„Once upon a time in Hollywood – Es war einmal in Hollywood“ – das ist er also, der 9. Film von Kult Regisseur Quentin Tarantino. Wie gewohnt führte er nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch und natürlich gibt es wieder eine grandiose Auswahl an Darstellern. Man könnte schon meinen, Tarantino ruft und alle kommen angelaufen. Eine Ausnahmeerscheinung, die nicht wirklich viele Regisseure der Filmgeschichte für sich verbuchen können. Mit dabei sind unter anderem: Leonardo DiCaprio, Al Pacino, Brad Pitt, Margot Robbie, Bruce Dern, Kurt Russel, Dakota Fanning und viele mehr. Ein Cast, der normalerweise schon jegliches Budget sprengen würde, noch bevor man eine Filmsekunde im Kasten hat. Die Geschichte rund um das Hollywood der 60er Jahre, den Sektenführer Charles Manson und eines seiner bekanntesten Opfer, Sharon Tate, wirbelte extrem viel Staub auf. Wie Tarantino diese Figuren nun unter einen Hut gebracht hat, was er uns überhaupt für eine Geschichte erzählen will und ob die Zweifel an der genannten Kombination berechtigt sind, werde ich euch in diesem Review verraten
Story:
Rick Dalton, einst gefeierte Hauptdarsteller der Serie Bounty Law, sieht sich nach seinem kurzen Kinoleinwandausflug am Ende seiner Karriere. Nun wird er nur noch als Bösewicht für alle aktuellen Serien gebucht und sein einstiges Stuntdouble Cliff Booth ist nur noch sein Fahrer, Helfershelfer und bester Kumpel. Obendrein zog direkt neben Rick der aufstrebende Regisseur Roman Polanski nebst Ehefrau Sharon Tate ein. Polanski, der neue Stern am Regiehimmel und Dalton, auf seinem absteigenden Ast. Während Polanski und Tate die angesagtesten Partys, unter anderem auf Hugh Hefners Playboy Mansion feiern, bleibt Rick noch sein Pool im Garten. Kein Wunder das Rick Dalton in Selbstmitleid zerfließt, kein Aas interessiert sich mehr für ihn. Während Cliff, seinen Boss und Kumpel von einem Seriendreh zum nächsten fährt, begegnet dieser immer wieder einer Gruppe junger Hippies. Pussycat, eine der Hippies, versucht ihr Glück als Anhalterin und lässt sich von Cliff zur alten Spahn Ranch kutschieren. Cliff kennt diese Ranch noch als Western Kulisse aus vergangenen Tagen, nun scheint diese von lauter Hippies bevölkert zu sein, die alles andere als vertrauenswürdig daherkommen. Doch Cliff kann trotz Bedenken nichts Verdächtiges erkennen, dennoch stimmt mit dieser Horde irgendwas nicht. Zwischenzeitlich kommt Rick zu der Erkenntnis, dass es wohl doch besser sei, ein ausstehendes Filmangebot aus Italien für Spaghetti-Western anzunehmen. Wenn die Karriere schon stagniert, dann kann man wenigstens gutes Geld verdienen und so reisen Rick und Cliff nach Italien. Vergessen sind die Hippies und die Promi Sorgen. Rick gefällt sogar das Leben mit einer Horde italienischer Paparazzi im Schlepptau. Mehrere Monate später und verheiratet mit einer schönen Italienerin, kehren Rick mit Cliff zurück. Nur das sündhaft teure Leben in Italien und seine Ehe zwingen Rick dazu, Cliff nicht mehr beschäftigen zu können. Zum Abschied ihrer „geschäftlichen“ Beziehung lassen Rick und Cliff dieses mit einem fetten Besäufnis ausklingen. Nach ihrer Rückkehr in Ricks Haus tauchen plötzlich wieder diese Hippies in der Einfahrt auf, welche nicht nur zu Rick, sondern ebenfalls zu den Polanskis führt. Doch diesmal scheint es nicht alleinig um Love and Peace zu gehen…
Meinung und Wertung:
Für mich ist Quentin Tarantino ebenfalls ein Top-Regisseur, auch wenn ich im Gegensatz zu vielen anderen nicht alle seine Filme als Meisterwerke bezeichnen würde. Nach „The Hatefull Eight“ den ich zwar als gelungenes Kammerspiel, nicht aber als besonders herausragend betrachte, war meine Erwartung an Tarantinos neunten Film schon recht groß. Konnte er wieder an „Inglourious Basterds“ und „Django“ anschließen? Ja und Nein lautet die Antwort. „Once upon a time in Hollywood“ ist kurz zusammengefasst: Tarantinos untypischster, typischster Film.
Das Storytelling ist gewohnt Tarantino, lange Dialoge, lange Szenen. Im Vorfeld waren ja bereits die Charaktere sowie die zeitliche Einordnung bekannt. Durch die Vermischung der fiktiven Figuren des Rick Dalton und Cliff Booth mit den realen Figuren Roman Polanski, Sharon Tate und Charles Manson, dürften wohl viele der Meinung gewesen sein, man wüsste wohin der Hase läuft. Doch Pustekuchen, mit zunehmender Laufzeit fragt man sich immer mehr, wohin uns Tarantino führen will, keine große Spannung, keine Action, keine Gewalt. Die Screentime um Rick Dalton und Cliff Booth nimmt zu und das erwartete Unheil nimmt ab. Hat uns Tarantino mit seinen Trailern / Infos tatsächlich hinters Licht geführt und das Drama um Polanski und Tate ist nicht das Hauptthema? Nun, aus Gründen des „Nicht-Spoilern-Wollens“, werde auch ich jetzt nicht verraten, wohin Tarantinos 9. Film führt.
Vielmehr möchte ich auf Tarantinos Umsetzung eingehen. Ich verstehe Tarantinos aktuellen Film als eine Liebeserklärung an das Hollywood vergangener Tage, welcher zu einem Zeitpunkt spielt, der unter anderem zu einem dramatischen Wendepunkt im Leben eines bekannten Regisseurs geführt hat. Die fiktiven Hauptcharaktere Rick Dalton und Cliff Booth stehen stellvertretend für Darsteller, die zwar ein jeder kannte, die aber nie den großen Durchbruch schafften. Gerade die älteren Generationen kennen die Gesichter eines jeden Gegenspielers, welche in allen aktuellen Serien der 60er, 70er und 80er Jahre, teils sogar bis in die 2000er mitgespielt hatten. Nur an deren Namen erinnert sich so gut wie niemand. Stellvertretend für diese, steht die Figur des „Rick Dalton“. Dazu ist ebenfalls der älteren Generation der Name Roman Polanski und dessen Ehefrau Sharon Tate ein Begriff, deren Leben eine dramatische Wendung nahm. Tarantino fängt den Zeitgeist und diese realen Figuren unglaublich gut ein, aber auch seine fiktiven Figuren könnten nicht realer wirken. Das Setting, die Kostüme und die Musik sind hervorragend gewählt und man ist versucht, sich sofort den Soundtrack zu bestellen oder wie man das heute macht, herunterzuladen. Die Anspielungen auf reale Figuren, Filme / Serien sind toll, witzig und ironisch umgesetzt. Wer wollte nicht schon immer Leo in der Rolle von Steve McQueen bei „Gesprengte Ketten“ sehen. DiCaprio spielt den absteigenden Darsteller mit seinen Panikattacken ebenfalls zu herrlich, während Brad Pitt die Coolness in Person darstellt. Margot Robbie schlüpft in Sharon Tates Figur, wie in eine zweite Haut. Damian Lewis wirkt anfangs etwas befremdlich als McQueen und obwohl dieser wie Mike Moh als Bruce Lee, nur einen Kurzauftritt hat, nimmt man beiden im Laufe ihrer Szenen die Figuren tatsächlich ab.
Was zu einiger Kritik führte ist, die für Tarantino untypische blutleere Inszenierung. Lange Dialogszenen ist man von ihm ja gewohnt, aber das so lange nichts wirklich „bewegendes“ oder „spannendes“ passiert, stieß einigen sauer auf. Und auch wenn es im Verlauf und gerade gen Ende einige heftige Szenen gibt, scheint dies einige nicht befriedigt zu haben. Ich muss zugeben, ich wurde zwar durch DiCaprios und Pitts Spiel gut unterhalten, doch auch ich fand die recht ruhige Inszenierung etwas befremdlich. Nicht, dass mich die fehlenden Spannungsspitzen oder Gewaltszenen gestört hätten, aber für einen Tarantino war das mit zunehmender Laufzeit doch recht ungewöhnlich. Tarantino ist ja nicht unbedingt für biografische oder dokumentarische Werke bekannt. Da ich aber zu denjenigen gehöre, die fast jeden Film zu Ende schauen und erst am Schluss zusammenzählen, kann ich spoilerfrei verraten, dass ich vom Gesamtwerk nicht enttäuscht wurde. Doch die Fangemeinschaft scheint in diesem Punkt etwas zwiegestalten, was ich teils nachvollziehen kann. Ist man Fan solcher Titel wie: „Kill Bill“, „Inglourious Basterds“, „Death Proof / Grindhouse“, etc. und wurde schon mit „Jackie Brown“ oder „Kill Bill 2“ nicht warm, so werden diese wohl auch mit Nummer Neun nicht glücklich werden. Jeder, der aber Tarantinos Leidenschaft für das Hollywood vergangener Tage teilen kann, der wird auch Spaß an diesem Film und dessen tolle detaillierte Darstellung haben. Dennoch wird dies Werk wohl noch so einige Geister scheiden, eine Sichtung ist er aber allemal wert. Mir persönlich hat er sehr gut gefallen. Für mich ist Tarantinos 9. Film ein Nostalgietrip mit wirklich sehenswertem Ende, der sicherlich noch mehrere Male in meinem Player landen wird. Auch wenn ich anfangs erwähnte, euch das Ende nicht spoilern zu wollen, so möchte ich nur anmerken: Tarantinos Titel ist Programm. Denn er heißt nicht umsonst „Once upon a time…“ zu Deutsch „Es war einmal…“, nun stellt euch einmal selbst die Frage, welche Geschichten so beginnen und wie sie gewöhnlich enden? Daher lohnt es sich diesen bis zum Ende und noch ein bisschen weiter zu schauen.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild der DVD ist sehr ordentlich ausgefallen. Farben und Kontraste passen, der Schwarzwert sieht für eine DVD sogar sehr gut aus. Die Schärfe ist auf Top DVD-Niveau. Wenn überhaupt, dürften nur wenige Filme, besser auf DVD aussehen.
Ton:
Der Ton geht für eine DVD mit Dolby Digital 5.1 ebenfalls in Ordnung. Wobei dieser mehr auf die Dialogverständlichkeit ausgelegt ist und eigentlich so gut wie keine großartigen Surroundeffekte zu bieten hat. Aber auch bei der Musikwiedergabe weiß der Ton zu überzeugen und so dreht man während der musikalischen Passagen gerne mal etwas mehr auf.
Extras:
- Entfernte Szenen
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Sony Pictures Entertainment – Alle Rechte vorbehalten.
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Klasse Review, meine Lust zur erneuten Sichtung ist geweckt.
Ich bin hier voll und ganz bei dir Marc, vielen Dank für die tolle Review. Auch für mich ist der Film ein ander Tarantino, aber dennoch ein Tarantino. Setting und Soundtrack ragen heraus, auch die schauspielerischen Darstellungen sind allesamt top!