Tomihiko Morimi gehört zu Japans Top Romanautoren. Seine Romane werden nicht nur weltweit veröffentlicht, mehrere seiner Romane wurden auch als Anime-Serie und als Anime-Film adaptiert. Nun wurde der nächste seiner Romane verfilmt: „Penguin Highway“.
Die Vorlage wurde in Japan nicht nur mit Preisen ausgezeichnet, der Filmbekam auch in Montreal beim Fantasia Film Festival die Auszeichnung als bester Anime-Film, welches eine besondere Ehre für das Studio Colorido und Regiesseur Hiroyasu Ishida war, denn beide feierten mit „Penguin Highway“ ihr Spielfilm Debüt.
An den japanischen Kinokassen hatte der Film aber mäßigen Erfolg. Erreichte dort aber zumindest die Top 10 der japanischen Kinocharts. Nun bringt Kazé den Film „Penguin Highway“ im Zuge der Kazé Anime Nights am 29.10.2019 bei uns mit deutscher Synchro in die Kinos und wir konnten den Film vorab für euch testen.
Story:
Der Viertklässler Aoyama trägt sein Herz auf der Zunge und sagt gerne, ohne groß nachzudenken, was er denkt und gibt auch stets die wildesten Theorien von sich preis. Doch dann taucht eine Herde Pinguine in der Stadt auf und watscheln durch die Straßen, als hätten sie noch nie was anderes erfahren. Von der Neugierde gepackt, will Aoyama mit seinen Klassenkameraden und mit der hübschen Arzthelferin Onee-san herausfinden wieso die Pinguine das tun. Für ihn wird das Ganze nicht nur ein großes Abenteuer. Das Ganze wird auch zu einem Weg der Selbsterkenntnis.
Eindruck:
Der Film ist eine liebevoll erzählte Mischung aus Coming of Age Movie und Mystery alla „Stranger Things“, wobei der Film natürlich nicht, ich sag mal so, hart rüberkommt, wie „Stranger Things“, sondern deutlich kindergerechter ist. Der Cast agiert sehr sympathisch, auch wenn Aoyama mit seiner, nennen wir es mal, besserwisserischen Art, alles andere als der Norm entspricht, macht es schon Spaß, das Abenteuer mit ihm zu verfolgen, zumal man dank dem gehörigen Mystery Part schlichtweg neugierig ist, wie die Sache ausgeht und wie die Auflösung ist.
Der Fantasy Part kommt hier ebenfalls sehr gut zur Geltung und hat schon ein Level, welches einst an das große Ghibli erinnert. Man taucht einfach binnen Sekunden in die Welt von Aoyama ein und erlebt es einfühlsam, wie er die Dinge sieht und seine Theorien sich mehr und mehr entwickeln, sodass man alles um sich herum vergisst, zumal ja nicht nur die Pinguine für gewaltig Mystery sorgen, sondern sich zusätzlich noch andere faszinierende Ereignisse in der Stadt entwickeln, die alles andere als natürlich sind. Das Ganze ist dann auch noch gepaart mit ein paar richtig klasse Wendungen.
Das Zusammenspiel der Charaktere ist sehr gut und man merkt hier deutlich, dass zwar jeder Charakter seine Eigenarten hat, aber keiner wirklich unsympathisch ist, die liebevoll erzählte Art, wie die Kinder die Welt entdecken, ist wirklich wunderbar gemacht und weckt in den Zuschauer selbst das Gefühl, wieder ein Kind zu sein und ein Abenteuer erlebt zu haben.
Die Botschaften über das Erwachsenwerden und die Selbsterkenntnis werden hier auch nicht mit dem Holzhammer gezeigt, sondern wunderbar dezent und regen gleichzeitig zum Nachdenken an. Gegen Ende werden zwar nicht alle Rätsel gelöst, aber es hinterlässt beim Zuschauer trotzdem das Gefühl, etwas ganz Besonderes gesehen zu haben.
Die Animationen der Charaktere und der Welt sind hervorragend und genauso liebevoll gezeichnet, wie die liebevoll erzählte Story. Auch die Wesen kommen wirklich klasse rüber.
Fazit:
Hier bekommt man eine richtig wunderschöne Animeperle welches total an die guten alten Ghiblizeiten erinnert. Die Mischung aus Coming of Age Story und Mystery ist wirklich perfekt und zu keiner Sekunde langweilig. Man fiebert direkt mit den Charakteren mit, auch wenn die Story an sich recht ruhig erzählt ist. Aber die optisch hervorragend inszenierte Welt und die wirklich sehr, sehr guten Charaktere lassen einen alles vergessen und man ist erstaunt, wie knapp 2h so schnell an einen vorbeifliegen.
(Pierre Schulte)
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© 2018 Tomihiko Morimi, KADOKAWA / Penguin Highway Production Committee