In den 1950er und 60er Jahren sprossen Science-Fiction-Filme wie Unkraut aus dem Boden. Neben namhaften, auch heute noch bekannten Klassikern, gibt es daher auch zahlreiche Titel, die eher unbekannt, aber für Fans durchaus einen Blick wert sind. Der italienische Titel „Raumkreuzer Hydra – Duell im All“, aka „Star Pilot“, aka „Raumschiff Terra zum Planeten der Affen“ (Originaltitel „2+5: Missione Hydra“) ist einer dieser eher unbekannten Titel, die nun in Form zweier unterschiedlicher kleinen Hartboxen auf DVD von Anolis auf den Markt gebracht werden. Ob sich eine Anschaffung lohnt klärt die nun folgende Rezension.
Film:
Mitten in Sardinien landet eines Tages ein Raumschiff aus dem Sternbild Hydra. Durch die Notlandung ist ihr Raumschiff fluguntauglich. Da sie es nicht alleine reparieren können, entführen sie kurzer Hand Professor Wallace, seine Tochter und weitere Erdbewohner. Auch zwei chinesische Agenten sind darunter. Es gelingt das Unfassbare. Der Raumkreuzer kann wieder fliegen. Doch die Außerirdischen halten sich nicht an ihr Versprechen und nehmen die Geiseln einfach mit zu ihrem Heimatplaneten. Die finden das natürlich gar nicht gut und rebellieren. Das Ganze hat jedoch ungeahnte Folgen und so kommt es, dass die Erdlinge in galaktische Zonen reisen, die nie zuvor ein Erdenbewohner gesehen hat. Werden sie ihren Heimatplaneten je wiedersehen?
Als Fan klassischer Science-Fiction-Filme war es mir eine große Freude zu sehen, dass Anolis den italienischen Klassiker „Raumkreuzer Hydra – Duell im All“ von Regisseur Piero Francisci aus dem Jahr 1966 auf den Markt bringt. Ein Klassiker, der alles vereint, was Fans an Filmen dieser Art lieben. Die Story ist einfalls- und wendungsreich, dabei herrlich naiv und teilweise so albern, dass der Titel auch durchaus im „Mystery Science Theater“ laufen könnte. Vielleicht wurde er sogar im Rahmen der Reihe gezeigt, passen würde er jedenfalls.
Aliens, chinesisch Spione, Schlägereien, Zeitreisen, noch mehr Schlägereien und fiese Monster – hey, was will man mehr?
Das gesamte Setting, die Kostüme, die Musik, das hemmungslose Overacting der Darstellerin Leontine May, die sich permanent umzieht und gerne auch mal halbnackt in irgendwelchen gewollt lasziven Stellungen posiert und ansonsten nicht viel zu tun hat – all das macht einfach nur Spaß und ist im höchsten Maße unterhaltsam.
Die Spezialeffekte sind stellenweise einfach nur witzig, wobei es erstaunlich ist, wie einfallsreich man damals zu Werke gegangen ist um Dinge darzustellen, die sich technisch nur schwer darstellen ließen. Und die Kostüme der Affenmenschen (der Film wurde unter dem Titel „Raumschiff Terra zum Planeten der Affen“ später erneut aufgeführt – diese etwas kürzere Schnittfassung ist übrigens im Bonusmaterial zu finden!) sind schlichtweg… nun ja… das muss man einfach selbst sehen. Fans des Genres, die nicht alles so verdammt bierernst nehmen, sollten daher unbedingt einen Blick riskieren. Glücklicherweise versucht der Film auch nicht übertrieben Ernst zu sein, ist aber andererseits auch keine echte Komödie. Am ehesten passt hier der Begriff „Charmant“ – was auch auf Regisseur Franciscis Stammdarstellerin Leonora Ruffo, die hier in der Rolle der stets leicht bekleideten Alien-Dame Kaena zu sehen ist, zutrifft.
Bildqualität:
Das permanent dezent gekörnte (hin und wieder leider leicht verrauschte) Bild liegt im bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und reizt die Möglichkeiten des Mediums DVD im Rahmen der Möglichkeiten, die Alter und Produktionsbedingungen des Titels hergeben voll aus. Die Schärfe bewegt sich auf einem anständigen Niveau und die Farben sind kräftig und weitestgehend natürlich, wenn man von gelegentlich auftretenden Farbfiltern zur Erzeugung einer bestimmten Stimmung einmal absieht. Das Gras schaut zwar eher blau als grün aus (ca. 11 Minute), aber im Allgemeinen ist das Endergebnis ganz gut. Der Kontrast ist gut eingestellt und auch der Schwarzwert ist ordentlich. In einigen Szenen, auch während simplen und langsam fotografierten Dialogen, zieht das Bild ein wenig nach und Doppelkonturen sind ebenfalls keine Seltenheit. Altersbedingte Mängel wie Beschädigungen oder Verschmutzungen sind hingegen sehr selten, und mit Ausnahme von einigen, hin und wieder auftretenden Laufspuren (senkrecht im Bild erscheinende, dünne schwarze Linien) und vereinzelter weißer Blitzer gibt es nicht viel auszusetzen.
Tonqualität:
Auch akustisch lässt sich nicht viel Negatives finden. Der Ton liegt ausschließlich in deutscher Synchronisation in Dolby Digital 2.0 vor. Untertitel gibt es keine. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich und zeigen keine nennenswerten Alterserscheinungen. Der passende Soundtrack von Nico Fidenco, der den Film sogleich als italienische Produktion der 1960er kenntlich macht, klingt ebenfalls sehr frisch und sauber. Die Hintergrundgeräusche gliedern sich schön in das Geschehen ein und vermischen sich zu einem angenehmen Klangteppich.
Extras:
Hier geht es zum der Review zugrunde liegenden Mediabook-Unboxing-Video
- deutschsprachiger Audiokommentar
- Wiederaufführungsfassung „Raumschiff Terra zum Planeten der Affen“ (77:30 Minuten)
- Deutscher Erstaufführungstrailer (2:53 Minuten)
- „Star Pilot“ Titelsequenz (2:21 Minuten)
- Werberatschlag (1:14 Minuten)
- Filmprogramm
- Bildergalerie
Im Bonusmaterial finden wir einen ausgesprochen informativen und vor allem deutschsprachigen Audiokommentar mit Thorsten Rosemann der den Film von vorne bis hinten ausleuchtet und den Zuschauer mit allerhand interessanten Hintergrundinformationen zu unterhalten weiß. Alleine hierfür rechtfertigt sich eine Anschaffung des Titels, da man den Film anhand dieser Informationen in einem völlig anderen Licht erlebt. Darüber hinaus bekommen wir noch einiges an zeitgenössischem Werbematerial und eine Bildergalerie zu sehen. Und ein besonderes Highlight ist auch noch die etwas kürzere Schnittfassung der Wiederaufführung unter dem Titel „Raumschiff Terra zum Planeten der Affen“ enthalten.
Fazit:
Bild und Ton der DVD aus dem Hause Anolis sind dem Alter des Films entsprechend gut ausgefallen. Annehmbare Schärfe, kräftige Farben und ein angenehmer Klang mit jederzeit verständlichen Dialogen machen den 53 Jahre alten Film zu einem zeitgemäßen Erlebnis, dem man das Alter nur bedingt ansieht. Auch das umfangreiche Bonusmaterial kann sich sehen lassen und rechtfertigt bereits den Kauf dieser limitierten Hartbox.
Der Film ist ein Fest für Nostalgiker und Trashfans. Richtig gut ist der Ausflug ins All zwar nicht, aber dafür (teilweise ungewollt) witzig und einfallsreich. Mit den ganz großen Klassikern wie „Metaluna 5 antwortet nicht“ oder „ Alarm im Weltall“ kann sich der „Raumkreuzer Hydra“ natürlich nicht messen und schaut eher wie eine Parodie aus, aber Fans des Genres (wozu ich mich uneingeschränkt auch zähle) werden ihre helle Freude an dieser teilweise albernen, teilweise trashigen, aber jederzeit unterhaltsamen Science-Fiction-Perle haben.
Testgeräte:
Philips 55PUS8601/12
Panasonic TX-L47ETW60
Denon dbt-3313ud
Sony BDV-N9200WB
(Michael Speier)
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RAUMKREUZER HYDRA