Story:
Rick Dalton, einst ein gefragter Mann in Hollywood, gehen die Rollen aus. Nachfragen gibt es nur, ihn noch als Bösewicht einzusetzen, auch ein Treffen mit Filmproduzent Marvin Schwarz bestätigt den Eindruck, dieser bietet im lediglich eine Hauptrolle in einem Spaghetti-Western in Italien an. Gut, dass sein Stuntdouble Cliff Booth ihm aufbauend zur Seite steht, selbst, als er wegen Trunkenheit seinen Führerschein verliert. So springt Cliff quasi als Chauffeur ein und erledigt nebenbei noch anfallende Hausarbeiten. Als im Nachbarhaus von Rick dann der berühmte Roman Polanski mit seiner Frau Sharon Tate einzieht, bleiben Rick nur neidvolle Blicke. Er sucht immer mehr Trost im Alkohol, worunter selbst seine kleinen Rollen als Bösewicht leiden, es scheint unaufhaltsam bergab zu gehen mit seiner Karriere.
Unterdessen lernt Cliff zufällig das Hippie-Mädchen Pussycat kennen, die ihn bittet, sie zu einer ehemaligen Filmranch zu fahren. Sie möchte ihm Charles Manson vorstellen und die mittlerweile dort lebende Hippies, diese beäugen ihn allerdings recht skeptisch. Dazu bringt Cliff sich eher ungewollt in Schwierigkeiten, es kommt zu einer Konfrontation. Kurz bevor es zu eskalieren droht, verlässt Cliff die Ranch, doch dies wird nicht die letzte Begegnung mit der Kommune sein.
Um den Knick in seiner Karriere zu beenden, entschließt sich Rick, das Angebot von Marvin Schwarz anzunehmen. Gemeinsam startet er mit seinem Freund Cliff in Richtung Europa, in der Hoffnung zu altem Glanz zu kommen und in Hollywood wieder gefragt zu sein. Ob dieses gelingt und was es mit den Hippies um Manson auf sich hat, wird natürlich nicht verraten.
Eindruck:
Was für eine Verneigung von Quentin Tarantino vor Hollywood, er dreht in seinem 9. Film, einen Film über das Filmemachen.
Wobei es auch eine Geschichte einer ungleichen Freundschaft ist, zwischen dem Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und seinem Stuntdouble Cliff Booth (Brad Pitt). Der immer zu ihm steht, egal, ob es karrieretechnisch bergab geht oder er mal voller Selbstzweifel ist, Cliff baut ihn stets auf. Prinzipiell helfen und ergänzen sie sich gegenseitig, denn Cliff hat, bis auf seinen Hund, sonst auch niemanden.
Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ wirkt anfänglich sehr dokumentarisch. Man sieht Rick bei Dreharbeiten, Schnipsel aus seinen Werken und sein Leben als Privatmensch. Nach und nach streut Tarantino mehr in die Welt der beiden ein, das Umfeld wird größer und endet in einem furiosen Finale.
Leonardo DiCaprio spielt umwerfend auf, seine Darbietung als verunsicherter Schauspieler im Kontrast zu seiner Leistung beim Dreh einer Szene sind großartig. Für mich erneut eine oscarreife Vorstellung von ihm, eben wirkte er noch zerbrechlich, unsicher und den Tränen nah, glänzt er kurz darauf mit einer Schauspielleistung, die den Regisseur niederknien lässt. Ein herrlich facettenreiches Spiel von DiCaprio, das einen häufig mit offenem Mund im Kinositz zurücklässt.
Allerdings bietet Brad Pitt ebenfalls eine genüssliche Darbietung, auch wenn er eigentlich der Ruhepol für Rick Dalton spielt, der ja so seine Sorgen hat. So bekommt er in „Once Upon a Time in Hollywood“, genügend Momente, die man garantiert nicht vergessen wird. Die spielt Pitt so leidenschaftlich, dass es einen quasi umhaut. Quentin Tarantino hat die Figur von Brad Pitt nicht einfach als Sidekick zu DiCaprio angelegt, sondern ihm eine eigene Präsenz verschafft.
Tarantino kitzelt aus den Darstellern einfach das Beste heraus. Der ohnehin schon hochkarätige Cast strahlt einfach noch schöner, als ob alle ihren Kokon abgestreift hätten. Natürlich bleibt Tarantino sich auch in seinem 9. Film treu, es gibt ausschweifende, wie immer gelungene pointierte Dialoge, selbstverständlich nackte Füße, er schwelgt in fantastischen Bildern, bietet imposante Kameraeinstellungen, eine atemberaubende Kulisse, viele verweise auf die Filmlandschaft und natürlich einen vorzüglichen Soundtrack. Gerade die Optik vermittelt ein besonderes Flair, alles sieht aus wie in den 69er Jahren, diese Besessenheit zur Perfektion macht Tarantino so einzigartig.
Einige Kritiker finden Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ zu selbstverliebt, sowohl bei den Dialogen wie auch in seinen Bildern. Zudem erkennen sie kaum eine Story, empfinden vieles zu langatmig und bewerten seine ständigen Verweise eher ermüdend. Nun ja, Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht. Sprich Tarantino gibt der Geschichte und den Darstellern seinen gewohnten Raum, um sich zu entfalten. Daher wächst der Film natürlich und ungezwungen, so, wie die Fans es von Tarantino gewohnt sind, nichts wirkt gehetzt oder deplatziert. Der Zuschauer kann entspannt wie gespannt die Bilder bewundern, Details entdecken und die brillanten Dialoge genießen.
Tarantino ist der Spagat gelungen, sich wieder neu zu erfinden und trotzdem erkennbar einen typischen Tarantino Film abzuliefern. Kaum ein Regisseur schafft es, seine Darsteller so opulent und einzigartig in Szene zu setzen, ihnen geschliffene Dialoge zu geben und damit den Zuschauer zu begeistern.
Allein die Szene mit der wunderbar aufspielenden Margot Robbie im Kino, sie sagt nichts und sitzt in ihrem Stuhl. Er zeigt neben ihren Füßen fast nur ihr Gesicht, die Mimik und Gestik, die sie hier bietet, beim Betrachten des Films, ist zum Zunge schnalzen, einfach köstlich. Aber auch Brad Pitt und Leonardo DiCaprio besitzen solche Szenen, die sie wortlos mit Leben füllen. Einzigartig, wie Tarantino, der eher bekannt für seine Dialoge ist, diese ruhigen Bilder so bemerkenswert inszeniert, dass sie Bände sprechen. Selbst so simple Dinge wie eine Autofahrt zelebriert Tarantino so beachtlich, dass es wie ein Highlight erscheint. Das ist einfach ganz großes Kino, welches prächtig unterhält.
Fazit:
Wer bis dato mit Quentin Tarantinos Werken nichts anfangen konnte oder warm wurde, der wird sicherlich auch hier nicht abgeholt werden. Alle anderen, sprich die Fans, werden den Film feiern, denn sie bekommen das, was sie erwarten. Eben üppige Dialoge, eine erstaunliche Kulisse, die allein schon enorm Atmosphäre versprüht und neben der Gewalt gibt es auch genug zum Lachen. Für mich verging der Film trotz hoher Laufzeit wie im Flug und wie man bis hierhin lesen konnte, dass ich begeistert bin, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
(Hartmut Haake)
©Bilder und Trailer Sony Pictures – Alle Rechte vorbehalten!
Sehr schönes Review, wirklich sehr gut. Jetzt ist meine Vorfreude auf den Film noch größer. Danke dafür. 😉
Wie immer ein sehr schön zu lesendes, soweit wie möglich objektives, Review, welches sich größtenteils mit meiner Erfahrung deckt. Vielen Dank