Am 11. März 2021 kommt „Nur ein einziges Leben“ auf Blu-ray, DVD und digital in den Handel und wir haben das Review dazu:
Story
Im deutsch besetzten Frankreich zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, entdeckt der junge Hirte Jo eine Vielzahl an jüdischen Kindern auf einem Bauernhof. Eine seltsame Begegnung mit einem Fremden verändert das ruhige Leben von Jo schlagartig, jetzt ist nichts mehr wie es war. Die Witwe Horcada und ihr Schwiegersohn Benjamin betreiben den Hof, der in einem kleinem Dorf in den Pyrenäen liegt. Benjamin vermisst seine Tochter Anya und hofft, sie bald zu finden. Unterdessen hilft er aufopferungsvoll, die jüdischen Kinder zu schützen.
Mit seiner Schwiegermutter zusammen verhilft Benjamin den Kindern zur Flucht nach Spanien. Als allerdings die deutschen Soldaten plötzlich auftauchen, gestaltet sich alles schwieriger. Das Risiko, die Kinder über die Grenze zu bringen, ist enorm hoch geworden. Dennoch versuchen es alle gemeinsam, die Kinder in Sicherheit zu bringen.
Eindruck
Unter der Regie von Ben Cookson, entstand die Verfilmung nach der gleichnamigen Romanvorlage von Michael Morpurgo. Auch Steven Spielberg adaptierte schon einen Roman des Autors und verfilmte das Buch „War Horse“. Ben Cookson inszeniert hier ein Kriegsdrama, das bewegend und einfühlsam erzählt ist. Dazu holte er den Stranger Thing Star Noah Schnapp (Jo) mit an Bord, der mit vorzüglichen Darstellern wie Anjelica Huston (Horcada), Jean Reno (Henri), Frederick Schmidt (Benjamin) oder auch Thomas Kretschmann, an seiner Seite aufspielen kann.
Die Herangehensweise ist fast friedlich und der Schrecken des Krieges scheint weit weg zu sein. Doch spitzt sich die Lage zunehmend zu, denn die Kinder jetzt nach Spanien zu schmuggeln, wird eine große Herausforderung. Ben Cookson erzählt seine Geschichte mit fast verträumten Bildern und ebensolchen Menschen, die in Zeiten des Krieges, an ihrer Menschlichkeit festhalten konnten. Das idyllische Dorf, die ländliche Gegend und all das umringt von Bergen. Die Kulisse ist nahezu harmonisch und trügerisch zugleich. Kameratechnisch ist das Ganze gut eingefangen und erzeugt eine gelungene Bildersprache.
Fazit, die Inszenierung von „Nur ein einziges Leben“ ist bodenständig und fast unspektakulär. Die Figuren agieren nachvollziehbar, Kinder bleiben Kinder und verhalten sich auch so. Sie werden hier nicht wie so häufig zu sehen, klüger, erfahrener und mit neunmalklugen Dialogen in Szene gesetzt. Dazu zählen auch die Erwachsenen in dem Film. Sie behandeln Kinder eben wie Kinder sind. Aber, ein paar Klischees schleichen sich in der Charakterisierung schon ein. So wirken manche Figuren wie man sie häufig schon gesehen hat. Diese sprechen Dialoge, die man zu ihren Rollen erwartet. Ein Paradebeispiel ist hier der deutsche Leutnant. Aber auch Benjamin bietet für seinen Part zu wenig Ecken und Kanten. Seine Figur wirkt einfach nur zu sanft und gutmütig. Hier mangelt es einfach an Tiefe, um den Zuschauer diese nicht unwichtige Figur greifbarer erscheinen zu lassen. Der Jungstar Noah Schnapp macht seine Sache sehr ordentlich. Er zeigt eine Mischung aus kindlicher Neugier und Unerfahrenheit. Jean Reno hat zwar spärliche Auftritte, aber seine Präsenz in der Verbindung mit seiner Gestik, reicht vollkommen aus. Abgesehen davon gefällt mir die Inszenierung und mit einem gemächliche Erzählstil, kann ich gut leben.
Die Geschichte ist wie gesagt, ruhig und undramatisch erzählt. Die Menschen und ihr Handeln stehen im Vordergrund. Der Krieg ist nur dank der anwesenden Soldaten präsent, in Angesicht des abgelegenen Dorfes aber nachvollziehbar. Bei den Figuren der Soldaten, ist die Charakterisierung eher eindimensional, hier stechen zwei sehr deutlich heraus. Thomas Kretschmer (Corporal) kommt in seiner Rolle als Kumpel Typ rüber, freundlich, hilfsbereit und oftmals nachdenklich. Der Leutnant (Tomas Lemarquis) dagegen ist kalt, überheblich und selbstgefällig. Hier wurden leider die Klischees zu stark auf die Akteure gelegt, dadurch wirkt vieles vorhersehbar und spannungsarm.
„Nur ein einziges Leben“ ist ein familienfreundliches Kriegsdrama. Spektakuläre Kriegsszenen oder ähnliches, sind meist nur angedeutet. Was dem Film fehlt, ist ein besserer Spannungsbogen, denn die eigentliche Tat, die Rettung der Kinder, verschwindet oftmals im Hintergrund. Und die Figur des Jo ist zu undramatisch, um den Zuschauer auf Dauer bei Laune zu halten. Es mangelt an aufwühlenden Situationen und wenn sich dann eine ergibt, ist sie fast im gleichen Atemzug erledigt. Wen das nicht stört, der bekommt einen visuell schönen Film, mit guten Darstellern und einer Geschichte, von mutigen Menschen, deren Taten heldenhaft sind. Wer sich hier ein temporeiches Drama erhofft, der sollte sich die Sichtung überlegen. „Nur ein einziges Leben“ ist kein schlechter Film, er krankt bisweilen nur an fehlender Spannung und drastischen Momenten. Denn ein solch tiefgründiges Thema verlangt einfach, dass der Film den Zuschauer gefangen nimmt und ihn erst zum Finale hin befreit. Daher ist „Nur ein einziges Leben“ zwar ein sehenswerter Film, insgesamt aber zu behäbig inszeniert, um den Zuschauer durchweg zu begeistern.
Bild
Das Bild ist sehr blass gehalten, es erscheint bisweilen gar aufgehellt, gerade bei Außenaufnahmen. Im Inneren bekommt man eine harmonische und warme Farbgebung. Farblich trotz der teils fahlen Wirkung, bekommt man recht natürliche und teils reduzierte Farben, die thematisch stimmig und passend sind. Das Bild ist kontrastreich und offenbart viele Details. Der Schwarzwert ist prinzipiell gut, verliert aber an Sättigung in den blass erscheinenden Szenen.
Ton
Mit einer DTS-MA HD 5.1 Spur, ertönt der Score sehr voluminös und raumfüllend. Umgebungsgeräusche, wie Regen zum Beispiel, nutzen ebenfalls das gesamte Boxenset. Auch wenn sie nicht so aufdringlich abgemischt sind, um vom Geschehen abzulenken. Die Abmischung passt sich dem Erzählstil an, ist zwar stellenweise sehr dynamisch, bleibt ansonsten aber hörbar im Hintergrund. Selbstverständlich sind die Dialoge klar und gut verständlich, somit eine unspektakuläre aber passende Tonspur.
Extras
- Trailer
Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
Hier erhältlich:
- Nur ein einziges Leben (Blu-ray)
- Nur ein einziges Leben (DVD)
- Nur ein einziges Leben (digital)
(Hartmut Haake)
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