Am 15. Januar 2021 kam „Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ auf Blu-ray und DVD in den Handel und wir haben das Review dazu:
Story
Chloe ist ein Teenager mit einer schweren Bürde, gefesselt an den Rollstuhl, ist ihr Leben schon hart genug. Doch zudem leidet sie unter Diabetes, Herzrhythmusstörungen und auch noch Asthma, das alles macht sie enorm abhängig. Abhängig von ihrer Mutter, die sie neben ihrem Job daheim unterrichtet und dafür sorgt, dass sie ihre Medikamente regelmäßig bekommt. Aber Chloe ist eine Frohnatur, sie pflegt ihre heimischen Hobbys, lernt akribisch und bewirbt sich für diverse Colleges. Ihre Mutter ist ihr einziger Freund, Lehrer und Rückhalt, Chloe ist dankbar für das Opfer, das ihre Mutter bringt.
Doch Chloe ist auch ein neugieriger Teenager, bei dem Einkauf ihrer Mutter entdeckt sie ein Medikament, das Zweifel in ihr weckt. Allerdings fehlen ihr sämtliche Möglichkeiten, hierzu passende Information zu bekommen oder gar Hilfe. Chloe beginnt, trotz ihrer Einschränkungen und den begrenzten Mitteln, nachdem Medikament zu recherchieren. Das Ergebnis ist erschreckend und natürlich erfährt ihre Mutter davon. Ist alles nur ein Irrtum, oder ist ihre liebende Mutter alles andere als fürsorglich?
Eindruck
Regie bei „Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ führte Aneesh Chaganty. Er entführt den Zuschauer in ein mitreißendes Kammerspiel, dessen Kosmos aus der reinen Mutter Tochter Beziehung besteht. Aneesh Chaganty schrieb auch das Drehbuch zu „Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ und das ist wirklich mehr als gelungen. Das Heim wird zunehmend als Alptraum für Chloe inszeniert, deren Radius derart eingeschränkt ist, das sie kaum eine Möglichkeit hat, zu agieren oder gar zu reagieren. Die Story beginnt dramatisch, Chloe ist als Frühchen zur Welt gekommen und man sieht die beängstigte Mutter die hofft, dass ihre Tochter überlebt. Dann gibt es einen zeitlichen Sprung und man erlebt die harmonische Mutter Tochter Beziehung. Alles scheint bestens zu laufen, die Mutter umsorgt Chloe so gut es geht und es scheint ihr an nichts zu mangeln. Ab dem Entdecken des Medikamentes im Einkauf ihrer Mutter, beginnt das Bild allerdings zu bröckeln. Chloe wirkt plötzlich isolierter als es der Zuschauer bisher angenommen hat, kein Internet, kein Telefon und selbst die Post fängt ihre Mutter stets vor ihr ab.
Die Mutter Diane Sherman wird von Sarah Paulson eindringlich gespielt. Erst zeigt sie noch ein sanft mütterliches Lächeln und kurz später scheint sich ihr Blick verfinstert zu haben. Den meisten Zuschauern wird sie aus der Serie „American Horror Story“ bekannt sein, daneben war sich auch in Filmen wie „12 Years a Slave“, „Die Verlegerin“ oder „Glass“ zu sehen. Chloe wird von Kiera Allen dargestellt, die hier übrigens ihr Debüt gibt und ein imposantes dazu. Daneben ist der Cast recht unbekannt und beschränkt sich zudem auf überschaubare Figuren, deren kurzen Auftritte allerdings nie aus dem Rahmen fallen und sich bestens in die Geschichte integrieren.
Fazit, Run ist ein wirklich fieser kleiner Film. Natürlich ist das Konzept der Story nichts Neues, der Film lebt von dem Zusammenspiel der beiden Hauptcharaktere. Schnell wird klar, in welche Richtung der Film gehen wird, doch das Drehbuch bietet einige raffinierte Momente, wodurch die Spannung stetig steigt. Und diese wird bis zum Ende gehalten. Es gibt ein paar gelungene Twists, allerdings auch ein paar vorhersehbare. Perfekt ist aber das Schauspiel der beiden, die Mischung aus Liebe und Hass, welche Sarah Paulson hier eindrucksvoll zelebriert, genauso wie Kiera Allen, der die Verzweiflung buchstäblich ins Gesicht geschrieben steht wenn sie versucht, aus ihrer beängstigenden Situation zu entkommen. Dabei ahnt und weiß es der Zuschauer längst, es ist dank ihrer Einschränkung nahezu unmöglich.
„Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ begeistert den Zuschauer von Anfang an, zieht einen immer mehr in die Story und die Spannung ist fast zum Greifen spürbar. Man fiebert mit Chloe mit, hofft das sie trotz ihrer Behinderung einen Ausweg findet und leidet genauso, wenn es schiefgeht. Die Grundidee, mit der am Rollstuhl gefesselten Chloe ist genial, ansonsten sieht man stattdessen in ähnlich gelagerten Filmen den Teenager schreiend durch das Haus rennend und in Richtung Tür flüchtend. Davon kann Chloe nur träumen, ihre Aktionen sind begrenzt und geben ihr somit kaum eine Möglichkeit, sich gegen ihrer Mutter zu wehren, oder gar zu flüchten.
„Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ ist ein bemerkenswert spannender Film mit zwei großartig aufspielenden Darstellerinnen. Die wenigen vorhersehbaren Momente gehen in der spannenden Inszenierung ohne Beigeschmack unter und sind spätestens nach der nächsten überraschenden Wendung vergessen. Der Film vergeht wie im Flug und lässt den Zuschauer danach beängstigt zurück, nicht nur im Bezug auf sein Medikament, dass der ein oder andere vielleicht zu sich nehmen muss. Nach „Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ wird die Pille definitiv mit anderen Augen betrachtet. „Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ ist ein Film mit Nebenwirkungen, er treibt den Puls des Zuschauers nach oben, gut gemacht!
Bild
Das Bild der DVD ist recht scharf ausgefallen, auch wenn nicht alle Details im Hintergrund zufriedenstellend abgebildet werden. Das Bild wirkt harmonisch und ist mit warmer Farbgebung versehen, zumindest im inneren des Hauses. Die paar wenigen Außenaufnahmen sind recht natürlich gehalten, mit ein paar düster gehaltenen Momenten, je nach Stimmung der Szene. Der Kontrast gefällt und auch der Schwarzwert weiß überwiegend zu überzeugen. Insgesamt ein sehr gutes Bild der DVD, die nur selten ein paar Schwächen zeigt, wie auflösungsbedingt die Details, die nicht immer sauber herausgearbeitet werden.
Ton
Die Dolby Digital 5.1 Spur halte ich hier mal ausnahmsweise für ausreichend, zumal eine HD Spur nur auf der Blu-ray erhältlich ist. Denn es ist ein Film der leisen Töne, geprägt von Dialogen und den üblichen Geräuschen im Haus. Mir hat die Abmischung gefallen, weil sie gewisse Szenen nicht tonal aufbauscht, um mehr Wirkung zu erzielen. Abgesehen davon hat das der Film ohnehin nicht nötig. Einzig der Score hebt sich bisweilen in den Vordergrund und untermauert die Atmosphäre des Filmes gelungen. Natürlich gibt es auch ein paar dynamische und druckvolle Momente, sowie eine raumfüllende Abmischung, welche die Nebengeräusche und oder Dialoge gut auf das Boxenset verteilt. Zu erwähnen ist noch, dass es eine Dolby Digital 5.1 Spur mit reduzierter Dynamik gibt, die ich nicht getestet habe, die aber aus dem Verständnis heraus wohl für spätere Abendstunden geeignet ist.
Extras
- Interviews mit Cast & Crew
- Sarah Paulson – Diane Sherman
- Kiera Allen – Chloe Sherman
- Aneesh Chaganty – Regisseur
- Natalie Qasabian & Sev Ohanian – Produzenten
- B-Roll
- Original Trailer
- Deutscher Trailer
- Trailershow
Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
Hier erhältlich:
- Run – Du kannst ihr nicht entkommen (Blu-ray)
- Run – Du kannst ihr nicht entkommen (DVD)
(Hartmut Haake)
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