Den Film „RUF DER WILDNIS“ gibt es ab dem 06. August 2020 im Handel auf DVD und Blu-ray und hier gibt es das ausführliche Review dazu.
„Zwei einsame Seelen auf sechs Pfoten“
Der Roman „Ruf der Wildnis“ (im Original „Call of the wild“) von Jack London wurde bereits 1903 veröffentlicht und ab 1908 auch schon mehrfach verfilmt. Eines gemein haben aber alle Verfilmungen: sei es die 1935er Verfilmung mit Clark Gable oder die 1972er Version mit Charlton Heston. Allen wurde nachgesagt, zu weit weg vom Roman zu sein und sich zu sehr in der Abenteuergeschichte zu verirren, anstatt die Geschichte aus der Sicht des Hundes zu erzählen. Zum ersten Mal über 20th Century Studios und im Vertrieb von Walt Disney erschien nun die 2020er Version mit Harrison Ford in der Hauptrolle als Video on Demand, auf DVD und natürlich auch auf Blu-ray Disc im heimischen Handel. Ob der neueste Ableger nun endlich dem Roman von Jack London gerecht wird und wie sich die Blu-ray Disc so schlägt, durfte die filme.de Redaktion für ihre Leser bereits genauestens testen.
Story:
Der Bernhardiner-Farmcollie-Mischling „Buckley“ oder kurz „Buck“ lebt in den 1860er Jahren mit seiner Familie südlich von San Francisco. Der noch unerfahrene sowie ungezogene Hund macht es seinen Besitzern wahrlich nicht leicht. Doch eines Tages wurde er nach Alaska entführt, um dort verkauft und als Schlittenhund für die Royal Mail Gesellschaft eingesetzt zu werden. Immer wieder sehnt er sich nach seinem Platz in der Freiheit der Wildnis. John Thornton (Harrison Ford) rettet eines Tages den Hund und die beiden werden immer mehr ein unzertrennliches Paar. Sie erleben in der Weite von Alaska und bei der Suche nach sich selbst unvergessliche Abenteuer… bis eines Tages ein Rudel Wölfe auftaucht.
Eindruck:
Um auf die Frage von vorhin einzugehen, ob der Film nun endlich die Geschichte aus der Sicht von „Buck“ erzählt, kann man diese getrost mit einem klaren „Ja“ beantworten. Denn wer dachte, dass sich „RUF DER WILDNIS“ (2020) um unser aller Liebling Harrison Ford dreht, der ist schief gewickelt. In knappen Zeitsprüngen erleben wir immer wieder kleine Geschichten rund um „Buck“, bis er schließlich am Ende des ersten Drittels im Yukon, einem Goldschürfergebiet in Alaska, ankommt.
Wir begleiten „Buck“ zuerst noch eine Weile als Schlittenhund von Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“), ehe er dann vom zurückgezogenen John Thornton, gespielt von Harrison Ford, aufgenommen oder besser gesagt gerettet wird. Allerdings kehrt damit noch lange keine Ruhe in das Leben des freundschaftlichen, engen Gespanns ein, denn neue Gefahren drohen Buck und seinem neuen Herrn.
Es ist schön mit anzusehen, wie beide, also Hund und Mensch, voneinander lernen als auch profitieren und ihren Platz in der Wildnis, genannt Leben, finden. Wer auf der Suche nach einer unterhaltsamen und emotionalen Abenteuergeschichte für die ganze Familie ist, liegt mit dem optischen Leckerbissen „RUF DER WILDNIS“ (2020) genau richtig. Der Film hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf und wird strikt und einfach erzählt – manch einem könnte allerdings das Ende zu schnell einsetzen.
Viele werden sich nach Sichtung des Trailers gefragt haben, warum man denn einen CGI-Hund anstelle eines echten Hundes für den Film hernahm. Ja, auch ich war einer davon und blieb anfangs natürlich skeptisch, ob das Vorhaben gelingen würde. Nachdem ich aber „RUF DER WILDNIS“ (2020) gesehen habe, muss ich zugeben, dass die Idee durchaus aufgeht. In keiner Verfilmung wurde so auf den Schlittenhund eingegangen wie in der aktuellsten. Ein echter Hund hätte niemals diese „menschliche“ Mimik und Emotionalität, die es eben dafür nun mal braucht, widergeben können. Wobei man auch sagen muss, dass „CGI-Buck“ aus einem echten Hund entstand, am Computer verfeinert wurde und am Set von einem echten Menschen(!) auf Krücken (siehe Bonusmaterial) gespielt wurde. Ein weiterer Grund ist auch, dass die am Computer entstandenen Hunde so lebensecht aussehen, wie es bereits Simba bei der Realverfilmung von „König der Löwen“ (2019) tat. Nur ganz selten erkennt man deren digitale Herkunft.
„RUF DER WILDNIS“ (2020) ist ein ungemein kurzweiliger und emotionaler Abenteuerfilm für Jung und Alt geworden, den man höchstens folgendes etwas übel nehmen kann: da wäre zum einen dieser bis in den letzten Winkel erkennbare „perfekte“ Look, den nur ein zuckersüßer Disneyfilm ausstrahlen kann und nicht immer zu einem dreckigen Abenteuer-Stil passt und zum anderen eben die Verwendung von „vermenschlichten“ CGI-Hunden. Aber am negativsten fällt leider der eindimensionale Antagonist „Hal“, gespielt von Dan Stevens ins Auge. Ein kleiner Bösewicht, über den ich am liebsten den Mantel des Schweigens legen würde, da seine Darbietung ungewollt komisch daherkommt.
Wer sich allerdings daran nicht sonderlich stört, bekommt wie oben bereits beschrieben eine zeitlose sowie emotionale Abenteuergeschichte für die ganze Familie präsentiert, dessen 100 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen.
Bild:
Wie oben schon angeschnitten und bei einem aktuellen Film aus dem Hause Disney auch nicht anders zu erwarten, macht das Bild im Ansichtsverhältnis 2,39:1 eine hervorragende Figur und bietet bei hohem Detailgrad ein angenehm scharfes Full-HD-Erlebnis. Schade ist allerdings, dass bei so guten Voraussetzungen für den deutschen Heimkino-Markt keine 4K UHD Disc mit einem erweiterten Farbraum in Sinne von HDR10 oder Dolby Vision erstellt wurde, während zum Beispiel die amerikanischen Filmfans in den Genuss selbiger kommen. Sei´s drum, da bereits die „normale“ Blu-ray Disc genügend Referenzwerte bietet: der Schwarzwert lässt genug Details in den dunklen Szenen erkennen könnte aber noch einen Ticken satter ausfallen, der Kontrast wurde perfekt eingestellt und die breite Farbpalette zeigt sich gesättigt, sodass das Bild bereits auf der 2D Blu-ray äußerst plastisch erscheint. Nebenbei gibt es unzählige Details wie Schneeflocken im Hundefell, gestochen scharfe Landschaftsaufnahmen Kanada´s und unzählige plastische Oberflächenstrukturen zu bestaunen. Viel besser kann eine aktuelle Blu-ray Disc nicht aussehen – daher bekommt „RUF DER WILDNIS“ (2020) auch die volle Punktzahl für die Bildqualität spendiert.
Ton:
- Deutsch Dolby Digital Plus 7.1
- Englisch DTS-HD MA 7.1
- Englisch (Hörfilmfassung) DD 2.0
- Französisch Dolby Digital Plus 7.1
- Niederländisch DD 5.1
- Portugiesisch DD 5.1
Auch dieses Mal entschied sich Disney für die deutsche Fassung eine komprimierte DD+ Tonspur zu verwenden, während der Originalton mit einem HD-Ton daherkommt. Aber auch dieses Mal darf Entwarnung gegeben werden, denn es wurden außerordentlich viele Informationen auf die deutsche Tonspur gepackt, die sich nicht vor der englischen zu verstecken braucht.
Wenn man, mal wieder, den Pegel etwas anhebt, kommen die Stimmen und Geräusche extrem präzise aus den Lautsprechern. Überraschend viele direktionale Effekte und eine tolle Dynamik, gepaart mit einer guten Dialogverständlichkeit bieten einen angenehmen Klangteppich. Sogar der Subwoofer darf etwas Druck ausüben – in den Tiefbassbereich schafft er es allerdings nicht. Dennoch rutscht die Lawine im zweiten Drittel des Films sehr druckvoll vom Berg und bringt echtes Kinofeeling in das heimische Wohnzimmer. Der wunderschöne Score hält sich zwar meist dezent im Hintergrund, passt aber immerzu perfekt, um die Atmosphäre noch besser zu unterstreichen. Wie so oft fehlt dem DD+ Ton leider der letzte Punch, um eine perfekte Wertung zu erhalten.
Extras:
- Wie alles begann
- Erlebnisse am Set
- Visuelle Effekte
- Die Wildnis entsteht
- Trailer
Das knapp gehaltene Bonusmaterial mit seiner Gesamtspielzeit von ca. 45 Minuten sollte jeder gesehen haben, da hier nicht nur gezielte Werbefilmchen abgespielt werden, sondern durchaus genügend interessante Hintergrundinfos präsentiert werden. Vor allem die Visualisierung von „Buck“ mithilfe eines von einem Menschen getragenen Motion Capture-Anzuges ist schon sehr erstaunlich und erinnert nicht nur einmal an Andy Serkis „Gollum-Arbeit“.
An ein Wendecover ohne FSK 6 Flatschen wurde leider nicht gedacht.
Fazit:
Audiovisuell spielt die blaue Scheibe ganz oben mit. Das Bild ist messerscharf und plastisch, die Farben eindrucksvoll und der Schwarzwert fast perfekt. Lediglich beim Ton fehlt irgendwie der letzte und entscheidende Punch.
Da Jack Londons Roman bereits zeitlos ist, ist auch „RUF DER WILDNIS“ (2020) eine mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen gespickte sowie zeitlose Abenteuerverfilmung geworden, bei der Mensch und Hund zusammenwachsen um zu sich selbst zu finden. Abenteuerfans sollten zugreifen.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
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Schönes Review…;)