Pinocchio (2019) – Blu-ray Review | Capelight Pictures | 19.10.2020

Pinocchio - 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (+ DVD) [Blu-ray] Film 2019 2020 Cover shop kaufen Artikelbild

Seit dem 16. Oktober 2020 gibt es die Neuverfilmung „Pinocchio“ auf DVD und Blu-ray, als Limited Collector’s Edition im Mediabook und als 4K UHD im Handel zu kaufen und hier ist das Review dazu:

Ende der 90er Jahre wirbelte Roberto Benigni die internationale Bühne gehörig auf. Mit seinem damaligen Werk „Das Leben ist schön“ räumte Benigni gleich drei Oscars ab und sorgte für einen wohl unvergesslichen Oscar-Abend vor der Jahreswende. Benigni, der damals die Regie führte und zudem als Hauptakteur vor der Kamera stand, wurde mit seiner Leistung als bester Hauptdarsteller prämiert und trug sich in die filmischen Geschichtsbücher ein.

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Gut 20 Jahre später kehrt der gebürtige Italiener auf internationaler Ebene zurück und mimt den berühmten Holzschnitzer Geppetto aus Carlo Collodis Roman „Pinocchio“. Doch diesmal wird er nicht zusätzlich hinter der Kamera stehen, denn Regisseur Matteo Garrone nahm sich dieser an, der seit Jahren mit seinen Filmen in Cannes für positive Resonanzen sorgt.

Capelight Pictures hat uns freundlicherweise den Film im sehr schicken Mediabook zur Verfügung gestellt. Ob die Neuinterpretation seinen Vorgängern eine Nasenlänge voraus ist, könnt Ihr in dem folgenden Review erlesen.

Inhaltsverzeichnis

STORY

Meister Geppetto lebt als Holzschnitzer in Armut und kann sich das tägliche Brot nicht mehr leisten. Als eines Tages ein Holzpuppen-Theater in die Ortschaft auftaucht, bekommt er die Idee selber eine Holzpuppe zu schnitzen, um wieder etwas Geld zu verdienen. Umgehend macht er sich an die Arbeit und spät abends ist seine Puppe fertig, die er auf den Namen Pinocchio tauft. Doch Pinocchio scheint keine normale Holzpuppe zu sein, denn er ist lebendig, kann reden und sich ohne Schnüre eigenständig bewegen. Nicht nur optisch aus Holz, ist Pinocchio ein echter Holzkopf, der weder Gehorsam ist oder auf einen Rat hört. Stur und unbelehrbar gerät er ungewollt in ein Abenteuer, das Ihm auf besondere Art und Weise eine Lehre über das Leben erteilen soll.

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KRITIK

Matteo Garrone hat sich mit der Übernahme des Regiestuhls, für die Neuverfilmung von Carlo Collodis Roman „Pinocchio“, ein Kindheitstraum erfüllt. Bereits im zarten Alter war er von der Geschichte der hölzernen Puppe fasziniert, fertigte malerisch viele Skizzen und Bilder an, die er noch heute besitzt und voller Stolz bei der Vor-Produktion demonstriert hat. Doch auch die kreativen Köpfe und Hände im Hintergrund waren wohl Feuer und Flamme für die Neuauflage und das ist ohne jeden Zweifel ersichtlich. Die optische Darstellung von Pinocchio ist blendend gelungen und präsentiert einen tollen hölzernen Look, der gleichzeitig lebensecht wirkt und eine wunderbar detaillierte Optik hat. Auch das Design des gewählten Kostüms ist fabelhaft passend und die warmen roten Farbnuancen des Stoffs, harmonieren erstklassig mit den ersichtlichen Holzflächen. Aber nicht nur Pinocchio wurde liebevoll gestaltet, sondern sämtliche Figuren profitieren von der exzellenten Handarbeit, die besonders in unserem digitalen Zeitalter restlos zu bewundern ist. Obwohl bei der Darstellung der Märchencharaktere größtenteils ohne visuelle Effekte gearbeitet wurde, war es bei einigen unverzichtbar, aber auch hier wurde ganze Arbeit geleistet. Die Veranschaulichung des Thunfischs ist hierbei sehr positiv zu erwähnen und lässt bestimmt den ein oder anderen Zuschauer verzückt zurück.
Aber nicht nur die kunstvollen Masken und Kostüme können vor der Kamera überzeugen, auch Roberto Benigni schafft es in seiner Nebenrolle erneut zu glänzen und spielt Geppetto gekonnt facettenreich. Sei es sein Spiel in der Gaststätte, um sich ein Stück Brot zu verdienen, seine strenge Note als Vater oder seine Sorge um den entlaufenen Pinocchio – Benigni verleiht diesem klassischen Charakter eine spürbare Seele und Authentizität.

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Abseits des Rampenlichts ist Komponist Dario Marianelli für den akustischen Herzschlag des Films verantwortlich, der in Filmen wie „Eat, pray and love“, „Everest“ oder „Bumblebee“ bereits sein feines Öhrchen unter Beweis gestellt hat. Die entstandenen Stücke passen sich wunderbar dem Geschehen an und tragen die Szenerie gekonnt, ohne zu dominant aufzuspielen. Die verspielten Klänge erreichen wiederkehrend eine kindliche Unbekümmertheit, die wunderbar zum Charakter des Pinocchios passt und zum gemeinsamen fröhlichen Kopfwippen animiert.

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Mit solch Euphorie muss sich wohl Regisseur Matteo Garrone ans Werk gemacht haben – durchweg sind die original Schauplätze in Italien hervorragend ausgesucht worden und bringen durch ihre Optik einen anschaulichen Mehrwert mit sich. Gleichfalls versprühen die Bilder, dank wunderschöner Aufnahmen, ein schönes Stück Kulturgut aus Italien, die blendend eingefangen wurden. Garrone war aber diese Aufgabe wohl nicht genug, denn er verfasste mit Massimo Ceccherini das Drehbuch und erfreulicherweise hat man sich bei der Adaption sehr nah an die Buchvorlage gehalten. Auf dem Papier ist umgehend eine Hochstimmung angesagt, doch leider ist das kein Garant für eine erfolgreiche Umsetzung und genau daran kränkelt der neue Pinocchio. Die Geschichte nimmt sich in vielerlei Hinsicht sehr wenig Zeit zur Entfaltung, selbiges betrifft auch die Entwicklung der Charaktere und es wirkt insgesamt sehr blockartig erzählt. So wird man als Zuschauer situationsbedingt zum nächsten Check-Point begleitet, doch dermaßen uninspiriert und gefühlskalt, dass die Freude beim Zuschauen mit zunehmender Minute schwindet. Ab Mitte des Films herrscht eine fast spürbare Gleichgültigkeit gegenüber der Geschichte und den Figuren, welche teils sogar ins genervte übergeht – Stichwort: Fuchs und Kater. Leider verpasst man absolut den Anschluss zum Zuschauer und im Allgemeinen fehlt es der Neuinterpretation an Herz, um sich mit den Charakteren und deren Schicksale einfühlen zu können.

Gewiss ist hier nicht die Rede von einem Kinderfilm, der das typische Disney-Zauber intus hat und die angepeilte Machart richtet sich unweigerlich einem jugendlichen und älteren Publikum zu. Doch inhaltlich ist kaum hochwertige Substanz vorhanden und selbst die gebotenen Dialogen kommen flach und leer daher. Bedauerlicherweise zieht der Regisseur diese Art der Inszenierung voll durch, die bis zur Einblendung des Abspanns vollends lieblos bleibt und in keinster Weise berührt. Wird der kindliche Enthusiasmus und die Freude von Matteo Garrone für dieses Projekt zu Rate gezogen, ist es umso mehr unverständlich, dass das Endprodukt dermaßen herz- und leidenschaftslos ausfällt. Einzig die herausragenden Optik und Visualität beeindruckt, doch dies alleine kann den Film nicht stemmen. An dieser Stelle erlangt das Zeichentrick von Walt Disney eine noch größere Wertschätzung, da die Geschichte weitaus besser und mit einem eigenen Stil adaptiert wurde – besonders ist zu berücksichtigen, dass diese bereits stolze 80 Jahre auf dem Buckel hat. Abschließend sei noch zu erwähnen, dass die Altersfreigabe der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft doch zu überdenken ist. Einige Sequenzen sind für Kinder ab 6 Jahren meiner Meinung nach ungeeignet und empfohlen wird eine Sichtung ab 12 Jahren.

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BILD

Die digitale Arri Alexa Kamera scheint sich wohl momentan großer Beliebtheit zu erfreuen, denn bei unserer neulichen „Ip Man 4: The Finale“ Review hantierte Kameramann Cheng Siu-Keung bereits mit diesem tollen Stück Technik. Der Däne Nicolaj Brüel tat es Ihm gleich und hielt die italienische Produktion in zu bestaunenden Bildern fest, deren Qualität ausnahmslos lupenrein und völlig makellos zu bewerten ist. Der außerordentlich hohe Detailgrad und die exquisite Schärfe springen einem förmlich ins Auge. Die originalen Schauplätze in Italien, mit Ihren alten Dorfbauten, werden faszinierend detailliert dargestellt, dass selbst die kleinsten Steine auf der Mauerstruktur beeindruckend offen gelegt werden und eine wunderbare Nostalgie auslöst. Die Nahaufnahmen der Akteure sind gleichfalls qualitativ hochwertig und jede noch so kleine Hautpore oder Faser Ihrer Bekleidung, ist eindrucksvoll ersichtlich. Der blendende Kontrast, der fabelhaft mit dem Schwarzwert harmoniert, erzeugt ein ums andere Mal eine beachtliche Plastizität. Die Panorama-Aufnahmen sind hierbei besonders hervorzuheben, die eine nahezu greifbare Tiefe offerieren und dadurch das Bild beinah dreidimensional wirken lässt. Die gebotene Farbintensität hält sich vergleichsweise in Grenzen und wurde augenscheinlich bewusst reduziert, um die Atmosphäre durchgängig kalt und trist zu halten. Selbst grüne weitflächige Felder oder Waldabschnitte, die bei sonnigem Tageslicht aufgenommen wurden, wirken in ihrer Darstellung traurig und kommen mit einem faden, matten grün daher. Natürlich ist der Touch bewusst gewählt worden und unterstreicht mit seiner Optik die gebotene Thematik. Dennoch ist es schade, dass bei solch einer Qualität und dem hohen Anteil an Naturaufnahmen, die hiesige nicht in ihrer natürlichen Pracht wiedergegeben wird.

TON

  • Deutsch: DTS-HD MA 5.1
  • Italienisch: DTS-HD MA 5.1

Der deutsche sowie italienische Zuhörer erhält jeweils eine DTS Tonspur, die erfreulicherweise in unkomprimierter Form vertreten ist.
Die Synchronisationsversion konzentriert sich hauptsächlich auf eine frontale Ausgabe und bietet kaum aktiv bidirektionale Effekte an, was eher der Machart des Films verschuldet ist. Gleichwohl werden die hinteren Lautsprecher dezent eingesetzt und offenbaren eine gut abgemischte Audiospur. Da der Film größtenteils in ländlichen Ortschaften spielt, werden die Natur- und sämtliche Umgebungsgeräusche feinfühlig ausgegeben. So ist das Rascheln der Blätter, aufkommende Windböen oder das ein oder andere Wildtier zu vernehmen, welche für eine authentische Atmosphäre sorgen. Richten wir unseren Fokus auf den vorderen Bereich, werden die Dialoge glasklar wiedergegeben und sind jederzeit bestens verständlich, wodurch das Geschehen einwandfrei verfolgt werden kann. Insgesamt wird ein sehr helles Klangbild geboten und der Subwoofer wird über weiten Strecken kaum bis gar nicht gefordert. Setzt aber mal der Bass an, so kann die Qualität als durchaus gelungen attestiert werden, ohne eine Begeisterung auszulösen. Summa summarum ist die vorhandene Tonspur sehr ordentlich ausgefallen und leistet sich keine Schnitzer.
Die italienische Originaltonspur hat zwar in jeder Hinsicht die identische Klangkulisse, doch das besondere Etwas bieten die verschiedenen Dialekte der Schauspieler. Wer der italienischen Sprache mächtig ist, wird der Film im Original nahegelegt, denn wenn Roberto Benigni mit seinem toskanischen Dialekt anfängt, wird man schmunzelnd den Schirm betrachten.

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  • Kino-Trailer
  • Making-Of

Capelight Pictures hat seit Jahren für Ihre produzierten Mediabooks einen sehr guten Ruf, dem Sie auch diesmal mehr als gerecht werden. Mit einem üppigen 60-seitigen Booklet werden Hintergrundinfos sowie Skizzen und Konzepte des Designs bei der Vorproduktion ansehnlich zur Schau gestellt. Darüber hinaus ist die komplette Materialverarbeitung erstklassig und lässt den Film-Titel auf der Front und dem Mediabook-Rücken im edlen Gold aufglänzen.

FAZIT

Die italienische Neuinterpretation von Pinocchio punktet vor allem visuell groß auf und lässt bei der Detailverliebtheit der Kreationen keine Wünsche offen. Trotz naher Buchadaption, weist allerdings die Erzähl- und Inhaltsstruktur eklatante Schwächen auf, die das Seherlebnis stark beeinträchtigt und die Freude erheblich mindert. Mit einem ausgereifteren Drehbuch und etwas mehr Herz in der Umsetzung, hätte ein weitaus besseres Resultat erreicht werden können.

(Deniso)
© Bilder und Trailer: Capelight Pictures – Alle Rechte vorbehalten!

Bewertungen: 4.6 / 5. 850

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