Als 2010 die Memoiren von Piper Kerman erschienen konnte niemand ahnen, was für einen Einfluss dieses Buch haben würde und vor allem, zu welchem weltweiten Phänomen die Geschichte wurde, als Netflix diese im Jahr 2013 als Serie herausbrachte.
Inzwischen wird das Buch in Amerika in Universitäten gelesen und die Serie wurde mit unzähligen Preisen überschüttet. Dazu gilt die Serie bis heute nicht nur als eines der beliebtesten, sondern auch mit 7 Staffeln als eines der langlebigsten Netflixserien.
Mit der siebten Staffel ging nun eine Ära zu Ende und wir haben für euch nachgeschaut, ob diese Hitserie ein würdiges Ende erhalten hat.
Story:
Piper ist nun auf freien Füßen, aber sie hat Schwierigkeiten, sich an die vielen Regeln ihrer Bewährung zu gewöhnen, zumal sie die immer noch im Gefängnis sitzende Alex extrem vermisst. Unterdessen versauern die nicht US-stämmigen Insassen im Abschiebungsknast ohne jegliche Hoffnung und in Litchfield gibt es immer noch ein starkes Drogenproblem, wodurch einige arge Probleme bekommen und ihre mögliche Freilassung aufs Spiel setzen.
Eindruck:
Den sogenannten Haisprung hatte „Orange is the New Black“ schon seit einer ganzen Weile hinter sich. Zu viele Charaktere, zu viele Einzelschicksale und kaum noch eine Gesamtstory. Auch in der finalen Staffel wurde das nicht besser. Es ist zwar schön, dass viele Charaktere der ersten Stunde noch einmal ihren Auftritt in der Staffel bekommen, blähten aber die schier unglaubliche Masse an Charaktere noch weiter auf.
Und erneut wird das Hauptaugenmerk auf Einzelschicksale gelegt und es gibt keine große zusammenhängende Story. Entsprechend gibt es auch nicht wirklich Hauptdarsteller, sondern schlichtweg viele, viele Nebendarsteller, mit teilweise auch recht wenig Screentime. Die wenige Screentime nutzt aber immerhin jeder für sich ganz ordentlich, jeder vom Cast spielt wirklich sehr gut und man fühlt auch sehr mit den Charakteren mit, zumal nicht jeder ein Happy End erhält, was entsprechend auch realistisch ist. Aber teilweise verkommt es auch in argen Schmalz und ist künstlich in die Länge gezogen. Klar, geht es auchstellenweise sehr schockierend ab, vor allem der Part im Abschiebegefängnis hat es in sich. Aber gleichzeitig fehlt der Staffel auch das gewisse Etwas, was die ersten Staffeln so überragend intensiv und rührend gemacht hat.
Dadurch, dass man ständig von Charakter zu Charakter und damit von Ort zu Ort hetzt, kommt es dazu, dass es dauerhaft keinerlei Spannung gibt. Kaum ist man bei einem Charakter in der Geschichte drin, geht es zum nächsten und dazu ist jetzt nicht jeder der Charaktere wirklich interessant. Einige sind inzwischen schon sehr nervig und anstrengend anzuschauen und meist sind es ausgerechnet die, die noch am meisten Screentime bekommen haben.
Die Staffel ist also gefühlt mehr eine „Mission of the Week“ Serie Geworden, als durchgängig erzählt, auch wenn natürlich Ereignisse aufeinander abbauen. Die siebte Staffel besteht aus 13 Folgen zwischen 54 und 89 Minuten.
Von der Ausstattung und Inszenierung bleibt die Serie aber recht hochwertig, aber es sollte einem auch klar sein, dass aufgrund der vielen Spanisch sprechenden Charaktere auch entsprechend wirklich viel auf Spanisch gesprochen wird.
Das Ende selbst ist sehr seicht geraten. Wie bereits erwähnt, bekommt nicht jeder sein Happy End, womit man aber ganz gut leben kann. Einige Sachen wurden absichtlich etwas offen gehalten, auch das passt sehr gut.
Fazit:
Das Ende von „Orange is the New Black“ kommt leider mehr oder weniger 3 Staffeln zu spät. Die Schwächen der letzten beiden Staffeln werden hier konsequent weiter ausgebaut, wodurch die Staffel einiges an Intensität verliert, genauso wie Spannung. Die finale Staffel ist leider auch extrem schmalzig geraten und gefühlt 3-4 Folgen zu lang, aber immerhin endet die Serie ohne Cliffhanger und das ohne, dass man sich irgendwie aufregen muss, wenn auch stellenweise etwas seicht. Insgesamt ist es jetzt kein Mega Ende einer großen Serie, aber halt ein solides Ende, mit dem man ganz gut leben kann und zum einmal Anschauen ist es auch ganz okay.
(Pierre Schulte)
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