Mit „Red Corner – Labyrinth ohne Ausweg“ präsentierte uns Produzent Wolfgang Petersen einen Justiz-Drama-Polit-Thriller, der eine Staatsmacht zeigt, die sogar über dem Gesetz zu thronen scheint. Der Film erhielt ziemlich gemischte Kritiken. Kritiker wie China selbst, unterstellten Regisseur Jon Avnet, eine anti-chinesische Einstellung in Bezug auf Menschenrechte und Gesetzesausübung. Dies führte dazu, dass ihm keine Drehgenehmigung in China erteilt wurde. Nun muss man aber dazu sagen, das 1997 noch keine Multimediale Allmacht wie heute herrschte und man nur selten Einblicke in globale Regime erhielt. Dies führte dazu, dass verschiedene Darstellungen anderer Länder, gerne von der Allgemeinheit belächelt und damit abgestraft wurden, da diese eine rein subjektive Sichtweise vertreten würden. Heute wissen wir, dass nicht alles nur schwarz oder weiß ist. So hatte auch schon Richard Gere mit seinen Äußerungen über die chinesischen Verhältnisse einen schweren Stand im Reich der Sonne. Dank Sozialer Medien, können wir nun etwas mehr über den Tellerrand spechten, und gerade die aktuellen Nachrichten lassen das Reich der Mitte nicht mehr ganz so sonnig erscheinen. Das interessante daran, die aktuelle Veröffentlichung des Films „Red Corner“ auf Blu-ray, passt somit gerade auch zum aktuellen Tagesgeschehen.
Story:
Jack Moore, Anwalt und Vertreter eines amerikanischen Fernsehmedien-Konzerns, steht kurz vor dem Abschluss eines Mega-Deals zwischen China und Amerika. Auch den deutschen Konkurrenten scheint er ausgestochen zu haben und selbst die chinesische Unterhaltungs-Zensur-Abteilung konnte er mit Zugeständnissen überzeugen. Ein Grund, die Sektkorken schon vor Abschluss knallen zu lassen und durch die bunten Clubs Hong Kongs zu ziehen. Bei einer Modenschau-Party zieht ein chinesisches Model Moores ganze Aufmerksamkeit auf sich, bis es im Laufe des Abends klick macht und sich beide in Moores Hotelsuite wiederfinden. Am morgen danach wird Moore, total benommen, von chinesischen Polizisten aus seinem Bett und quer durch die Hotelsuite gezerrt, wo er den leblosen, blutverschmierten Körper seiner Liebschaft entdeckt. Ehe er sich versieht, landet er im Gefängnis und tags drauf vor Gericht, wo ihm sogleich der Mordprozess gemacht wird. Die ihm zur Seite gestellte Pflichtverteidigerin Shen Yuelin glaubt ihm ebenso wenig, wie das Gericht und rät ihm, auf schuldig zu plädieren. Wer Reue zeigt, darf mit Milde rechnen, wer diese nicht zeigt, wird mit aller Härte bestraft, in diesem Fall mit dem Tod. Doch Moore ist sich sicher, er hat keinen Mord begangen. Es kostet ihn jegliche Mühe, um Yuelin dazu zu bringen, ihn anzuhören. Als sich im Laufe des Verfahrens selbst immer mehr Widersprüche und Merkwürdigkeiten auftun, fängt auch Yuelin an, Moores Schuld in Frage zu stellen. Umso mehr Moore und Yuelin Indizien und Informationen zu Tage fördern, die Moores Unschuld beweisen können, desto mehr geraten beide in tödliche Gefahr. Dabei spielt Yuelin mit ihrer Karriere. Wird sie es schaffen, die Wahrheit ans Licht zu tragen und gegen mächtigen Regierungsapparat zu bestehen? Denn eines ist sicher, irgendjemand Mächtiges will Moores Tod, koste es was es wolle.
Fazit:
In den 90ern wurde geradezu einen Boom an Justizdramen / Thrillern ausgelöst. Um nur ein paar sehr gute Vertreter des Genres zu nennen: „Zwielicht“ ebenfalls mit Gere, „Philadelphia“, „Eine Frage der Ehre“, „Der Regenmacher“, „Erin Brockovich“ und viele mehr. Mit dabei auch Fälle, die auf wahren Begebenheiten beruhten. In „Red Corner“ steht nun ein Mann gegen einen ganzen Staatsapparat und kämpft darum, der Todesstrafe zu entgehen. Für die Geschichte wurde China gewählt, welche immer wieder mal unter Verdacht stehen, verschiedene Gesetzte und Regeln, je nach Bedarf, neu zu interpretieren.
So wird uns in diesem Film ein Anwalt präsentiert, der, wie es im Schach heißt, zum Bauernopfer gemacht wird. Der Plot lässt sich nicht lange Zeit, um durchzustarten. Man erhält eine rudimentäre Einführung über die Figuren, es kommt zur verhängnisvollen Liebesnacht und schon befindet sich Zuschauer inmitten des Justizdramas. Das Tempo bleibt erfreulich hoch, es gibt so gut wie kein Leerlauf oder Hänger. Zwar gibt es immer wieder Stellen, bei denen man befürchtet, dass der Fluss gebremst wird. Doch in der nächsten Szene ergibt sich eine neue Wendung, ein neuer Hinweis, sodass eigentlich nie Langweile aufkommt. Die Spannung, auch wenn sie sich nicht auf Top Niveau befindet, ist immer ausgewogen hoch. Der Film spitzt sich immer weiter zu, selbst im letzten Drittel ergibt sich noch eine Wendung, die man so nicht erwartet hätte.
Sehr positiv ist der Punkt, dass man bis zum Ende des Films nicht sicher sein kann, ob Moore der Todesstrafe entkommt oder nicht. Auch wenn man dem Film vielmals unterstellte, China in einem schlechten Licht zu zeigen, so muss auch gesagt werden, dass der amerikanische Regierungsapparat ebenfalls nicht ungeschoren davonkommt. Bei allem amerikanischen Pathosgefasel, dass man schon aus anderen Filmen kennt, wie: wir lassen keinen zurück, wir haben nie an ihrer Unschuld gezweifelt, wird auch der amerikanischen Regierung eine grenzenlose Scheinheiligkeit attestiert. Dies scheint manch anderem Kritiker wohl entgangen zu sein. Mehr politische Worte möchte ich dann über den Film auch nicht verlieren. Für mich bleibt dieser Film immer noch etwas Fiktives und kein politisches Statement mit einer endgültigen Wahrheit.
Das Ende selbst hat mich dann auch nochmal überrascht, da ich schon einen Ausgang, voller typischer Klischees erwartete, die ich glücklicherweise nicht bzw. anders als erwartet zu sehen bekam.
Als reines Justizdrama mit Thriller-Elementen hat mich der Film sehr gut unterhalten. Die politische Einschätzung lasse ich außen vor, das muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er das sehen will. Der Film ist recht gut gealtert, unter anderem da das Thema nach jüngsten Ereignissen weltweit gesehen, immer noch recht aktuell ist. Richard Gere spielt durchweg überzeugend, ebenso die Darstellerin Bai Ling. Man bekommt eigentlich über die ganze Bandbreite etwas geboten, einen Hauch Erotik, Spannung, Drama, Thrill, etwas Action und alles in ausgewogener Mischung.
Somit geht meine Sichtungsempfehlung erstmal an all diejenigen, die diesem Genre eh schon zugeneigt sind, aber auch an diejenigen, die einfach ein wirklich gutes Old-School Justizdrama mit Thriller-Elementen und einem sehr gut spielenden Richard Gere sehen wollen. Für mich ein wirklich guter Film, den ich zu gegebener Zeit, gerne wieder anschauen werde.
Bild:
Wäre doch das Bild der Blu-ray nur so gut wie der Film selbst geworden. Fangen wir aber erstmal beim Positiven an, die Farben sind gut, die Kontraste ebenso, schwarz bleibt schwarz ohne Details absaufen zu lassen. Der ganze Film hat einen erdigen, braunen Farbton, selbst in den Gefängniszellen und Räumen, einzig das Treppenhaus wirkt kalt und grau. Das Manko, das ich ansprach, ist die Schärfe. Diese bewegt sich von zu weich bis zu ordentlicher DVD Qualität. Ich möchte der BD jetzt nicht unterstellen, dass daran nicht gearbeitet wurde, den ab und zu gibt es lichte Momente an denen man sogar erkennt, eine BD im Player zu haben, aber dieses weiche, teils unscharfe Bild dominiert den Film. Das Bild ist per se jetzt durchweg schlecht, aber dennoch merkt man immer wieder, dass da mehr drin gewesen wäre. Dieser Eindruck hinterlässt dann auch einen leicht schalen Nachgeschmack.
Ton:
Der Ton ist meinem Empfinden nach recht ordentlich geworden und da der Film überwiegend dialoglastig ist, gehe ich auch nur auf diese ein. Die tonale Untermalung der überschaubaren Action-Sequenzen ist jetzt nicht der Rede wert. Derweil sind die Dialoge immer klar und verständlich.
Was mich aber irritiert ist der Punkt, dass ich nicht weiß, ob der Kinofilm oder die DVD Untertitel besaßen oder ob es Absicht / Stilmittel des Regisseurs war, die Dialoge der Chinesen untereinander, unübersetzt zu lassen. Eine Stelle ließ mich doch mal stutzig werden. Die BD besitzt nur eine deutsche und eine englische Tonspur in DD 5.1. Untertitel an sich sind keine Untertitel, nicht mal für Hörgeschädigte.
Extras:
Sind leider, wie so oft in letzter Zeit bei Backkatalog-Veröffentlichungen, ebenfalls keine vorhanden.
(Marc Maurer)
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