Jetzt hat das Open World Fieber auch One Piece angesteckt. Die One Piece Vorlage umfasst eine riesige Welt mit massig Potential Geschichten zu erzählen und spannende Abenteuer zu erleben. Eine offene Welt könnte dem Konzept nach also keine schlechte Idee sein. Entwicklerstudio Ganbarion kann zudem ein beeindruckendes Resümee an One Piece Spielen aufweisen. Ein erfahrenes Entwicklerteam und die Erfolgslizenz One Piece, da kann doch eigentlich gar nichts mehr schief gehen oder? Mehr dazu jetzt im Test von „One Piece World Seeker“ für die PS4.
Ruffy und seine Strohhut-Piraten folgen einer heißen Spur zur Himmelsinsel, hier soll ein wertvoller Schatz versteckt sein. Wie das Piratenleben so spielt, war der Schatz nur ein Köder der Marine, um die gesuchte Bande dingfest zu machen. Ruffy lässt sich aber nicht so leicht aufs Korn nehmen und entscheidet sich stattdessen von der schwebenden Insel zu springen. Wieder festen Boden unter den Füßen, kommt er auf der Gefängnisinsel zu Bewusstsein. Jetzt heißt es schnell die alte Crew zusammensuchen und den Geheimnissen an Land auf den Grund gehen. Die Story in „One Piece World Seeker“ entpuppt sich als gut erzähltes Familiendrama der zwei neu eingeführten Charaktere Jeanne und Isaac. Die Strohhut-Piraten befinden sich schon bald inmitten der Marinebefürworter und Opposition, samt bevorstehenden Bürgerkrieg. Die Geschichte kommt sehr schwerfällig in Fahrt und bedient sich vieler Klischees, ist im Endeffekt aber befriedigend. Mit den exzellenten Episoden des Animes kann der Plot allerdings nicht mithalten. Eines jedoch vorweg, in „One Piece World Seeker“ schlüpft ihr nur in die Rolle von Ruffy selbst, andere Crewmitglieder dienen lediglich als Nebencharaktere.
Bereits in den Trailern konnte man dem Spiel seine wunderschöne Cel Shading Optik ansehen. Im finalen Spiel sieht es nicht anders aus. Ich würde sogar behaupten „One Piece World Seeker“ ist das schönste, auf einem Anime basierende, Action Adventure auf der PS4. Die knallige Farbenvielfalt und Mixtur aus realistischen Texturen, gepaart mit Zeichentrick Grafik, sieht ausgesprochen originell aus. Das Spiel läuft weitestgehend flüssig, bei hohem Gegneraufkommen kam es im Test jedoch vereinzelt zu Aussetzern. Die Sprachausgabe ist in Japanisch gehalten und bietet deutsche Texte, sowie Untertitel. Gesprochen wird hauptsächlich in den Zwischensequenzen, viele vertonte Dialoge gibt es aber nicht. Im Ton-Dial Menü könnt ihr aus einer Fülle von Titeln auswählen, welche Songs beim Erkunden der Welt im Hintergrund gespielt werden sollen, ein willkommenes Feature.
Das Erkunden der Insel macht mit Ruffys Gum-Gum-Rakete besonders viel Spaß und nimmt beinahe Spider-Man-artige Züge an, da man sich fast an allen Dingen in der Umgebung festhalten und umher schwingen kann. Wäre da nicht nur ein kleines Problem: Die Spielwelt. Die offene Welt sieht zwar klasse aus, schafft es aber nicht, lebendig zu wirken. Auf der Insel ist einfach zu wenig los. Weite Landschaften, tolle Aussichten aber kaum Interaktion, zu wenig Leute in den Städten, keine begehbaren Shops oder sonstiges. Wodurch das Erkunden sehr schnell, sehr langweilig wird. In der Welt sind zwar überall Gegenstände und Schatztruhen versteckt, deren Inhalt aber über Craftingmaterial nicht hinaus geht. Es verbirgt sich einfach nichts Spannendes hinter dem Erkunden und Öffnen von Truhen. Einfaches Aufsammeln der Materialien ist nicht genug, des Weiteren müssen auch Baupläne gefunden werden, um entsprechende Ausrüstung herzustellen. „One Piece World Seeker“ artet dadurch schnell in ein zähes „alles aufsammeln“ Spiel aus, dazu trägt nicht zuletzt auch das uninspirierte Aufgabendesign bei. Fast jede Quest mündet in einer ermüdenden Materialbeschaffung oder dem Aufspüren von Personen mit anschließendem Kampf. Einziger Motivationsfaktor ist das Karma-System, hier winken Belohnungen für das Erfüllen von Quests für die Bewohner der Insel aber auch für Charaktere, die wir im Laufe des Abenteuers treffen, bekannte Gesichter wie Law oder Smoker und Tashigi sind auch vertreten.
Das Kampfsystem in „One Piece World Seeker“ ist nicht besonders raffiniert aber spaßige Hau-Drauf Action. Ruffys Fähigkeiten können mit Erfahrungspunkten verbessert und erweitert werden. Attacken im Panzer-Haki wie Gum-Gum-Bazooka geben ein starkes Feedback, auch Blocken und Ausweichen sollte man, da die Geschosse der Gegner Ruffy schnell bewegungsunfähig machen. Insgesamt fühlen sich die Bewegungsabläufe aber zu hölzern an, man hat selten das Gefühl die volle Kontrolle über den Charakter zu haben. Das Aufpeppen von Ruffy war anfangs noch motivierend, wird später dann aber Nebensache, da man irgendwann nur noch Angriffskraft und Verteidigung verstärkt und kaum neue Fähigkeiten erlernt. Hier mal ein Beispiel, an einem bestimmten Punkt in der Story, kann man sich mit Ruffy in seine Gear 4 Form verwandeln und bekommt sogar einen eigenen Skilltree zum leveln, doch siehe da: das sind alles nur passive Erhöhungen der Angriffskraft. In dieser mächtigen Form hämmert man also nur auf den Viereck Knopf ohne Combos oder sonstige Extras – schade. Kommen wir zu einem weiteren Hauptmerkmal im Spiel: Das „Schleichen“. Als Ruffy Gegner leise auszuschalten ist schon von vornherein eine sonderbare Prämisse, da der aufgedrehte Anime-Held eher für seine „mit dem Kopf durch die Wand“ Mentalität bekannt ist. Im Kontext des Spiels kann es durchaus für Abwechslung sorgen oder? Bis auf das eine Mal im Tutorial konnte ich mich nur noch selten dazu bewegen diese „Funktion“ erneut zu verwenden. Es sei denn, das Spiel zwingt einen dazu. Ja richtig, es gibt Missionen, in denen wir unentdeckt bleiben müssen. Das Problem ist, dass es im Prinzip keinen „Schleichmodus“ gibt, Ruffy kann sich beispielsweise nicht ducken. Das Spiel erwartet eine langsame Herangehensweise durch behutsames Neigen des Analogsticks, um im Schneckentempo hinter Gegner zu schleichen. Obligatorisch kann man sich auch in Fässern verstecken und umherschlendern. Im Endeffekt scheiterten die meisten Versuche zu schleichen, weshalb die gute alte Methode der direkten Konfrontation herhalten musste.
Fazit: Es gibt definitiv Momente in denen Spielspaß aufkommt, wenn man mit Ruffy gummiartig durch die Welt flattert oder mit der Gum-Gum-Elefanten-Gattling ein Schlachtfeld säubert. Leider sind viele Mechaniken unausgereift und hätten noch einiges an Entwicklung gebraucht. „One Piece World Seeker“ hätte so viel mehr sein können. Es ist grafisch ohne Zweifel ein Hingucker mit viel Charme aus der Vorlage. Umso trauriger, dass es spielerisch weit hinter dem Möglichen zurück bleibt. Das Gameplay wirkt angestaubt und bietet wenig Abwechslung. Der offenen Welt fehlt es an Tiefe und Lebendigkeit, was die sonst schicke Präsentation leider auch nicht wettmachen kann.
Pro:
- wunderschöne Cel Shading Optik
- Ruffys Fähigkeiten zum Erkunden der Welt
- passender Soundtrack
Contra:
- leblose Spielwelt
- aufgesetzte Schleichfunktion
- angestaubtes Aufgabendesign
- zu viele Sammelaufgaben
- hölzerne Kampfeinlagen
(Sascha Djodaki)
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