Am 17. Juni 2021 kommt „One Last Call“ auf Blu-ray und DVD und am 3. Juni 2021 kam der Film bereits digital in den Handel und wir haben das Review dazu:
„Kein Anschluss unter dieser Nummer ins Jenseits… oder etwa doch??“
Auch in der nun kommenden wärmeren Jahreszeit, dürfen Horror- und Gruselfilme nicht fehlen. Genrefans dürften sich den 17. Juni 2021 rot im Kalender markiert haben, denn wenn die beiden Horror Ikonen Lin Shaye („Insidious“) und Tobin „Jigsaw“ Bell („Saw“) gemeinsame Sache machen, kann ja nur etwas Gutes bei herauskommen, oder? Im Vertrieb von EuroVideo Medien erschien der Film bereits am 03.06.2021 digital, während am 17.06.2021 die DVD und Blu-ray Fassung nachgereicht werden. Das Team von filme.de konnte bereits einen genauen Blick auf die Blu-ray Disc werfen und wir verraten, ob der Film denn so gruslig ist, wie es der Trailer verspricht oder ob wie so oft lediglich die großen Namen herhalten mussten…
STORY:
Vier Teenager sind über mehrere Jahre nicht gerade freundlich zu dem älteren Ehepaar Cranston. Sie drangsalieren sie so weit, bis sich im Herbst 1987 Edith selbst das Leben nimmt. Und doch ahnen die vier Freunde nichts Schlimmes, als der Witwer Edward sie bittet, in sein Haus zu kommen. Angeblich wurden sie im Testament der Verstorbenen vermerkt und das Einzige was sie machen müssen, um an das Geld zu kommen, ist für 60 Sekunden in der Leitung zu bleiben. Klingt einfach und überschaubar, doch schon bald wendet sich das Blatt, denn das was sie erwartet, hat ganz viel mit ihren schlimmsten Albträumen zu tun. Eins ist klar, es geht nicht um eine Erbschaft, sondern ausschließlich um Rache!
EINDRUCK:
Inszeniert wurde „One Last Call“ (im Original: „The Call“ 2020) von Timothy Woodward Jr., der bereits einiges an Erfahrung in diesem Genre hat. Zuletzt arbeitete er bereits mit Lin Shaye im Horrorfilm „The Final Wish“, der bei uns leider keinen Release erhielt, zusammen. Aber zurück zu „One Last Call“, der ruhig beginnt und sich genügend Zeit für die Einführung der vier Jugendlichen nimmt. Als Zuschauer kann man sich leicht in die Rolle von Chris, dem „Neuen“, hineinversetzen: er ist neu in der Stadt bzw. an der Schule und gerät gleich an die nicht ganz koscheren Jugendlichen. Aber als Neuer hat man es ohnehin schwer genug und so muss er notgedrungen mit ihnen mitmischen. Die drei anderen Teens Tonya, Zack und seinen kleineren Bruder Brett findet man von Anfang an unsympathisch. Genau das wollte aber auch Regisseur Woodward Jr., damit man zum einen die Beweggründe von Edith Cranston besser nachvollziehen kann und zum anderen, dass man sich nicht zu sehr an die Teenie-Gören gewöhnt.
Kaum im Haus angekommen, erklärt der Witwer Edward Cranston, dass die Clique im Testament auftaucht und sie 100.000,- Dollar bekommen, wenn jeder für sich allein eine ganze Minute am Telefonhörer im Arbeitszimmer des 1. Stockwerkes dranbleibt. Was zuerst von allen Beteiligten belächelt wird, sollte sich als ihr schlimmster Albtraum herausstellen, denn am anderen Ende der Leitung ist die verstorbene Edith…
Ja, die Geschichte klingt interessant, gut durchdacht und könnte wirklich frischen Wind ins Genre jagen. Könnte! Leider hat der Film so seine kleinen aber auch unnötigen Fehler. Fangen wir mal mit dem Jahrmarkt am Beginn des Filmes an. Bis auf die vier Hauptdarsteller und ein paar Schausteller, hat der Jahrmarkt wenig Leben zu bieten. Hier wirkt, vermutlich aufgrund des geringen Budgets, alles recht leer und austauschbar. Auch der Ton bietet nicht gerade viele Umgebungsgeräusche, was sehr befremdlich wirkt. Geschenkt! Dafür ist der restliche Film doch gruslig, oder? Jein! Klar, einige Kameraeinstellungen und auch der dritte und vierte Albtraumpart bieten schon mal den ein oder anderen netten Schockeffekt, aber nichts, was man als Genrefreund nicht bereits zig-fach in anderen Vertretern gesehen hat.
Wäre das nicht genug, ähneln sich die ersten beiden Alpträume der Brüder aufgrund der Thematik zu sehr und sind auch nicht im Geringsten beängstigend oder gar gruslig. Diese, für jeden einzeln zugeschnittenen Alptraumpassagen, dauern ca. 5 bis 10 Minuten und bieten im Grunde außer Fluchtversuche in dunklen, verstörenden Gängen und Zimmern, nichts bahnbrechend Neues. Visuell zwar äußerst dunkel aber immerhin atmosphärisch und schick in Szene gesetzt, werden diese Albträume mal in blaues, mal in rotes und mal in gelbes Licht getaucht, während die Darsteller oftmals nur als dunkle Schatten zu sehen sind. Wie gesagt, da hier kein echter Horror aufkommen mag, werden genau in diesen Szenen wertvolle Punkte verschenkt – denn wenn ein Horrorfilm nicht einmal in den eigenen Alptraumsequenzen, in denen der Phantasie praktischerweise keine Grenzen gesetzt sind, gruslig ist, wann bitteschön denn dann?
Da der Film ein FSK 16 Siegel erhalten hat, halten sich auch brutale Szenen in Grenzen. Unnötige oder überbordende Gewalt bekommt man bei „One Last Call“ nicht zu sehen.
Oft wird man nicht nur visuell, sondern auch (bewusst) akustisch an die Netflix Hit-Serie „Stranger Things“ erinnert, wenn einem, gerade zu Beginn des Films, die Synthi-Riffs und 80s Rock-Songs um die Ohren fliegen. Hier bekommt man dann wirklich das ein oder andere Mal das Gefühl, als wäre man im Jahr 1987. Heutzutage ein zwar nicht unbedingt neues aber immer noch recht cooles Gimmick.
Während die Teenies allesamt austauschbar sind, saugt man dafür als Zuschauer jedes einzelne Wort und jede Geste von Lin Shaye und Tobin Bell auf. Gerade wenn Tobin während der Testamentsverkündung verrät, dass er gerne Spiele spielt, denkt man doch als Horrorfan sofort und breit grinsend an seine Rolle in den „Saw“ Filmen. Sobald einer der beiden Routiniers am Bildschirm auftaucht, wird eine solche Präsenz und Charisma ausgestrahlt, wie es eben nur die beiden können. Sie sind es auch, die den Film, strenggenommen, vor dem Prädikat „Einheitsbrei“ retten. Hier wurde leider viel Potential verschenkt. Eventuell nimmt mal ein Filmstudio etwas mehr Geld in die Hand und greift die Idee nochmals auf, denn die Story selbst ist nicht schlecht.
BILD:
Das Gezeigte wird uns im Ansichtsverhältnis 2,39:1 präsentiert, zeigt also am oberen und unteren Bildrand schwarze Balken. Die Farben und auch der Kontrast wurden genreuntypisch etwas hochgefahren und auch einige Unschärfen lassen sich teilweise ausmachen. Die (Grund-)Schärfe ist im gehobenen Durchschnitt anzusiedeln und bietet die meiste Zeit über ein ordentliches Bild, manchmal wird nur der Bereich, auf der die Belichtung liegt, schön scharf und detailreich wiedergegeben – der Rand bleibt etwas verschwommen. Da es sich hier um ein bewusstes Stilmittel handelt, wird dies nicht negativ bewertet. Der Schwarzwert ist zwar solide, lässt aber dafür in den dunklen Szenen so manches Detail absaufen, bzw. zeigt uns nicht immer, was auch Regisseur Timothy Woodward Jr. und sein „Stamm“-Kameramann Pablo Diez zeigen wollten. Horrorfilme können zwar dunkel sein, aber zu dunkel auf Kosten fehlender Details, sollte es dann nicht sein.
TON:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
Sowohl der deutsche, als auch der englische Originalton sind im Großen und Ganzen in Ordnung. Ein akustisches Effektfeuerwerk darf man zwar nicht erwarten, dennoch fallen dem Zuschauer in diesem doch recht gemächlichen Horrorfilm dezente direktionale Surround Effekte auf. Erst recht, wenn sich der Score von Samuel Joseph Smythe, der bereits einige Star Wars Videospiel-Soundtracks komponierte, gleichmäßig auf alle Speaker verteilt. Leider erzeugt nicht einmal der gelungene, dafür aber auch recht austauschbare Soundtrack, eine wohlige Gänsehaut. Der Subwoofer bekommt wenig bis gar nichts zu tun – immerhin sind die Dialoge stets gut zu verstehen, könnten aber in ihrer Dynamik noch etwas direkter rüberkommen.
EXTRAS:
- Trailer (HD)
Leider befindet sich auf der blauen Scheibe lediglich ein deutscher Trailer zu „One Last Call“. Hier wäre ein Making-Of mit Blick hinter die Kulissen des Drehs sehr interessant gewesen. Nicht einmal ein Audiokommentar lässt sich ausmachen. Auch hier werden leider wertvolle Punkte verschenkt.
FAZIT:
Die blaue Scheibe aus dem Hause EuroVideo bietet ein etwas zu dunkles, aber immer noch solides Bild, mit satten Farben und einigen Stilmitteln. Der Ton reißt zwar keine Bäume aus, geht aber unter Einsatz einiger toller direktionaler Effekte insgesamt noch in Ordnung.
Auch wenn die Horror-Ikonen Lin Shaye und Tobin „Jigsaw“ Bell erstmals gemeinsam vor der Kamera standen, kommt „One Last Call“ leider nicht über Mittelmaß hinaus. Eine eintönige Umsetzung, verschenktes Potential und leider auch zu wenig Grusel, machen den Film leider nicht unbedingt zum Pflichtkauf für Horrorfans.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
Hier erhältlich:
- One Last Call (Blu-ray)
- One Last Call (DVD)
- One Last Call (digital)
(Alexander Gabler)
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