auch der Schwarzweiß-Film „Schloss des Schreckens“ aus dem Jahr 1961. Der Film bedient sich dabei einer Gouvernante, die im 19. Jahrhundert auf einem alten Anwesen mit rätselhaften Geistererscheinungen und Besessenheit zu kämpfen hat. Ob der Film heute noch gruselig ist und wie die Veröffentlichung von Capelight geworden ist, erfahrt ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen.
Story:
Miss Giddens ist die neue Gouvernante der Geschwister Miles und Flora. Auf dem Familienlandsitz der Eltern soll sie sich um die Erziehung des Nachwuchses kümmern. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft wird sie von merkwürdigen Ereignissen und Erscheinungen geplagt. Immer wieder ist sie der Meinung, einen Mann und eine Frau zu sehen, die außer ihr scheinbar kein anderer sieht. Sie vertraut sich der Haushälterin Mrs. Grose an, die ihr von dem ehemaligen Diener Quint und der vorigen Gouvernante Miss Jessel erzählt. Miss Jessel soll, so Mrs. Grose, Quint hörig gewesen zu sein. Nach dessen Tod nahm sie sich ebenfalls das Leben in dem nahe gelegenen See. Aber auch auf den jungen Miles scheint Quint einen enormen Einfluss gehabt zu haben. Besonders Miles ziemlich früh pubertäres Auftreten lässt in Miss Giddens den Verdacht aufsteigen, dieser könnte von dem Geist des verstorbenen Dieners Quint besessen sein. Sie spinnt den Gedanken sogar soweit, dass sie vermutet, dass auch Flora von Miss Jessels Geist besessen sein könnte. Miss Giddens steigert sich immer mehr in diese Gedanken und ihre schon fast wahnwitzigen Vorstellungen hinein, bis für sie die Grenzen zwischen Realität und Fantasie gänzlich verschwimmen. Die Ereignisse überschlagen sich und münden in einem dramatischen, aber auch abstrakten Finale.
Meinung und Wertung:
Sieht man „Schloss des Schreckens“ heute erstmalig, fällt einem sofort auf, woher die Macher von „The Boy“ oder auch „Die Frau in Schwarz“ ihre Ideen für ihre Produktionen hatten. Der Film bedient sich all dieser klassischen Elemente von geisterhaften Erscheinungen und der Idee der Besessenheit durch Verstorbene. Dabei beantwortet der Film jedoch nicht die Frage, ob die Kinder tatsächlich von dem ehemaligen Diener Quint, gespielt von Peter Wynegarde („Jason King“, „Department S“) und der ersten Gouvernante Miss Jessel gespielt von Clytie Jessop, besessen waren. Somit könnte auch Miss Giddens, dargestellt durch die wunderbare Deborah Kerr („Casino Royal“, „Vor Hausfreunden wird gewarnt“), „nur“ dem Wahn verfallen sein.
Für mich ist der Film mehr ein Psycho-Thriller, als ein Horrorfilm. Die bekannten Jumpscares bleiben aus und nur durch die geisterhaften Erscheinungen, die recht wortkarg auftauchen, entwickelt sich ein mulmiges oder auch ungutes Gefühl. Dieses ist aber weit entfernt von echtem Grusel oder Horror. Trotzdem entsteht eine leichte Gänsehaut, wenn man erwartet, dass etwas aus dem Hintergrund in Erscheinung tritt. Auch wenn „Schloss des Schreckens“ in der Hoch-Zeit des britischen Horrorfilms entstand, so wirkt er eher wie eine Ehrerbietung an noch ältere Horrorfilme, die in den 20er bis 50er Jahren entstanden. Deborah Kerrs gehetzte und angsterfüllten Blicke, die unnatürlich aufmüpfigen Kinder, ein abgelegener Landsitz und zwei Gestalten, die immer mit entsprechend Abstand und nur von Kerr zu erblicken sind, wirken heutzutage nicht mehr ganz so furchteinflößend wie noch zu früheren Zeiten. Dennoch nutzt er seine seltenen Gruselelemente recht ordentlich. Was ihn aber von anderen Produktionen der damaligen Zeit abhebt und selbst heute recht unwirklich wirkt, ist die mutige Inszenierung des Endes. Dieses werde ich jetzt nicht spoilern, muss aber zugeben, dass ich damit definitiv so nicht gerechnet habe.
Fazit:
Kommen wir zum Fazit: „Schloss des Schreckens“ erscheint wie schon erwähnt nicht mehr ganz so gruselig wie wahrscheinlich damals noch zu seinem Erscheinungsdatum. Handwerklich und besonders schauspielerisch gibt er sich keine Blöße, bleibe aber der Meinung, eher einen Psychothriller mit soliden Gruselelementen gesehen zu haben. Denn Horror breitete sich bei der Sichtung bei mir nicht aus. Das Ende wiederum bot zwar auch kein richtiges Horrorfinale, trotzdem schockierte dieses. Das aber auf ganz andere und wirklich unerwartete Weise. Für einen Film aus den 60er Jahren, war dies eine recht mutige Inszenierung, da damals verschiedene Darstellungen eigentlich tabu waren. Meine Empfehlung muss ich somit differenzieren: für Freunde von handfesten Horrorfilmen und entsprechenden Jumpscare Szenen dürfte dieser Film wohl nicht die richtige Wahl sein. Für Genrefans, die subtilen Grusel und Psychothrill mögen, ist „Schloss des Schreckens“ dagegen ganz sicher ein Muss für die gruselige Heimkinosammlung.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild der Blu-ray ist wirklich sehr ordentlich geworden. Die Schärfe ist auf gehobenem Niveau und die Kontraste sind ebenfalls sehr ausgewogen. Besonders bei s/w Filmen ist ein entsprechend guter Schwarzwert ein Muss und auch hier erlaubt sich Capelight bei ihrer Veröffentlichung keinen Patzer. Altersentsprechend bekommen wir hier eine richtig ordentliche Blu-ray präsentiert, die im oberen Bereich der Messlatte mitspielen kann.
Ton:
Der deutsche und englische Ton liegt im Format PCM 2.0 Mono vor. Dieser klingt ebenfalls ordentlich und die Dialoge sind durchweg klar und verständlich. Tonfehler sind mir keine aufgefallen.
Extras:
- Einführung von Kulturhistoriker „Sir Christopher Frayling“
- Audiokommentar
- Featurette: Hinter den Kulissen
- Featurette: Das Haus
- Featurette: Die Unschuld des Henry James
- Kostümdesign von Motley
- Kurzfilm: Ultima Thule
- Hörspiel: Die Unschuldsengel
- Original Kinotrailer
Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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