Am heutigen 27. Mai 2021 kommt „Raya und der Letzte Drache“ auf Blu-ray, als Blu-ray Special Edition, als DVD und digital in den Handel und wir haben das Review dazu:
Wenn Disney einen Animationsfilm veröffentlicht, dann ist ein weltweiter Erfolg sowie eine Oscar®-Nominierung sicher. Die Meilensteine, die Disney in dem Bereich seit zig Jahren herausgebracht hat, sind riesig und eines der nächsten Kinomeilensteine sollte nach dem hauseigenen „Soul“ der 59. abendfüllende Animationsfilm „Raya und der letzte Drache“ werden. Doch wie bei so vielen Filmen im Jahr 2020, wurde dank Corona nichts aus dem Kinostart. Stattdessen wählte man denselben Weg wie auch schon bei „Mulan“ (2020). Parallel zum Start in den noch geöffneten Kinos, konnte man ab 05.03.2021 „Raya und der Letzte Drache“ per VIP-Zugang bzw. gegen Aufpreis auf Disney+ anschauen – und das sogar in 4K inkl. HDR.
Heute, gut zwei Monate später, erscheint der Film nun endlich auch noch in physischer Form auf DVD und auf Blu-ray. Letztere sogar in einer Deluxe Edition mit Pappschuber, welcher neben einer DVD des Films noch 7 exklusive Sammelkarten beiliegen. Ich spreche jetzt sicherlich nicht wenigen Filmfans aus der Seele, wenn sich Disney hierzulande zusätzlich für eine 4K UHD- und obendrein für eine 3D Auswertung entschieden hätte…
Wir durften dafür die hoch aufgelöste Blu-ray-Version des Filmes testen und können euch sagen, ob „Raya und der letzte Drache“ das nächste Meisterwerk aus dem Hause Disney ist oder vielleicht doch enttäuschen wird.
STORY:
Die noch junge Raya war einst so naiv jemandem zu vertrauen, dem sie nicht vertrauen sollte. So wurde sie nicht nur verraten, sie verlor auch ihr Reich und ihren geliebten Vater. Seitdem lastet außerdem ein Fluch über dem Land, bei dem viele Menschen jemanden verloren haben und immer noch verlieren. 6 Jahre sind seitdem vergangen und Raya ist auf der Suche nach dem Drachen Sisu. Als sie Sisu findet, bemerkt sie schnell, dass der Drache nicht ausreicht, um den Fluch aufzuhalten. Sie muss auch die fünf Teile eines zerbrochenen Juwels finden und wieder zusammenfügen. Um das zu schaffen, muss sie aber lernen, wieder jemandem zu vertrauen. Für Raya zwar eine schwere Bürde, ihr spektakuläres Abenteuer aber kann nun beginnen…
EINDRUCK:
Man kann sagen, dass Disney wieder einmal abgeliefert hat, wie es nur Disney kann. Eine wunderschöne Geschichte, die in Sachen Animationen in absolut technischer Perfektion dargestellt wird. Die Details der Welt und der Charaktere sind wirklich unglaublich und ein Fest für die Augen. Der Film selbst wirkt wie ein wundervoll klassischer Disneyfilm der alten Schule, was natürlich eine riesige Charmekeule darstellt. Die Charaktere und die Welt in der sie leben, werden super eingeführt. Dazu ist die Welt sensationell abwechslungsreich dargestellt und vom Storytelling her steigert sich das Ganze fortlaufend. Nach einem sehr rührenden Start, wird die Erzählgeschwindigkeit und die Dramatik im Verlauf des Films immer größer, sodass man zum Finale hin stellenweise kaum noch wagt zu atmen. Auch wenn die Story natürlich vorhersehbar ist, kommt die Botschaft des Films sehr gut rüber.
Eine Sing-Entwarnung kann ich auch geben, denn ich weiß, dass es manche nervt, wenn in Disneyfilmen gesungen wird. Daher: In „Raya und der letzte Drache“, wird auf Gesang verzichtet! Dafür gibt es einen sensationellen sowie klassischen Score, der unter die Haut geht und die jeweiligen Szenen wunderbar unterstreicht. Raya als Hauptcharakter kann sich hier in einem Atemzug mit den großen Disneyfiguren nennen und wirkt vom Typ her ein wenig wie Mulan, gemischt mit dem tragischen Charakter Simba.
Kelly Marie Tran, die dank ihrer undankbaren Rolle in „Star Wars Episode 8“ einen riesen Shitstorm einfuhr, spricht Raya in der englischen Originalvertonung sensationell. Sie schenkt Raya mit ihrer Stimme unglaublich viel Gefühl und Tiefe. Man merkt zu jeder Sekunde ihren Schmerz und ihr Leid. Ebenfalls als sehr kluger Schachzug erwies sich, die Stimme des Drachen Sisu mit Multitalent und Megastar Awkwafina zu besetzen. Ihre raue Reibeisenstimme passt super und sie spricht die Rolle unglaublich witzig und sorgt entsprechend für jede Menge Humor. Dabei erinnert sie aber auch gleichzeitig ein wenig an den Drachen Mushu aus „Mulan“, nur halt nicht in Rot und deutlich größer. Das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen Charaktere ist klasse und sorgt für jede Menge Charme. Aber natürlich braucht sich bei so einer Produktion auch die deutsche Synchronisation nicht zu verstecken, denn die professionellen Sprecher wie Christina-Ann Zalamea (Raya), Maria Hönig (Sisu) Gabrielle Pietermann (Namaari) oder Florian Clyde (Benja) verleihen auch der deutschen Fassung ihren unvergleichlichen Charme.
Wie so üblich sind dann auch hier die kleinen Sidekicks, wie z.B. das Pferd aus „Rapunzel“ die Showstealer, die für jede Menge Humor sorgen. Hier rocken Gürteltier TukTuk, sowie Baby „Noi“ mitsamt den Affen. Was diese für Slapstick Jokes raushauen, ist ganz großes Kino. Sie machen das Ganze mit so viel Charme, dass man sie unglaublich gerne hat und es aber gleichzeitig nie ins Alberne abdriftet. Schenkelklopfer sind garantiert! Action gibt es auch reichlich, von Verfolgungsjagden über Martial Arts ist alles dabei. Letzteres ist allerdings auch der Schwachpunkt des Films. Die Kampfszenen, von denen es nicht wenige gibt, sind sehr unübersichtlich gefilmt. Die Kamera ist zu nah am Geschehen und dazu ist das Ganze viel zu schnell geschnitten, sodass man die vielen Moves stellenweise kaum richtig sehen und das Ganze nicht richtig verfolgen kann. Dies ist aber auch der einzige Wermutstropfen zu diesem wirklich sensationellen Film, den ich sicherlich noch einige Male anschauen werde.
(Aus dem Review von Pierre Schulte)
BILD:
Wie weiter oben schon beschrieben und bei einem aktuellen Animationsfilm, vor allem wie immer, aus dem Hause Disney zu erwarten, macht das Bild im Ansichtsverhältnis 2,39:1 eine hervorragende Figur und bietet bei hohem Detailgrad ein angenehm scharfes Full-HD-Erlebnis. Kein Wunder, denn schließlich wurde, wie bereits zuletzt bei „Soul“ oder auch schon vorher bei „Onward: Keine halben Sachen“, der Film allem Anschein nach über ein 4K Digital Intermediate gemastert. (Quelle: IMDb) Äußerst schade, dass bei so guten Voraussetzungen für den deutschen Heimkino-Markt auch hier wieder einmal keine native 4K UHD Disc erstellt wurde, während zum Beispiel Amerikaner oder Briten in den Genuss selbiger kommen.
Werte Damen und Herren bei Disney: bitte veröffentlicht auch im deutschsprachigen Raum 4K UHDs (und wenn es möglich wäre auch 3D Blu-ray´s) eurer zeitlosen Werke. Die gar nicht so kleine Kundschaft würde es mit barer Münze danken…
Aber eigentlich halb so wild, denn bereits die „normale“ Blu-ray bietet Referenzwerte zuhauf: der Schwarzwert ist tadellos und bietet bei tiefstem Schwarz dennoch genug Details in den dunklen Szenen. Sehr schön zu sehen bereits am Anfang in der Höhle. Der Kontrast wurde ausgewogen eingestellt und neigt auch nie zum Überstrahlen, die bunte Farbpalette zeigt sich gesättigt und das Bild erscheint bereits auf der 2D Blu-ray extrem plastisch sowie detailverliebt. Von den vielen Farben kann man sich gar nicht satt sehen. Selten haben Strukturoberflächen wie Rayas Spitzhut, Sisus flauschiges Drachenfell oder die gesamte Flora und Fauna Kumandras „echter“ ausgesehen. Bei manchen Szenen (vor allem bei den Flussfahrten im Regen) muss man schon zweimal hinsehen, ob hier eine Animation stattfand oder ob gefilmt wurde. Erstaunlich, wie es der Mauskonzern bei jedem neuen Film schafft, die Messlatte in Punkto „Animationsdesign“ noch ein klein wenig höher zu legen.
So und nicht anders muss ein Animationsfilm 2021 aussehen – daher bekommt auch „Raya und der letzte Drache“ wie bereits unlängst Disneys „Soul“, ohne mit der Wimper zu zucken, die volle Punktzahl für die Bildqualität spendiert.
TON:
- Deutsch Dolby Digital Plus 7.1
- Englisch DTS-HD MA 7.1
- Englisch DTS-HD HR 5.1
- Englisch DD 2.0
- Italienisch Dolby Digital Plus 7.1
Auch hier bleibt sich Disney ihrer Veröffentlichungspolitik treu und hat sich beim deutschen Ton wieder für eine Dolby Digital+ Spur entschieden. Aber auch hier darf wie so oft wieder Entwarnung gegeben werden. Selbst wenn die Dynamik nicht ganz an den englischen Original DTS-HD-MA Ton heranreicht, braucht sich der deutsche DD+ 7.1 Ton nicht zu verstecken. Nach einer (üblichen) Anhebung des Lautstärkereglers werden die Dialoge glasklar wiedergegeben, der Score wie auch der atmosphärische Chorgesang verteilt sich schön auf alle Speaker und auch die hinteren Lautsprecher werden gezielt angesteuert und bieten nicht nur bei den unzähligen Actionszenen direktionale Dynamik. Im Königreich von Kumandra hört man abwechslungsreiche Umgebungsgeräusche wie Donnergrollen, Regen, Echos in Höhlen, Felsbrocken die lautstark herunterrollen und noch so vieles mehr. Eigentlich bekommen die Rears ständig Futter und man sitzt quasi mittendrin im neuesten Disney Märchen. Der Film bietet neben einem starken Ton auch einen von James Newton Howard erstellten, atmosphärischen und unvergleichlichen Score. Immerhin erschuf Komponist Howard bereits bei Filmen wie „Auf der Flucht“, „King Kong“ (2005) oder „Glass“ einen treffsicheren Score.
„Raya und der letzte Drache“ ist nach einer längeren Durststrecke wieder ein etwas actionreicherer Pixar-Film geworden, der Ton, der dieses Mal sogar den Subwoofer öfter mal einsetzt, bewegt sich dadurch auch in höheren Wertungsskalen und dürfte jedes Heimkino zufriedenstellen – auch wenn es zur Höchstwertung nicht ganz klappte.
EXTRAS:
- DVD + 7 exklusive Sammelkarten (nur in der Blu-ray Deluxe Edition enthalten)
- Kurzfilm „Noch einmal wir“
- Eine Einführung zu „Noch einmal wir“
- Zusätzliche Szenen („Die Brücke“, „Flucht vor Namaari“, „Drachenklinge“, „Der frühe Boun“, „Das Herz des Drachen“ + Einführungen von Fawn Veerasunthron und John Ripa)
- „Raya: Ganz nach ihrem Geschmack“
- „Raya: Nun von zuhause“
- „Kampfkünstler“
- „Wir sind Kumandra“
- „Outtakes“
- „Fun Facts & Easter Eggs“
- „Einblicke in die Storyboard-Entstehung mit John Ripa“
Im Gegensatz zum letzten Disney Titel „Soul“ wurde diesmal nicht mit Bonusmaterial gegeizt. Neben dem sehr empfehlenswerten Kurzfilm „Noch einmal wir“, der ohne Dialoge auskommt, bekommen wir noch Outtakes und Easter Eggs, zusätzliche Szenen sowie interessante Einblicke in die Entstehung des Filmes, an dem Corona-bedingt viele Beteiligten im späteren Verlauf im Home-Office mitwirken mussten, zu sehen. An ein Wendecover ohne FSK 0 Flatschen wurde leider nicht gedacht.
FAZIT:
Liebenswerte Charaktere, ein kindgerechter Humor, eine tolle Atmosphäre, eine wunderschöne Botschaft, gepaart mit einer zeitlosen (wenn auch nicht allzu tiefgreifender) Geschichte sowie jede Menge Action – genau das macht „Raya und der letzte Drache“ zu einem Fest für Jung und Alt! Toll fürs Herz und ein Heidenspaß. Der Titel „Meisterwerk“ wurde nur ganz knapp verpasst. Dazu natürlich, wie nicht anders von Disney/Pixar zu erwarten, mit einer technisch exzellenten Blu-ray Veröffentlichung, die die Messlatte für kommende Animationsfilme (auch aus dem eigenen Haus) ganz weit oben hält.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
Hier erhältlich:
- Raya und der Letzte Drache (Blu-ray Special Edition)
- Raya und der Letzte Drache (Blu-ray)
- Raya und der Letzte Drache (DVD)
- Raya und der Letzte Drache (digital)
(Alexander Gabler)
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