Im Juni 2016 gelang einem Entwicklerstudio eine Leistung, die es so vorher nie gegeben hat. Kein anderes Thema drängte sich so sehr in weltweite Nachrichtensendungen, Zeitungen oder Social Media und wurde so kontrovers diskutiert. Powerbank-Hersteller verzeichneten rapide ansteigende Absatzzahlen und Nintendo verdoppelte den Aktienwert beinahe über Nacht. Was 1996 für „Gamefreak“ als einfaches Spiel begann, gipfelte in einer globalen Euphorie.
Die Rede ist natürlich vom Mobilegame „Pokémon GO“.
Auch wenn diese Euphorie sich wieder abgeflacht hat, steht seit dem 15. November, Nintendo Switch Exklusiv, die 8. Gen der kleinen Taschenmonster mit dem Namen „Pokémon Schwert“ oder „Pokémon Schild“ in den Läden.
Was es mit den Beiden mittlerweile 18. Ablegern des Hauptspiels auf sich hat und warum Pokémon scheinbar nach 23 Jahren immer noch ein Dauerbrenner ist, durften wir uns einmal reinziehen.
Am Spielprinzip der Pokémon-Spiele hat sich die letzten 23 Jahre nicht viel geändert, aber warum sollte man auch etwas verändern, es ist einfach immer schon ein Prinzip gewesen, welches genau das bietet, was sich Gamer wünschen. Eine einfach zu verstehende Story mit leichtem Twist, liebevoll eingearbeitete Nebenhandlungen, die Sammelleidenschaft wird getriggert, das ständige Streben nach Stärke wird immer und immer neu erweckt sowie die Möglichkeit, sich mit anderen Spielern zu vergleichen.
So erinnere ich mich noch genau daran, wie wir nach der Schule mit Hilfe unserer Gameboys unsere kleinen Lieblinge untereinander verglichen haben und oft Sprüche fielen wie: „Guck was ich hab und du nicht“ oder „hast du schon…“.
Auch in Schild und Schwert geht es wieder darum, dass ihr, also der Pokémon Trainer, den ihr aus vier männlichen oder vier weiblichen Charakteren aussuchen könnt, euch mit Hilfe eines von drei Starter-Pokémon auf die Reise macht. Und wie immer ist auch wieder mehr die Reise das Ziel, denn auf eurer Reise gibt es zwei Dinge, die ihr zu erledigen habt.
#1: Der Weg zum Champion.
Es ist unsere Aufgabe, die Kreaturen, die wir pflegen, trainieren und zu unseren Freunden machen, in acht Arenen gegeneinander kämpfen zu lassen, um am Ende den amtierenden Champion sowie auch unseren Rivalen übertrumpfen zu können.
#2: Catch ´em all.
Jeweils eine jeder Pokémon Variationen zu fangen, um somit den Pokédex, eine Art Enzyklopädie der Pokémon vervollständigen zu können. Dennoch bietet die Story unglaubliche Tiefe und zählt für mich zu einer der besten Pokémon Geschichten überhaupt, aber da will ich an dieser Stelle absolut nicht spoilern.
Was vor 23 Jahren mit 151 Pokémon schon eine nicht allzu leichte Herausforderung gewesen ist, wird in der 8. Generation der RPG-Sensation mit seinen bis dato 890 Pokémon, von denen es leider nur 400 ins fertige Spiel gebracht haben, nicht einfacher. Die Entscheidung, nicht alle Monster ins Spiel zu packen, aber dafür spielerisch aufzuwerten, sehe ich als absolut nachvollziehbare Entscheidung. So bietet man mit ,,Pokémon Schild und Schwert“ dennoch Neuerungen, wie zum Beispiel das „Dynamaximieren“, dem unglaublichen Wachsen der Pokémon für noch eindrucksvollere Aktionen. Die neuen Arena-Herausforderungen, welche die Reise nicht zu einem immer gleichen Abgrasen der Arenen macht sowie auch das Mehrspielerraid oder das Camping-Feature, machen unglaublich Spaß und bringen frischen Wind mit ins Spiel.
Als im Mai 2018 das Refresh der ersten beiden Werke der Reihe, „Pokémon Let´s Go Evoli/Pikachu“ für die Switch erhältlich war, wurde schnell klar, wo die Reise für die Pokémon technisch hin geht. Vieles wurde von Pokémon GO übernommen. Monster waren jetzt 3D-animiert und konnten sich bewegen.
,,Pokémon Schwert/Schild“ trumpfen hier nochmal ein wenig auf. Bewegungen im Kampf passen zu den unterschiedlichen Attacken, die Interaktion mit den Wesen wurde um einiges verbessert, und die Dynamaximierung ist einfach nur eindrucksvoll. Auch die an die Britischen Inseln erinnernde „Galar“ Region, in der wir unterwegs sind, nimmt die altbekannten aber auch neuen Fantasiewesen durch das liebevoll und bunt gestalte Design stimmig auf.
Eine weitere, super technische und grafisch imposante Neuerung sind die Arenakämpfe in riesigen, menschenvollen Stadien, in denen es sich nicht anfühlt, als würde man sich privat ein kleines Kräftemessen liefern. So macht die Sammelleidenschaft gleich doppelt so viel Spaß und das Gefühl, sich auf dem Weg zu Ruhm und Ehre zu befinden, kommt realitätsnah rüber.
Die Spielmusik ist absolut passend zur jeweiligen Situation. Viele Soundsamples sind bekannt und aufgefrischte Versionen des seit 23 Jahren immer wieder verwendeten Sounds, wie zum Beispiel das Heilen im Pokécenter, das Fangen der Pokémon oder die Siegesmelodie nach einem Kampf. Leider gibt es keine Sprachsynchro, nicht mal angedeutet, sodass lange Konversationen langweilig wirken können. Auch von den 400 im Spiel enthaltenen Pokémon haben nur Pikachu und Evoli die Fähigkeit erhalten, ihren Namen anstelle eines Geräuschs vertont erklingen zu lassen.
Fazit:
„Pokémon Schwert/Schild“ sind genau das, was man von einem Pokémon-Spiel erwartet, wenn gleich es sich eigentlich immer ums selbe Prinzip dreht. Das Spiel glänzt auf der grafischen und technischen Seite und mit einigen Neuerungen und spielerischen Finessen.
Die Entscheidung, eine Mischung von 400 der aus 8. Generation bekannten 890 Pokémon ins Spiel zu integrieren, trägt sicherlich nicht der Beeinträchtigung der Sammler und Farmer bei. Auch wenn ich oft das Gefühl hatte, dass so langsam die Ideen für mehr Kuriositäten ausgingen.
„Pokémon Schwert/Schild“ ist eine gelungene Umsetzung der Taschenmonster auf die neue Generation der Nintendo Konsole und für Fans der Serie, Nostalgiker sowie auch Neueinsteiger empfehlenswert, bei der die Story so viel mehr zu bieten hat als man im ersten Moment erwartet.
Pro:
+ technisch und grafisch gelungene Umsetzung.
+Story regt zum Nachdenken an.
+ Naturzone als geniales Feature.
+ Mehrspieler Raids Lokal oder Online.
Contra:
– nicht ganz nachvollziehbare Pokémon-Auswahl.
– Sammlung nicht ohne fremde Hilfe zu komplettieren.
– Schwierigkeit zu einfach und nicht einstellbar.
(Bastian Avermann)
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